Im Antikriegsfilm Im Nebel werden leise Töne angeschlagen

12.03.2015 - 13:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Im NebelNeue Visionen
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Heute Abend könnt ihr auf arte Sergei Loznitsas Antikriegsdrama Im Nebel sehen. Der Film ist eine nachdenklich stimmende, beklemmende und löbliche Antithese zu groß angelegten Schlachtenepen wie Der Soldat James Ryan.

Aus diesem Dilemma scheint es keinen Ausweg zu geben: Jeder Antikriegsfilm ist durch seine Beschaffenheit als inszeniertes Unterhaltungswerk automatisch auch eine Ästhetisierung des Krieges. Spektakuläre Kriegs-Action gerät zum Spannungselement und existenzieller Horror wird zum Spektakel. Die Tragik jedes einzelnen Todes kann dabei leicht aus dem Blickfeld geraten, wenn Heere von Menschen zur anonymen Masse verschmelzen. Wie also lässt sich der Schrecken des Krieges möglichst intim bebildern, ohne ihn im Moment des Spektakulären zu verwässern, was natürlich ein wesentlicher Aspekt des Kinofilms ist? Der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa fand mit dem Kriegsdrama Im Nebel, seinem Wettbewerbsbeitrag in Cannes 2012, einen interessanten Ansatz, diesem Problem zu begegnen. Er erzählt eine kleine, private und angenehm unspektakuläre Geschichte, um vom Krieg als existenzieller Krise zu berichten, in der die Menschen Stück für Stück zerstört werden – erst ihre Seelen, dann ihr Leben.

Die Westfront der Sowjetunion, 1942: Die deutschen Besatzer verbreiten Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung, und auch die Partisanen, die den Nazis aus den Wäldern heraus trotzen, haben längst alle Skrupel verloren und terrorisieren jeden, der in den Verdacht gerät, mit den Deutschen zu sympathisieren. Das muss auch der unbedarfte Bahnarbeiter Sushenya (Vladimir Svirskiy) am eigenen Leib erfahren. Eine Verkettung schlimmer Zufälle führt dazu, dass er von der NS-treuen Polizei der Randbezirke verhaftet und gefoltert wird. Da die Besatzer ihn aber überraschenderweise nicht umbringen und ihn gehen lassen, hält die Dorfgemeinschaft Sushenya nun für einen Verräter. Und so bekommt er bald Besuch von den Partisanen Burov (Vladislav Abashin) und Voitik (Sergei Kolesov), die ihn von seiner Familie trennen, um ihn vor einem nächtlichen Standgericht hinzurichten. Sushenya folgt ihnen ohne Widerrede – doch das ist erst der Beginn einer Odyssee, an deren Ende ein alles verschlingender Nebel wartet...

Sergei Loznitsas Kriegsdrama ist eine nachdenklich stimmende Antithese zu groß angelegten Schlachtenepen wie Der Soldat James Ryan – beklemmend, substantiell und im besten Wortsinne seriös. Auch moviepilot 8martin zeigte sich beeindruckt von Loznitsas Herangehensweise an diese schwierige Thematik und urteilte:

Extrem lange Einstellungen entwickeln eine Suggestivkraft und der omnipräsente Wald schafft eine klaustrophobische Atmosphäre. Die wenigen Figuren bringen in den knappen Dialogen die Dinge auf den Punkt. [...] Grandios der Minimalismus (Handlung, Personen) beeindruckt die Bildersprache des Films. Ganz unspektakulär verfolgt die Kamera das Geschehen. Toll!

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