Ich, Nosferatu und eine Symphonie des Grauens

19.04.2013 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Nosferatu - meine Symphonie des Schreckens
Transit Film
Nosferatu - meine Symphonie des Schreckens
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Der 1922 erschienene Stummfilm Nosferatu – Eine Symphonie des Graues ist wohl einer der ersten Vampirfilme überhaupt. Hier können wir uns noch darauf verlassen, dass die Vampirregeln eingehalten werden und es wird garantiert niemand auf die alberne Idee kommen in der Sonne zu glitzern!

Lange bevor Teenie-Mädchen anfingen für glitzernde Vampire zu schwärmen, die so glatt und schön sind, dass wir glaauben könnte, sie laufen mit einem Permanent-Photoshop-Filter vor dem Gesicht herum, lange vor den strahlend schönen Draculas und ihren mehreren Vampirbräuten gab es einen blutsaugenden Dämon in einer einsamen Burg, der noch wirklich und wahrhaftig unheimlich war. Die Filmwelt war Schwarz-Weiß und die Schauspieler stumm, der Tonfilm war noch nicht erfunden. Diese Schauspieler waren Meister der großen und übertriebenen Geste und Filmemacher mussten mit den geringsten Mitteln auskommen und dabei das Beste herausholen. Der Horrorfilm kam ohne billige Schockeffekte und literweise Blut aus, denn er spielte sich nicht nur auf der Kinoleinwand ab, sondern auch in den Köpfen der Zuschauer. Deshalb vergebe ich mein Mein Herz für Klassiker heute an den für mich meisterhaftesten aller Vampire.

Nosferatu, eine Symphonie des Grauens dreht sich um den Sekretär Thomas Hutter (Gustav von Wangenheim), der von seinem Chef, dem Immobilienmakler Knock (Alexander Granach), zu einem besonderen Kunden geschickt wird, um ein baufälliges Haus zu verkaufen. Dazu muss er sein Heimatdorf Wisborg und seine Frau Ellen (Greta Schröder), die er überschwänglich liebt, verlassen und nach Transsylvanien reisen, um mit dem Grafen Orlok (Max Schreck) über den Kauf zu verhandeln. Als er im Dorf vor der unheimlichen Burg ankommt, wird er von den Dorfbewohnern eindringlich vor dem Grafen gewarnt, aber er geht pflichtbewusst seinen Weg. Erst in der Nacht taucht der seltsame Burgherr auf und es kommt zur Unterzeichnung der Verträge. Als Hutter am nächsten Morgen im Schloss erwacht, findet er zwei kleine Male am Hals, fühlt sich seltsam schwach und beginnt zu ahnen, welchen Schrecken er in sein Heimatdorf gebracht hat. Es beginnt ein aufregender Wettlauf zwischen dem Grafen und Hutter, der seine Liebste und sein Dorf vor dem Unheil zu eretten versucht.

Warum ich Nosferatu mein Herz schenke
Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens ist schon über 90 Jahre alt und vermag es trotzdem, mich in Angst und Schrecken zu versetzen. Besonders Max von Schreck als Nosferatu überzeugt in seiner Rolle voll und ganz. Mit den abgehackten, fast mechanischen Bewegungen und seinem furchteinflößenden Aussehen bringt er mein Herz zum Rasen. Sein Lauern in der Dunkelheit und seine langen Finger, deren Schatten sich auf den kalkweißen Wänden abbilden, machen ihn zu einem Vampir, vor dem ich wirklich Angst habe. Er ist ein nahezu animalischer Charakter, der keine Moral und keine Gnade kennt, sondern sich nur von seinen Gelüsten und seinem Blutdurst leiten lässt. Sein abgeschiedenes Leben und seine Einsamkeit machen ihn umso unheimlicher. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich mir auch nur vorstelle, eine einzige Minute mit diesem unberechenbaren Wesen auf seiner Burg verbringen zu müssen.

Abgesehen von dem einzigartigen Charakter Nosferatus finde ich die Geschichte des Films bemerkenswert und unheimlich spannend. Das Wettrennen zwischen Nosferatu, der auf dem Seeweg die gesamte Schiffsmannschaft auf grauenhafte Weise um die Ecke bringt, und Hutter, der seine große Liebe erretten möchte, veranlasst mich jedes Mal wieder, meine Finger im jeweiligen Sitzmöbel zu verkrallen. Die Liebesgeschichte ist außerdem wunderbar und herzerwärmend erzählt und der Film ist insgesamt von einer ansteckenden und wunderschönen Melancholie getragen.

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