Ich, Plan 9 aus dem Weltall & wahrer Trash mit Herz

16.06.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Plan 9 from Outer SpaceReynolds Pictures
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Über Plan 9, dem vielleicht schlechtesten Film aller Zeiten, wurde schon viel geschrieben. Warum ihm aber mein Herz gehört und ihm eure Liebe gebührt, das versuche ich euch heute in meinem Herz für Klassiker zu erklären.

Es sollte ein Meisterwerk werden. Es sollte sein Meisterwerk werden. Nichts anderes hatte sich der Regisseur Edward D. Wood Jr. in den 1950ern mit seinem Science-Fiction-Film Plan 9 aus dem Weltall vorgenommen. Sein Scheitern hallt bis heute nach. Dass der Film sich trotzdem in die Herzen einiger verirrt hat, unterliegt einem einfachen Grund. Wir haben ein Herz für Leute, die Filme mit Liebe machen, egal, wie das Ergebnis am Ende aussieht. Auch wenn es der schlechteste Film aller Zeiten ist. Mein Herz für Klassiker gehört Plan 9.

Bela Lugosi in seiner letzten Rolle


Warum ich Plan 9 mein Herz schenke

Wie bereits das ein oder andere Mal bekundet, habe ich eine Schwäche für Trash. Plan 9 ist der unbestreitbare König auf diesem Gebiet. Geschrieben und gedreht vom "schlechtesten Regisseur aller Zeiten", ist er ein Fest für jeden Liebhaber der misslungenen Unterhaltung. Von vorne bis hinten alles andere als perfekt, mit grausigen Darstellern, unglaublich billigen Effekten und Filmfehlern, dass es einem beim Zuschauen die Tränen in die Augen treibt. Plan 9 ist das perfekte Beispiel, um Filmschaffenden zu zeigen, wie es nicht geht. Und genau deshalb liebe ich ihn so sehr.

Aliens mal anders


Warum auch andere Plan 9 lieben werden

Der Film wirkt durch und durch amateurhaft, nimmt sich aber absolut ernst. Diese Kombination mündet in eine unfreiwillige Komik, welche zu einem ungewöhnlichen Filmerlebnis führt. Ed Wood nahm sich und seine Filme immer sehr ernst und scheiterte aufgrund seines Dilettantismus stets aufs Gründlichste. Aber er liebte, was er tat, und es kam von Herzen. Er wusste es eben nicht besser. Die kindliche Begeisterung und Naivität, mit der er versuchte, seinem großen Vorbild Orson Welles nachzueifern, verleiht dem Film eine sehr rührende Note. Man kann ihm nicht böse sein. Eher als dass ich mich beim Schauen ärgere, was bei schlechten Filmen durchaus vorkommen kann, ist es bei Plan 9 eine kindliche Freude, das Geschehen zu beobachten. Die einzig annehmbare Szene hat Tor Johnson, wenn er dem Grab entsteigt. Für wenige Sekunden sehen wir etwas, was einem echten Film nahe kommt. Alle mit einem goldenen Herz für Trash werden diese Perle lieben und alle anderen sollten ihn zumindest sehen, um mitreden zu können. Immerhin ist es der schlechteste Film aller Zeiten.

Tor Johnsons entsteigt dem Grab.


Warum Plan 9 einzigartig ist

Es gibt Momente in Plan 9, bei denen man sich an den Kopf fassen muss. Die Schnüre an den UFOs sind dabei noch das kleinste Übel. Die billigen Requisiten und Kulissen spotten jeder Beschreibung. Da wackeln die Grabsteine auf dem Friedhof, sobald sie berührt werden oder kippen gleich ganz um. Schnitt- und Anschlussfehler sowie Logiklöcher wollen wir gar nicht erst ins Visier nehmen. Dennoch versprüht alles den amateurhaften Charme eines Mannes, der das Medium liebt und das auch zeigen möchte. Dabei denkt er groß, packt Aliens, Untote und Vampire in eine Geschichte, nur um sich am Ende maßlos zu überheben und unter dem Gewicht zusammenzubrechen. Tragisch, komisch und unglaublich herzlich. Selbst Bela Lugosi kann den Film nicht retten. Lugosi verband in seinen letzten Jahren eine enge Freundschaft zu Wood und nach seinem Tod baute Wood übriggebliebene Aufnahmen von Lugosi in den Film mit ein. Es ist Lugosis letzter Film. Seine Rolle übernahm im fertigen Film Tom Mason, der Chiropraktiker von Woods Frau. Keinerlei Ähnlichkeit zu Lugosi, weder im Auftreten noch im Aussehen, hält er sich in seinen Szenen stehts den Umhang vor das Gesicht, was jedoch niemanden im Publikum täuschen dürfte. Diese Art von unfreiwilliger Komik ist es, die Plan 9 so einzigartig macht. Da kann auch die Ikone der Midnight Horror Show Maila Nurmi aka Vampira nicht mehr helfen.

Ikone Maila Nurmi aka Vampira


Warum Plan 9 die Jahrzehnte überdauern wird

Für mich ist Plan 9 ein Fest, weil er der Inbegriff von Trash ist. Filme wie Sharknado und Co., mit denen wir heute in unserer ach so ironischen Zeit zugeschmissen werden, haben das nicht verstanden. Trash ist nicht absichtlich so, wie er ist. Er ergibt sich aus Unfähigkeit und wird eher aus der Not geboren, als absichtlich herbeigeführt. Mangelndes Budget, Unwissen und viel Liebe können manchmal auch nach hinten losgehen. In solchen Fällen entsteht Trash. Guter Trash! Trash, der Spaß macht, weil die Seele dahinter zu sehen ist und nicht die geldgierigen Augen einer Produktionsfirma, die genau weiß, dass es total hip ist, mit voller Absicht Müll zu produzieren und sich dann mit einem Augenzwinkern zu feiern. Da läuft es mir kalt den Rücken runter. Ich bitte um ein Herz für den wahren Trash; einem, der es nicht beabsichtigte, zu solchem zu werden. Ein Herz für den Wahnsinn, der sich selbst nicht erkennt und der doch eigentlich nur Gutes will, nämlich unterhalten. Plan 9 ist Unterhaltung, Unterhaltung mit Herz, Seele und zwei linken Händen. Aber das ist okay. Der perfekte Partner muss Ecken und Kanten haben.

Sowohl Regisseur als auch Film setzte Tim Burton 1994 mit seinem Film Ed Wood ein Denkmal. Johnny Depp in der Rolle des Ed Wood ist perfekt besetzt. Der Film nimmt seine Figur ernst, so wie Ed Wood ernst genommen werden wollte. Ein sehr respektvoller Umgang mit jemanden, über den es einfach wäre, Witze zu machen. Man darf nicht vergessen, im Gegensatz zu vielen Produktionen (auch in der heutigen Zeit), war es ein Herzensprojekt für Wood und ein für ihn höchst künstlerischer Akt. Eine wunderbare Verneigung von Burton und Depp in Richtung Wood.

Und am Ende ist Schweigen.

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