Johannes Heesters stand unermüdlich seit mehr als 70 Jahren auf der Bühne und vor der Kamera. Er sang und tanze. Mit Charme eroberte der Holländer das Publikum. Durch ihn wurde ‘sein’ Lied “Heut geh’ ich ins Maxim” zum Evergreen und der Schauspieler, der auf Operettenrollen und Gesangseinlagen festgelegte wurde, schaffte es in Theater und Film sogar ins Charakterfach.
Mit 17 Jahren debütiert er auf einer Bühne in Amsterdam. Später spielt Johannes Heesters die großen Klassiker der Theaterliteratur. Er arbeitet als Schauspieler, später auch als Tenor in zahlreichen Operetten-Inszenierungen. 1934 geht er nach Wien an die Volksoper, wo er in “Der Bettelstudent” über Jahre große Erfolge feiert. Als Holländer wird er von den Österreichern umjubelt, keiner kann die Walzer und beschwingten Töne so wie er mit solch Charme, Eleganz und einem verschmitzem Lächeln auf dem Gesicht über die Bühne bringen. 1936 kommt er nach Berlin. Er singt und tanzt unter anderem an der Komischen Oper, dem Metropol-Theater oder am Admiralspalast. Auch Berlin erliegt seinem Charme.
1936 begann auch seine eigentliche Filmkarriere bei der Ufa. Seine erste Rolle war wiederum DER Der Bettelstudent (1936) in der Regie von Georg Jacoby. Dann wurde er als Partner von Marika Rökk erwählt. Es folgten Filme wie Gasparone (1937), Nanon (1938) und Hallo Janine! (1939), alles leichte Unterhaltung, die den Nationalsozialisten ins Konzept passte. Danach trennten sich die Wege der zwei musikalischen Schauspieler. Erst Anfang der 1950er Jahre standen beide wieder gemeinsam auf der Bühne und vor der Kamera, so etwa in Die Csardasfürstin (1951).
Seine Rolle im Nationalsozialismus, einer Zeit, in der Johannes Heesters viele Erfolge feierte, ist heute immer noch umstritten: Kann ein Künstler in einer menschenverachtenden Diktatur unpolitisch sein? Kurz nach seinem 105. Geburtstag hatte der Schauspieler und Sänger Johannes Heesters eine schwere Niederlage vor Gericht hinnehmen müssen. Nach einem langen Rechtsstreit stand jetzt fest: Der Historiker Volker Kühn darf weiterhin behaupten, dass der Schauspieler nach bisherigen Erkenntnissen 1941 bei seinem Besuch im Konzentrationslager Dachau auch aufgetreten sei.
Seit Ende der 1950er Jahre war Johannes Heesters regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Er spielte in Fernsehfilmen, trat in Shows auf. Daneben gab er Liederabende, seine Tourneen führten ihn durch ganz Deutschland. Er war der wohl dienstälteste Bühnenkünstler der Welt. Nun ist Johannes Heesters im Alter von 108 Jahren Heiligabend im Kreise seiner Familie verstorben.