Ich, Scarface & die Geburt des Gangsterfilms

29.06.2012 - 17:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Paul Muni als Scarface.
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Paul Muni als Scarface.
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Mein Herz für Klassiker vergebe ich an Scarface, zu Deutsch Narbengesicht, von Howard Hawks. Der Schwarz-Weiß-Film ist einer der Väter des Gangsterfilms und war seiner Zeit, ebenso wie der Starregisseur, weit voraus.

Heute vergebe ich mein Herz für Klassiker an Scarface, auf Deutsch unter dem Namen Narbengesicht veröffentlicht. Nein, es ist nicht das Remake (Scarface) mit Al Pacino gemeint, sondern das Original von Howard Hawks, das im Jahr 1932 veröffentlich wurde. Der Film, dessen Plot lose auf dem Leben des legendären Gangsters Al Capone basiert, erzählt die Geschichte des Italo-Amerikaners Tony ‘Scarface’ Camonte, der von Paul Muni verkörpert wird. Scarface spielt zur Zeit der Prohibition, als kriminelle Organisationen, finanziert durch den Schmuggel und Verkauf von Alkohol, die Macht in Amerikas Städten übernahmen. Der Film zeigt den Aufstieg von Tony Camonte. Dieser hinterlässt, aus einfachen Verhältnissen stammend, auf seinem Weg zum Mafiaboss von Chicago eine stattliche Anzahl an Opfern.

Warum ich Scarface mein Herz schenkte
Wie ich auf den Film kam? Wie die meisten Filmfans: über das Remake von Brian De Palma aus den Achtzigern. Ich habe Al Pacino als Narbengesicht geliebt und schnell kam Neugierde auf das Original auf. Da ich zu 99% das Original bevorzuge, bin ich mit großen Erwartungen in den dreißiger Jahre-Scarface gegangen. Und die wurden nicht enttäuscht. Ein coole Mafiageschichte, stylische Autos, Mobster in langen Mänteln und die ewige Gier nach Macht und Reichtum – alles in klassischem Schwarz-Weiß. Bevor jemand fragt, welcher Scarface besser ist: Damit ich mich nicht zwischen den Beiden entscheiden muss, habe ich beschlossen die Filme als homogenes Gesamtkunstwerk zu sehen.

Warum auch andere Scarface lieben werden
Scarface hat das, was in Zeiten von professioneller Stunt-Action, Computeranimation und 3D leicht vergessen wird: eine gute Story. Sie beschreibt den unaufhaltsamen Aufstieg eines skrupellosen Verbrechers. Alle Menschen, die sich im Laufe der Geschichte mit Tony ‘Scarface’ Camonte einlassen, werden dies bereuen. Ob seine (ehemaligen) Bosse, seine Handlanger, seine Familie oder seine Frauen. Scarface ist eine menschliche Urgewalt, die überall Opfer zurücklässt. Genial: Trotzdem bleibt er menschlich und dem Zuschauer sympathisch.

Warum Scarface einzigartig ist
Scarface ist ein frühes Projekt von Howard Hawks. Der große Regisseur war bei den Dreharbeiten gerade Anfang 30. Im Film konnte er seine ganze Klasse zeigen. Und zwar auf ausdrücklichen Wunsch des Geldgebers Howard Hughes, dem Martin Scorsese später mit Aviator ein Denkmal gesetzt hat. Als eine Zensurbehörde (das Hays Office) die Überarbeitung des brutalen Drehbuchs forderte, gab Finanzier Hughes dem jungen Regisseur Hawks einen Tipp, den sich dieser auch in seinen zukünftigen Projekten zu Herzen genommen haben dürfte: ‘Scheiß aufs Hays Office, mach es so realistisch und grausig wie möglich.’ Seine Eigenwilligkeit hat Howards Hawks nie wieder aufgegeben.

Warum Scarface die Jahrzehnte überdauert
Scarface ist einer der ersten Gangsterfilme überhaupt. Er überdauert, weil jeder neue Mafiafilm ein bisschen Scarface-Luft atmet. Die Geschichten des gesellschaftlichen Aufstiegs. Die Rebellion gegen Konventionen. Die Gier nach Macht und Geld. Das Mißtrauen und Zerbrechen jeglicher sozialer Beziehungen. Der Kontrollverlust. Alle Motive, die den Mafiafilm prägen und ihn zu einem der beliebtesten Genres aller Zeiten gemacht haben, sind schon in Scarface enthalten.

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