Hüter der Erinnerung - The Giver - Kritik & Analyse

13.10.2014 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Unser Filmanalytiker setzt sich heute mit der Buchverfilmung The Giver auseinander und was seine Meinung zum Film und seiner Gesellschaftskritik ist, das erfahrt ihr im Video.

Jeff Bridges, Meryl Streep und Alexander Skarsgård sind gestandene Schauspieler, die sich aber offensichtlich für keinen schlechten und äußerst fragwürdigen Film zu schade sind. Nun erweisen sie der Romanverfilmung Hüter der Erinnerung - The Giver die Ehre und werden damit zu Werbegesichtern einer üblen Propaganda.

Der von Phillip Noyce in Szene gesetzte Science-Fiction-Film ist keineswegs so menschenfreundlich, wie es den Anschein macht. Gezeigt wird uns ein Paradies in naher Zukunft: Abgeschirmt vom Rest der Welt, hat sich eine Gesellschaft gebildet, die in absoluter Harmonie leben möchte, alles dem Prinzip der Gleichheit unterwirft und deshalb auf alle Störfaktoren verzichtet: Große Emotionen sind verboten, es darf sich nur einer präzisen Sprache bedient werden, die menschliche Fortpflanzung wurde durch künstliche Reproduktion ersetzt, ‚überflüssige‘ Menschen werden getötet, sich widersprechende Meinungen sind nicht gestattet, selbst die Farben wurden in dieser Welt abgeschafft. Und es gibt keine Erinnerungen mehr an die Vergangenheit mit ihren Hochs und Tiefs. Nur noch ein alter Hüter wacht über das Vergangene und soll nun von einem jüngeren Hüter abgelöst werden. Man erkennt den Hüter an einem Mal am Handgelenk. Er ist also für diese Aufgabe vorbestimmt – der Dalai Lama läßt grüßen. Der junge Hüter Jonas, gespielt von Brenton Thwaites, beginnt, als er den vergessenen Erinnerungen gewahr wird, gegen den Totalitarismus der Superlative zu rebellieren. Jonas möchte, dass die Welt wieder bunt und vielfältig wird.

Gegen diese Haltung spricht zunächst einmal nichts, doch der Film suggeriert nonchalant noch etwas anderes: Er unterscheidet nicht zwischen einer Politik, die sich für die Gleichheit der Menschen einsetzt, und einer, die Gleichmacherei betreibt. Die eigentliche Aussage des Films lautet: Jede Politik, die sich für Gleichheit einsetzt, ist totalitär wie diese zukünftige Gesellschaft. Das Lob der bunten Welt ist letztlich ein Bekenntnis für soziale Ungleichheit, die man höchstens mit ein bisschen Liebe und Toleranz minimieren kann. So preist Hüter der Erinnerung unsere heutige Welt der Ungerechtigkeit als ‚alternativlos‘ an.

Mehr dazu im Video!

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