Ich, Victor/Victoria & die Kakerlake im Salat

30.06.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Victor/VictoriaMetro-Goldwyn-Mayer
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Mein Herz für Klassiker schlägt heute für Victor/Victoria aus dem Jahre 1982. Der Streifen aus der Hand von Blake Edwards hat nichts von seiner Originalität und seinem Esprit verloren.

Bei einem unserer letzten Filmabende unter Freunden lautete das Thema Original/Remake, und auf der Auswahlliste stand neben Departed - Unter Feinden und Die glorreichen Sieben auch Viktor und Viktoria von 1933 sowie Victor/Victoria von 1982. Erstaunlicherweise ließen meine Freunde alle Blockbuster links liegen und entschieden sich für eben jene beide Musikfilme aus Deutschland und Hollywood. Nur soviel: Es wurde ein lustiger Abend.

Warum ich Victor/Victoria mein Herz schenke
Kompliziert ist die Story von Victor/Victoria, wenn wir sie in einem Satz zusammenfassen: Eine erfolglose Sängerin gibt vor, ein Sänger zu sein, der wiederum vorgibt, eine Frau zu sein. Verstanden? Erzählt wird die Geschichte der Sängerin Victoria Grant (Julie Andrews), die im Paris der 1930er Jahre keinen Job findet und sich fast für etwas Essen verkauft. Irgendwann ist ihr alles egal, mit einer Kakerlake mit Gepäck bestellt sie sich in einem Restaurant alles, was sie will und lässt dann das kleine Tierchen aus dem Tasche. Kennengelernt hat sie dabei den schwulen Sänger Carroll Todd (Robert Preston). Zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft und es wird die Idee geboren, aus Victoria einen Victor zu machen, der als Frau auftritt, um sich dann als Mann zu outen. Es funktioniert. Das Publikum liebt Victor und bald fühlt sich auch der Macho-Amerikaner Marchand (James Garner) zu dem Mann hingezogen. Verwicklungen sind da regelrecht vorprogrammiert. Diese werden mit diversen Slapstick-Einlagen charmant und witzig präsentiert. Die Gesangsnummern sind perfekt choreografiert und auch sonst ist Victor/Victoria durch seinen Witz und die Unterhaltung perfekt für einen Filmabend.

Warum auch andere Victor/Victoria lieben werden
Zuallererst sind es die Schauspieler, allen voran Julie Andrews, die den Streifen sehenswert machen. Auch Robert Preston, James Garner und Alex Karras sind hervorragend; alle haben Rollen in ihren Rollen zu spielen, die ihnen einiges an Glaubwürdigkeit abverlangen. Hinter der offensichtlichen Oberfläche verbirgt sich in einigen Fällen jemand ganz anderes. Für mich sind es auch immer wieder Graham Stark, dem als Kellner das Denken ins Gesicht geschrieben steht, sowie Lesley Ann Warren als wenig subtiles US-Show-Girl, die ein mehrfaches Schauen des Films rechtfertigen.

Zudem zeigt Victor/Victoria, dass ein Remake an sich nichts Schlechtes sein muss. Regisseur Blake Edwards, der uns noch so wunderbare Filme wie Frühstück bei Tiffany und Der rosarote Panther schenkte, ist es gelungen, die alte Geschichte aus den 1930ern in einem neuen und zeitgemäßen Gewand umzusetzen und sich gleichzeitig vor ihr zu verneigen.

Warum Victor/Victoria die Jahrzehnte überdauern wird
1981 wurde Aids als eigenständige Krankheit erkannt und der Schreck über diese Krankheit war riesig. Die Schuldzuweisungen an homosexuelle Kreise, an "Randgruppen" wegen der sexuell übertragbaren Krankheit waren enorm. In dieser Zeit erscheint ein Film, der offensichtlich mit der Krankheit nichts zu tun hat, aber Homosexualität sowie Geschlechter-Identität nicht per se mit negativen Vorzeichen versieht. Ein geistreicher Aufruf für Toleranz, der zudem leichtfüssig und tiefsinnig zugleich daherkommt. Das kann so mancher heutiger Film nicht von sich behaupten.

Kennt ihr Victor/Victoria? Seid ihr von der Komödie zu begeistern?

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