Hauptsache Ironie - Tele 5 zelebriert Trashfilme

02.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Der schlechteste Film aller Zeiten
Tele 5
Der schlechteste Film aller Zeiten
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Auf Tele 5 präsentieren Oliver Kalkofe und Peter Rütten jeden Freitag die vermeintlich schlechtesten Filme aller Zeiten. Mehr als demonstrative Ironie und einen Fingerzeig auf Offensichtlichkeiten bietet das verschenkte Format allerdings nicht.

Eine zugegeben findige Idee: Um das B- und C-Movie-Überangebot des eigenen Programm-Katalogs nicht mehr nur einfach (unter Ausschluss der Zuschauer) zu versenden, verkauft der experimentierfreudige Münchner Fernsehsender Tele 5 die Backup-Resteware jetzt unter einem Trash-Label. Die schlechtesten Filme aller Zeiten heißt eine neue freitagabendliche Sendereihe, die das Unzulängliche zum Prinzip erklärt. Oliver Kalkofe und Peter Rütten präsentieren (vorerst) zwölf dieser vermeintlich schlechtesten Filme und laden in ihrer rahmenden Doppelmoderation zur beschwingten Ironieunterhaltung. „Wer das nüchtern übersteht, muss schon ein verdammt harter Hund sein“, hieß es gleich zu Beginn der ersten Ausgabe. Das selbstredend auf hämischen Witz geeichte Resultat ist ein ins TV verlagertes Happening, eine Fernsehen gewordene Entsprechung leidiger Rezeptionsfloskeln: So schlecht, dass es schon wieder gut ist. Mit Bier und Freunden ein Fest. Kopf aus, Spaß an. Trash eben – aber bitte nur, um sich darüber zu belustigen.

Vergnüglicher Dilettantismus
Seine Premiere feierte das Format am vergangenen Freitag passend zum aktuellen Hype um Sharknado – Genug gesagt! mit Supershark, einem Direct-to-DVD produzierten Haifischhorrorulk von Fred Olen Ray. Der berühmt-berüchtigte Produzent, Autor, Regisseur, Kameramann, Darsteller und Wrestler (!) gilt als einer der produktivsten Billigfilmer überhaupt, seit Ende der 1970er Jahre hat er weit über 100 Filme inszeniert. Lediglich eine Handvoll davon brachte es zu einem Kinostart in den USA, das Gros seiner Erotik- und Horrorproduktionen sowie Blockbuster-Ripoffs wurde auf dem Videomarkt oder auch lediglich im Kabelfernsehen ausgewertet. Auch hierzulande hat sich Fred Olen Ray, Dank konsequenter Veröffentlichung seiner Arbeiten in Deutschland, eine Fangemeinde erspielt, obgleich selbst bekanntere Titel wie Deep Space oder Mit Motorsägen spaßt man nicht nur Freunden des unterschlagenen Films etwas sagen dürften. Allein aus dem kostengünstigen Schaffenswerk des Vielfilmers zumindest ließe sich schon die ganze Auswahl der Reihe rekrutieren, so es sich offenkundig aus vergnüglichem Dilettantismus speist.

„Scheiße sagt man nicht, Scheiße sieht man“
Die neue Sendereihe auf Tele 5, deren Auswahl natürlich alles andere als neu ist, kann aber leider nicht als Versuch missverstanden werden, solche oder ähnliche Filme zu ehren oder sie etwa einem breiteren Publikum schmackhaft zu machen. Zu zweckdienlich scheint der ausgestellte Gestus der beiden Moderatoren Oliver Kalkofe und Peter Rütten, der sich im Rahmen ihrer Sendung über die präsentierten Filme legt: Bemüht komisch und in der für Kalkofe typischen Art, allzu aufgeschrieben wirkende Witze durch die Kamera zu drücken, geht es vor allem darum, der spöttischen Ironie Ausdruck zu verleihen. „Scheiße sagt man nicht, Scheiße sieht man“, lautet das eher triste denn amüsante Motto eines Formats, das weniger Liebe und Hingabe zum abseitigen, zum „schlechten“ Film vermittelt, als sich schulterklopfend gegen ihn behaupten zu wollen. Was also ohnehin schon vollkommen offensichtlich ist, wird von beiden noch einmal unmissverständlich als „Bodensatz aus der Restemülltonne der Kinoarchive“ angepriesen – in einer Süffisanz, die den ausgewählten Filmen und der Beschäftigung mit ihnen wahrlich nichts hinzuzufügen weiß.

Ripoffs, Plagiate und Nachzügler
Da stellt sich natürlich die Frage nach der Sinnfälligkeit einer solchen Programmvermarktung, so sich im Rahmen der Show gezeigter Italo- oder Direct-to-DVD-Trash wie Supershark, Piranhas II – Die Rache der Killerfische oder Orcs! mitunter schon von selbst als schlecht ausgibt: Als Ripoffs, Plagiate und Nachzügler ist ihnen das „Minderwertige“ ohnehin bereits eingeschrieben, und insbesondere die Produktionen der entsprechend spezialisierten Schmiede The Asylum können als Produkte einer veritablen Wirtschaftlichkeit von Trash verstanden werden, bei der die Entwertungs- und Umdeutungsprozesse des zelebrierten schlechten Films schon längst marktstrategisches Konzept sind. Sie stehen insoweit für sich, als das Schlechte in ihnen weder entdeckt noch nennenswert gepriesen, geschweige denn vorgeführt werden muss. Schon gar nicht von zwei an und für sich sympathischen, aber hinsichtlich ihres Zugangs zur Materie doch recht langweiligen Moderatoren, die sich im Aufspüren von Offensichtlichkeiten selbst beklatschen.

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