Jeff Bridges, Meryl Streep und Alexander Skarsgård sind gestandene Schauspieler, die sich aber offensichtlich für keinen schlechten und äußerst fragwürdigen Film zu schade sind. Nun erweisen sie der Romanverfilmung Hüter der Erinnerung - The Giver die Ehre und werden damit zu Werbegesichtern einer üblen Propaganda.
Der von Phillip Noyce in Szene gesetzte Science-Fiction-Film ist keineswegs so menschenfreundlich, wie es den Anschein macht. Gezeigt wird uns ein
Paradies in naher Zukunft: Abgeschirmt vom Rest der Welt, hat sich eine Gesellschaft gebildet,
die in absoluter Harmonie leben möchte, alles dem Prinzip der Gleichheit unterwirft und deshalb
auf alle Störfaktoren verzichtet: Große Emotionen sind verboten, es darf sich nur einer präzisen
Sprache bedient werden, die menschliche Fortpflanzung wurde durch künstliche Reproduktion
ersetzt, ‚überflüssige‘ Menschen werden getötet, sich widersprechende Meinungen sind nicht
gestattet, selbst die Farben wurden in dieser Welt abgeschafft. Und es gibt keine Erinnerungen
mehr an die Vergangenheit mit ihren Hochs und Tiefs. Nur noch ein alter Hüter wacht über das
Vergangene und soll nun von einem jüngeren Hüter abgelöst werden. Man erkennt den Hüter an
einem Mal am Handgelenk. Er ist also für diese Aufgabe vorbestimmt – der Dalai Lama läßt grüßen. Der junge Hüter Jonas, gespielt von Brenton Thwaites, beginnt, als er den vergessenen Erinnerungen
gewahr wird, gegen den Totalitarismus der Superlative zu rebellieren. Jonas möchte, dass die Welt
wieder bunt und vielfältig wird.
Gegen diese Haltung spricht zunächst einmal nichts, doch der Film
suggeriert nonchalant noch etwas anderes: Er unterscheidet nicht zwischen einer Politik, die sich
für die Gleichheit der Menschen einsetzt, und einer, die Gleichmacherei betreibt. Die eigentliche
Aussage des Films lautet: Jede Politik, die sich für Gleichheit einsetzt, ist totalitär wie diese zukünftige
Gesellschaft. Das Lob der bunten Welt ist letztlich ein Bekenntnis für soziale Ungleichheit, die man
höchstens mit ein bisschen Liebe und Toleranz minimieren kann. So preist Hüter der Erinnerung
unsere heutige Welt der Ungerechtigkeit als ‚alternativlos‘ an.
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