Iraner Jafar Panahi muss für 6 Jahre ins Gefängnis

17.10.2011 - 10:38 Uhr
Szene aus Offside von Jafar Panahi
Sony Pictures Classics
Szene aus Offside von Jafar Panahi
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Jafar Panahi war wegen Propaganda gegen die Islamische Republik zu 6 Jahren Freiheitsstrafe und 20 Jahren Berufs- und Reiseverbot verurteilt worden. Nun scheiterte sein Berufungsverfahren.

Freiheitsstrafen wegen Regimekritik, Berufsverbote, Probleme mit der freien Meinungsäußerung – all das sollte doch im aufgeklärten 21. Jahrhundert untragbar sein. Schön wär’s. Propagandafilme gegen die Islamische Republik – so lautet das Urteil des Berufungsgerichtes, an das sich der iranische Regisseur Jafar Panahi in Anbetracht seiner harten Strafe gewandt hatte.

Während der grünen Revolution 2009 warf Jafar Panahi dem Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad Wahlbetrug vor, im Dezember 2010 war er schließlich zu 6 Jahren Gefängnis und 20 Jahren Berufs- und Reiseverbot verurteilt worden. Weil er unter Hausarrest stand, konnte er seiner Aufgabe als Jurymitglied der Berlinale 2011 nicht nachkommen. Die restlichen Mitglieder ließen für ihn einen Stuhl frei und lenkten so viel Aufmerksamkeit auf den Fall.

Jafar Panahi gewann bereits 2006 den silbernen Bären für seinen Film Offside. In Cannes wurde im vergangenen Mai, natürlich in Abwesenheit des Künstlers, sein letztes Projekt Dies ist kein Film vorgeführt. Irgendwie war es gelungen, den Streifen aus dem Land zu schmuggeln, in dem Jafar Panahi in seinem Teheraner Wohnzimmer Szenen improvisiert, die er nie drehen durfte.

Der 51-jährige teilt ein ähnliches Schicksal mit dem ebenfalls aus dem Iran stammenden Regisseur Mohammad Rasoulof, dessen Urteil kürzlich eine Haftminderung auf 5 Jahre erfuhr. Die Hoffnungen auf ein ähnliches Verfahren im Fall Jafar Panahi ist vorerst dahin. Der Filmemacher will jedoch weiterhin kämpfen. “Sobald ich offiziell das Urteil zu der Haftstrafe und dem Arbeitsverbot bekomme, werde ich den Fall an den Obersten Gerichtshof geben,” erklärte seine Anwältin öffentlich.

Wegen des internationalen Protests durch diverse Regierungen und Filmfestivals gerieten die Fälle der beiden iranischen Regisseure nicht in Vergessenheit. Leider sind sie aber bei Weitem nicht die Einzigen, die im Iran wegen ihrer Arbeit mit Verfolgung und Strafen zu rechnen haben. So war beispielsweise die Schauspielerin Marzieh Vafamehr kürzlich zu 90 Peitschenschlägen und einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, da sie in einem australischen Film ohne Kopftuch zu sehen war und in einer Szene Alkohol trank. Auch sie hat jetzt Berufung eingelegt.

Jafar Panahi und Mohammad Rasoulof sind nach wie vor auf freiem Fuß, weigern sich aber, das Land zu verlassen. Die Vollstreckung der Urteile ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.

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