Goodbye, IBES! Das war das Dschungelcamp 2014!

01.02.2014 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Zum 10jährigen Jubiläum beglückte uns das Dschungelcamp mit einer Staffel, die so entwaffnend wie lehrreich war. Ein Rückblick auf die zwei schönsten TV-Wochen des Jahres, bevor Larissa heute nun endlich zur Dschungelkönigin gekrönt werden dürfte.

Ganz Mediendeutschland diskutiert derzeit über eine Online-Petition gegen Markus Lanz, in der sich nicht nur Unmut über den problematischen Stil des Moderators, sondern auch über die grundsätzliche Qualität des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ausdrückt. Das ist richtig und wichtig. Und aber auch mit dem Hinweis zu vermerken, dass das größtmögliche Fernsehen der vergangenen zwei Wochen von der einstigen Lanz-TV-Heimat RTL, einem also nicht rundfunkgebührenfinanzierten Sender, in Auftrag gegeben wurde. Zum zehnjährigen Jubiläum Ich bin ein Star – Holt mich hier raus lief Deutschlands wichtigstes Fernsehkulturformat zu einer Hochform auf, die selbst seine größten Anhänger in ungläubiges Staunen versetzte.

Masken und Mauern
Sowohl Teilzeit-Sequel der maßgeblichen fünften Staffel als auch Live-Monomythos einer zur Heldin von Herz und Verstand gereiften österreichischen Hoteliertochter, hat sich auch dieses Dschungelcamp einmal mehr als medienreflexives Tal der Wahrheiten bestätigt. Und das tatsächlich so, wie schon im theoretischen Ausblick vermutet und dann in der Zwischenbilanz untermauert. Gnadenlos wurden die Buchstabenpromis ihrem Schicksal überantwortet, unerbittlich hielt RTL drauf, als Masken und Mauern fielen. Und noch immer, bei all ihrer mutmaßlichen Vertrautheit mit den Mechanismen des Systems und der entsprechenden Show zum System, scheinen einige (oder dieses Mal: sehr viele) Kandidaten nicht verstanden zu haben, dass jedwede einstudierte Rollen, Konzepte und Siegertaktiken vergebens sind.

Halb- und Ganz-Unten-Stars
Dennoch wollten oder konnten sie es auch in diesem Jahr nicht lassen, die Dschungelteilnehmer und ihr durchschaubares Profilierungsgehabe, ihr falsches Spiel um die Publikumsgunst, ihr schief dirigiertes Gefühlsorchester. Zu den großen Qualitäten der Show zählt seit jeher ihr sowohl zynisches als auch humanistisches Promi-Sondierungsprinzip: Sie ist Karriereresterampe und potentieller Medienneustart zugleich, sie sortiert die mit dubiosen Plänen in den Dschungel ziehenden Halb- und Ganz-Unten-Stars aus, ebnet aber auch anderen den Weg zu einer Neubeurteilung. Und wer wiederum gar niemanden von ihnen kennt, der kann sich auf ein von Branding- und Image-Präsentation unbeeinflusstes Vergnügen einstellen, an dessen Ende stets die Aufrichtigkeit siegen möge. Einzig Corinna Drews gelang in diesem Jahr das Kunststück, sich an der Show zu beteiligen, ohne dass es jemand bemerkt hat. Sie war nicht unbedingt falsch, aber so unsichtbar, dass es eigentlich auch schon nicht mehr wahr sein kann.

Zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung
Die Liste der großen Verlierer dieser achten IBES-Staffel ist dann allerdings doch länger als gedacht. Immer wiederkehrender Gedanke vor allem während der zweiten Hälfte: Ein bis auf Larissa Marolt schon wahrlich sensationell widerlicher Jahrmarkt der Eitelkeiten, dieses Dschungelcamp 2014. Vergleichbar gruselige Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung ließen sich sonst wirklich nur noch in der fünften Staffel um Jesus-Mathieu und Kakerlaken-Langhans ausmachen. Und selbst wenn es die große Zuschauerwende in der Wahrnehmung von Larissa zur Halbzeit nicht gegeben (oder sie uns nicht mit Schön- und Ehrlichkeit begeistert) hätte, so wäre ihr die Dschungelkrone wohl schon allein deshalb sicher gewesen, weil einfach konsequent jeder ihrer Lagerfeuerkommilitonen sich als vollkommen unwürdiger Sieger empfehlen musste.

Hinterlistige Sympathiebekundungen
So zählte etwa die krampfhafte Selbstinszenierung der bemühten Camp-Mutti Jochen Bendel zu den schauerlichsten Beispielen eines einstudierten Dschungelauftritts. Mit grundfalschen Einschätzungen seiner Kollegen, hinterlistigen Sympathiebekundungen und dem gönnerhaften Möchtegerndurchblick einer TV-Altdiva setzte er alles auf die Karte seines vermeintlichen Vorläufers Peer Kusmagk, nur um haushoch an der krampfhaften Wiederholung dieses einstigen Überraschungseffektes zu scheitern. Ganz besonders unangenehm überdies: Jochens „amüsante“ Voting-Aufrufe, die er mal mit russischem Akzent, mal als Geiselopfer bestritt. Ein Humor, der eigentlich schon bei Sendestart seiner einstigen Ruck-Zuck-Show als ausgestorben galt, und ein Gesicht, das er angeblich nie für medizinische Eingriffe hergeben würde. Immerhin ein großer Lacher während seiner Camp-Zeit.

Larissa auf Drogenentzug?
Ähnliches gilt für die ehemalige Queensberry-Sängerin Gabby de Almeida Rinne, die sich mit gleichermaßen fragwürdiger Naivität wie auch offenbar berechnender Mädchenattitüde als gute Seele des Camps missverstand. Und die sich dann unter anderem mit der frechen Unterstellung, Larissa sei im Dschungel auf Drogenentzug, aus dem Camp katapultierte. Sie wollte den Sieg genauso wie ihn Melanie Müller will. Dass die frühere Bachelor-Kandidatin den Einzug ins Finale absolvieren würde, schien in dieser Staffel leider schon recht früh klar. Viel zu sehr konnte sie beim Publikum durch ihre vermeintlich natürliche Art als Ossi-Witz auf zwei Beinen sowie hysterische Camp-Aufseherin punkten, viel zu sehr überzeugte sie in den Dschungelprüfungen als streberhafte Bezwingerin des eigenen Willens – die buchstäblich alles verdrückte, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Falsch- und Gemeinhalten hielten sich bei ihr aber immerhin in Grenzen.

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