Joker 2 zerstört Jahre der DC-Entwicklung: Harley Quinn braucht keinen Psycho-Clown, sondern Poison Ivy

08.04.2023 - 09:30 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Harley Quinn und der Joker
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Harley Quinn und der Joker
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In Joker 2: Folie à Deux bringt uns Lady Gaga eine neue Version von Harley Quinn. Müssen wir wirklich schon wieder eine toxische Beziehung mit dem DC-Schurken sehen?

Versteht mich nicht falsch. Ich liebe Joker als düsteres Psychodrama, das zeitgleich die Origin-Story eines der ikonischsten Comic-Schurken erzählt. Joker 2: Folie à deux erweitert die erfrischend ungewöhnliche DC-Vision mit Harley Quinn, die von Lady Gaga neu interpretiert wird.

Ich habe volles Vertrauen in Regisseur Todd Phillips, dass mich sein DC-Psycho-Musical erneut begeistern wird. In einem Punkt habe ich dennoch große Bedenken: Harley Quinns Romanze mit Arthur Fleck (Joaquin Phoenix). Warum die Joker 2-Liebesgeschichte jahrelange DC-Arbeit zerstören könnte, erkläre ich euch hier.

Toxische Liebe mit Joker: Harley Quinns DC-Evolution ist schon viel weiter

Lange bevor Margot Robbie Harley Quinn in den Mainstream katapultierte und sogar noch bevor die Figur überhaupt auf den Seiten eines DC-Comics zu sehen war, hatte sie ihren ersten Auftritt in der fantastischen Animationsserie Batman im Jahr 1992. Seitdem hat Harleys Charakter eine beachtliche Wandlung vollzogen.

Zu Beginn war Harley Quinn – in Serie und Comics – nur eines: Jokers Freundin und treue Handlangerin. Die ehemalige Arkham-Psychologin Dr. Harleen Quinzel wurde durch den Joker manipuliert, verführt und psychisch gebrochen.

Der Clown Prince of Crime wurde zum Zentrum ihres Seins und ihre gemeinsame "Liebe" war von einseitig. Anerkennung und Zuneigung brachte ihr der Joker nur entgegen, wenn es ihm gerade passte oder als Belohnung für Harleys treue Dienste. Der einzige Mensch, der Joker wirklich etwas bedeutet? Batman.

Harley und Joker in Suicide Squad

Joker und Harley sind alles andere als ein Power Couple in Gothams Unterwelt. Ihre Beziehung lässt sich eigentlich nur als toxisch und gewalttätig definieren. Mit der Zeit wurde die Tragik in Harley Quinns Charakter sichtbar. Hinter der Fassade der psychotischen Kriminellen und Hyänen-Besitzerin befindet sich eine Frau, die mehr sein will als nur der Sidekick und emotionale Boxsack ihres Mister Js. Völlig von ihrer ungesunden On-Off-Beziehung konnte sie sich erst Jahre später lösen.

Mit der Trennung von Joker wurde Harley Quinn endgültig zu einem spannenden Charakter. Sie erforschte ihre Unabhängigkeit als Mitglied in verschiedenen Teams und formte Freundschaften, die ihr endlich das gaben, was sie all die Jahre in der Gewalt ihres Puddins nicht finden konnte: Liebe.

Zerstört Joker 2, was Margot Robbie und Kaley Cuoco aufgebaut haben?

Die Post-Breakup-Ära definiert schon länger Harleys Geschichten in den DC-Comics. Doch erst in den vergangenen vier Jahren wurde diese durch zwei Frauen ins popkulturelle Bewusstsein des Mainstreams einzementiert: Margot Robbie und Kaley Cuoco.

Als Live-Action-Version stellt sich Margot Robbie in den Filmen Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn sowie The Suicide Squad der Frage: Wer ist Harley Quinn ohne den Joker? Klar, die Figur ist immer noch komplett durchgeknallt, unberechenbar und naiv. Aber sie ist mehr als eine schrille Persönlichkeit. Sie ist ein Wesen mit komplizierten Facetten, emotionalen Narben und (in gewisser Weise) Mitgefühl.

