Eine Komödie von der Insel der Miesepeter hat die Kritiker auf der Berlinale und in Cannes begeistert und verzaubert ab diesem Donnerstag auch den Zuschauer mit ungewohntem, britischem Charme.

Bislang konnte niemand behaupten, das britische Kino zeichne sich durch heitere Filme aus. Wenn es von sich reden machte, dann doch eher durch schwarze Komödien wie Trainspotting, Brassed Off, My Name Is Joe oder Human Traffic. Diese Nachfolger der so genannten Kitchen-Sink-Dramen aus den 1960ern (dt. „Abwaschdramen“, mehr Infos hier) zeichneten ein eher skurilles Bild der englischen Arbeiterklasse, die gegen eine trostlose, korrupte und kriminelle Welt anzukämpfen hat.

Wie ein knallbunter Kaugummiautomat in einer grauen Vorstadtsiedlung kommt nun Happy-Go-Lucky daher, für den Sally Hawkins den Silbernen Bären 2008 gewann. Mike Leigh s neuem Feelgoodmovie steht das Glück schon im Titel auf der Stirn geschrieben: Poppy heißt eigentlich Pauline, doch die Annäherung des Namens an Mary Poppins trifft hier den Nagel genau auf den Kopf: Die heitere Grundschullehrerin sprüht nur so vor Optimismus und Lebensfreude. So sehr, dass sie nicht nur notorische Miesepeter, sondern auch Freunde und Familie bisweilen vor den Kopf stößt.

Was Happy-Go-Lucky mit den vorherigen Filme Leighs verbindet, ist die Stellung der Frau in der britischen Gesellschaft (siehe z.B. Vera Drake). Hier scheint Leigh jedoch den politischen Ansatz vernachlässigt zu haben: In einem Fernsehinterview sagt Leigh, er wollte ursprünglich einfach einen Film mit Sally Hawkins machen, die bereits in seinen Sozialdramen All or Nothing und Vera Drake Nebenrollen spielte. Tatsächlich steht Happy-Go-Lucky aber in nichts einem Sozialdrama nach, denn obgleich die Herangehensweise eine andere ist, wird der Zuschauer doch nicht das Gefühl los, dass Leigh uns etwas sagen will.

“Der Amerikanische Traum hat nie stattgefunden, der Amerikanische Alptraum ist bereits hier!”

Ist dies als Plädoyer gegen die Paranoia, die uns seit dem 11. September umgibt, zu verstehen? Tatsache ist, dass der Wonneproppen Poppy diesem Miesmachspiel fernbleibt und unbeharrlich der schlechten Laune trotzt, was den einzigartigen Charme von Happy-Go-Lucky ausmacht.

Dieser Film ist ein Tobis Filmclub -Film.

Mike Leigh's Happy-go-lucky

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