Das japanische Animationsstudio „Studio Ghibli“ zeigt eindrucksvoll, wie kunstvoll und dabei gleichzeitig zugänglich Kino sein kann. In seinem Heimatland fast schon eine nationale Institution, wird das Studio inzwischen auch International für seine meisterhaften Zeichentrickfilme beachtet und geschätzt. 2001 würdigte die Academy die Arbeit der Künstler sogar mit einem Oscar für Chihiros Reise ins Zauberland.
Ein Name der für dieses Studio steht wie kein anderer, ist Hayao Miyazaki. Als Mitbegründer und Regisseur vieler Ghibli-Filme zweifellos auch nicht zu unrecht. Die beliebtesten und bekanntesten Ghibli-Filme sind auch gleichzeitig Miyazaki-Filme.
Kindheit
Hayao Miyazaki wurde am 5.Januar 1941 in Tokio geboren. Der Krieg prägte das damalige japanische Leben. Um der Bombardierung der Amerikaner zu entgehen, zogen Hayao, seine drei Brüder, Vater und Mutter in das 100 km entfernte Utsunomiya.
Auch die frühen Nachkriegsjahre waren nicht leicht. Aufgrund einer langwierigen Erkrankung der Mutter, reiste die Familie quer durch das Land, auf der Suche nach einer guten medizinischen Versorgung. Der Gedanke liegt nahe, dass diese Erfahrung später in Mein Nachbar Totoro verarbeitet wurde. In diesen Film zieht ein Vater mit seinen zwei kleinen Töchtern auf das Land wären die Mutter im Krankenhaus liegt. Die Geschichte wird dabei aus der Sicht der Kinder erzählt. So wie der Krankenhausaufenthalt der Mutter den Kindern Sorge bereitet, so viel Freude machen die Begegnungen mit Totoro, eine Art Waldgeist, den man scheinbar nur mit den kindlichen Gemüht wahrnehmen kann.
Kinder sind oft die Protagonisten von Miyazakis Filmen, wobei sie aber nicht nur passive Beobachter von Wundern sind, die Erwachsene nicht mehr wahrnehmen können, sondern auch oftmals ihre Kindheit in Teilen ablegen und erwachsen werden müssen, um die vor ihnen liegende Aufgaben zu bewältigen.
Fliegen
Der junge Hayao Miyazaki bekam schon früh Flugzeuge aus nächster Nähe beim Flugzeugunternehmen des Onkels zu sehen. Er entwickelte eine Vorliebe für die Flugmaschinen und bald schon begann er nicht nur Flugzeuge zu zeichnen, sondern auch zu entwerfen. Kein Wunder also, dass das Fliegen in seinen Filmen eine große Rolle spielt. Ob nun leichte elegante Gleiter oder riesige fliegende Kreuzer, seine Geschichten sind voll davon.
Manche magische Wesen können sich aber auch ganz ohne sichtbares Hilfsmittel in die Lüfte erheben. Gelegentlich nehmen sie Menschen auf einen Flug mit und geben ihnen damit eine ungewohnte Perspektive auf eine bekannte Welt, die nun eine ungeahnte Schönheit offenbart.
Gesellschaft
Nach seinem Studium der Politwissenschaften und Ökonomie, entschied sich Miyazaki sein Hobby zum Beruf zu machen und begann als Zeichner bei „Toei“. In diesem fast schon fabrikartigen Studio wurde er ein engagiertes Mitglied der Gewerkschaft.
Soziale Gerechtigkeit und eine starke Arbeitervereinigung ist für ihn ein Thema geblieben. So hat eine Reise nach Wales im Jahre 1984, tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen. Zu dieser Zeit waren Proteste der Arbeiter, gegen die Schließung der Bergwerke, auf ihren Höhepunkt. Als Miyazaki, für Recherchen für seinen Film Das Schloss im Himmel, zwei Jahre später zurückkehrt, ist die Arbeiterbewegung zerschlagen und Arbeitslosigkeit prägt die Region. Das hindert ihn aber nicht daran, diese Bergarbeitergesellschaft ein Stück weit in seinen Film zu porträtieren.
Eine hart arbeitende Gemeinde ist auch Teil der Handlung von Prinzessin Mononoke. Hier bietet eine Eisenhütte vielen Menschen eine Beschäftigung und ermöglicht ein verhältnismäßig gutes Leben im feudalen Japan. Der gewonnene kleine Wohlstand kommt dabei allen Dorfbewohner zugute und selbst für die Kranken und Schwachen wird gesorgt.
Umwelt
Gleichzeitig zerstört die Eisenverarbeitung des Dorfes aber die Umwelt. Ein Konflikt zwischen der menschlichen Gesellschaft und der Natur ist die Folge.
Dieses Motiv kommt auch schon in Nausicaä – Prinzessin aus dem Tal der Winde vor. In Nausicaä überwuchert die vergiftete Natur die Welt. Um ihre Reiche zu schützen, versuchen die Menschen, dieses sogenannte „Meer der Fäulnis“ mit ihren gefürchtetsten Waffen verzweifelt zurückzudrängen, im Kauf nehmend, dass damit möglicherweise mehr Schaden als Nutzen verursacht wird. Im Gegensatz dazu, versucht Nausicaä die Natur nicht als Feind zu begreifen, sonder will sie verstehen und strebt ein harmonisches Gleichgewicht zwischen der menschlichen Zivilisation und der Tier-und Pflanzenwelt an.
Der Film Nausicaä war ursprünglich ein Manga von Miyazaki, den er Anfang 1982 begonnen hatte. Trotz des Erfolgs von seinem ersten großen Film Das Schloss des Cagliostro bei Kritikern und Publikum, hatte Miyazaki nach 1979 Schwierigkeiten Arbeit bei größeren Projekten zu finden. So stimmte er zu, einen Manga für ein Magazin beizusteuern.
Nausicaä war bald sehr beliebt bei den Lesern und Miyazaki wurde angeboten seinen Stoff zu verfilmen. Schon 1984 war der Film fertig und ein voller Erfolg an den Kinokassen. Sogar so erfolgreich, dass die Truppe um Miyazaki ein eigenes Animationsstudio gründen konnte, das „Studio Ghibli“.
Auch wenn diesen Sommer mit Wie der Wind sich hebt ein neuer Miyazaki-Film in den japanischen Kinos erschienen ist, steht jedoch ein Generationenwechsel beim „Studio Ghibli“ an. Es bleibt zu hoffen, dass dieser gelingen wird. Einen Hayao Miyazaki wird aber niemand ersetzen können.
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