Poison Ivy und Harley Quinn

Die spannendste und beste Harley Quinn-Version der letzten Jahre erweckte jedoch The Big Bang Theory-Star Kaley Cuoco in der Animationsserie Harley Quinn zum Leben. Diese beginnt mit der Trennung von Joker und erforscht Harleys chaotische Selbstfindung. In der anarchischen Unterwelt Gothams kämpft sie um Anerkennung als eigenständige Schurkin. Dabei entdeckt sie schließlich den unerwarteten Wunsch, eine Heldin sein zu wollen.

Im Gegensatz zu Margot Robbies Harley geht diese Version noch einen Schritt weiter. Im Zentrum steht nämlich die Freundschaft zu Batman-Feindin Poison Ivy, welche auch in den DC-Comics ein essenzieller Teil ihrer Geschichte ist. Denn aus der Freundschaft und dem gemeinsamen Kampf um Anerkennung als weibliche Superschurkinnen erblüht eine Romanze, die Harley Quinn als Charakter reifen lässt.

Harley Quinn braucht keinen weiteren Joker, sondern Poison Ivy

Die queere Beziehung zwischen Harley Quinn und Poison Ivy ist ein Highlight sowohl in der Animationsserie als auch in den DC-Comics. Nicht nur, weil sie ohne Manipulation und Demütigung auskommt. Sondern, weil Harley lernen kann, wie eine Partnerschaft mit gegenseitigem Vertrauen überhaupt funktioniert.

Erstmals hat Harley einen Menschen gefunden, der mit ihr in einen Dialog tritt und ihr Empathie entgegenbringt. Nur so kann sie aus Fehlern lernen und als Charakter über sich selbst hinaus wachsen. Sie darf eine gesunde Beziehung führen, ohne dass ihre Figur und ihr Wesen dadurch verfälscht oder verharmlost werden. Auch mörderische Bösewichtinnen haben Liebe verdient.

Damit kommen wir zurück zu Joker 2. Auch wenn wir bisher wenig über die Handlung wissen, verraten die zahlreichen Setbilder bereits, dass auch Lady Gagas Harleen Quinzel dem psychotischen Charme des Jokers verfällt – und das sogar in Tanz und Gesang ausdrückt.

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In den vergangenen Jahren hat sich die kultige DC-Figur jedoch so stark entwickelt, dass eine weitere Romanze mit dem Joker einem Rückschritt gleicht. Sind wir in Serien, Filmen und Comics nicht viel zu weit vorangekommen, um Harley Quinns emotionale Ausbeutung noch einmal mit ansehen zu müssen?

Natürlich bietet die Liebe zweier unberechenbarer psychotischer Menschen enormes Konfliktpotenzial für einen weiteren spannenden Joker-Film. Aber DC hat uns in der Vergangenheit schon zu oft bewiesen, dass Harley Quinn ein viel spannenderer Charakter ist, wenn sie eben nicht in der tragischen Opferrolle gefangen ist.

Sollte Joker 2 mit Harley Quinn diese ausgetretenen Pfade erneut beschreiten, wäre das ein Fehler. Der Titel der DC-Fortsetzung, Folie à deux, lässt leider darauf schließen, dass Lady Gagas Harley von der Psychose des Jokers "angesteckt" und somit zum Opfer seiner Wahnvorstellung wird.

Wirklich mutig wäre es, wenn uns das DC-Live-Action-Unviersum endlich mal das wagt, was sich die Comics und Animationsserien längst getraut haben: Harley Quinn nicht in einer heterosexuellen, sondern einer queeren Beziehung zeigen, die das Beste aus ihrem Charakter herausholt.

Joker 2: Folie à deux kommt am 3. Oktober 2024 ins Kino.

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