Funkeln im Scherbenhaufen der Lady von Shanghai

25.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
"Everybody is somebody's fool."
moviepilot/Columbia Pictures
"Everybody is somebody's fool."
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Orson Welles beherrscht sie, die hohe Kunst des Versagens. Der Kommentar der Woche verfolgt das delikate Welles’sche Scheitern in den Armen der Lady von Shanghai. Mit Genuss!

In unserer Rubrik Kommentar der Woche möchten wir eure geistig-textuellen Ergüsse, also eure Kommentare, feiern. Die Voraussetzungen dafür können beinahe alle Kommentare (egal ob für Filme, Serien, Personen, News) erfüllen, ob nun schön, persönlich, kurz, lustig, bizarr, alt, nachdenklich, lang, originell, treffend, gehaltvoll, neu, dadaistisch, kreidebleichweiß oder ihr habt uns einfach nur ausreichend mit ölig schwarzem Alien-Goo bestochen. Ihr könnt mich per Nachricht gerne gelegentlich auf einen Kommentar, der euch besonders gut gefallen hat bzw. euren absoluten Lieblingskommentar auf moviepilot, hinweisen – aktuell bin ich z.B. weiterhin besonders auf der Suche nach tollen Personen- und Serien- oder Staffelkommentaren. Wir können euch keine Versprechungen machen, dass wir den Vorschlag auch auswählen, aber inspirieren lassen wir uns gerne.

Der Kommentar der Woche

Gefeiert wird heute ripley1, der mit seinem Kommentar zum Film Die Lady von Shanghai verführerisch funkelnde Splitter in Orson Welles’ Scherbenhaufen der Unvollkommenheit entdeckt:

Genial misslungen. Was man auch über Orson Welles’ Karriere sagen kann, lässt sich an diesem Film nachvollziehen.
Als Krimi funktioniert der Film sicher nicht: Der Plot ist verworren, die Motivationen der Figuren teilweise unklar. Auch die Kürzung um ein Drittel der ursprünglichen Filmlänge am Schneidetisch hat nicht unbedingt zu einer verständlicheren Handlung beigetragen.
Nimmt man den Film aber als Meta-Film, dann kann man in dem Scherbenhaufen so manchen interessanten Splitter entdecken: Die Stilmittel und Versatzstücke des film noir wie voiceover oder femme fatale mischen sich mit ätzender Gesellschaftskritik wie in der Gerichtsfilmparodie, Atomkrieg-Paranoia oder mit den surreal anmutenden Schauplätzen von New York, San Francisco bis Acapulco, die zusammen so gar kein stimmiges Bild ergeben. Konsequenterweise findet der finale Höhepunkt in einem chinesischen Theater und dann in einem Spiegelkabinett statt: Alles Kulisse, alles Spiel, alles virtuos und exzessiv.
“Die Lady von Shanghai” ist pures Kino, weil es eigentlich nur um die filmische Form geht, l’art pour l’art sozusagen. Das aber mit viel Lust und Witz.

Den Kommentar findet ihr übrigens hier

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