Fußballer im Film - Kaiser, Axt & David Beckham

28.07.2011 - 08:50 Uhr
Vinnie Jones langt in Mean Machine - Die Kampfmaschine ordentlich zu
Paramount Pictures
Vinnie Jones langt in Mean Machine - Die Kampfmaschine ordentlich zu
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Der Dokumentarfilm Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen läuft diese Woche im Kino an. Hauptperson ist der Fußballer Thomas Broich, der mittlerweile in Australien sein Geld verdient. Wir nehmen diesen Start zum Anlass, um uns näher mit Fußballern im Film auseinanderzusetzen.

Fußballspieler gehören auf den Rasen, nicht in Filme. Zumindest denken einige so. Dass diese Meinung aber viele Kicker nicht davon abgehalten hat, auf der Leinwand zu erscheinen, dürfte zu jedem durchgedrungen sein, auch wenn die Begeisterung für das runde Leder vielleicht nicht allzu groß sein sollte. Oft waren die schauspielerischen Gehversuche der Ballkünstler eher von bescheidenem Erfolg, allerdings gibt es auch Ausnahmen. Und manche Fälle sind ganz speziell, weil die Fußballspieler nicht künstlerisch tätig werden müssen, sondern sie schlicht ihrem Beruf nachgehen und sie selbst sind – wie in der Dokumentation Tom Meets Zizou – Kein Sommermärchen, in der Thomas Broich, einst als Retter des deutschen Fußballs gefeiert, erzählt, wie das raue Profigeschäft ihn niederdrückte und er sein Glück letztlich in Australien fand. Die Geschichte der kickenden Schauspieler oder besser der schauspielernden Kicker insgesamt ist jedoch eine interessante und lohnt erzählt zu werden.

Dokus und der Kaiser
Sönke Wortmann hat mit Deutschland. Ein Sommermärchen wohl einen der populärsten Fußballfilme gedreht. Dabei hat er dazu wenig beigetragen, hat er doch einfach nur die DFB-Elf während der Heim-WM 2006 mit der Kamera begleitet. Die besten Frauen der Welt über die kickenden Damen schaffte es hingegen nicht, die Öffentlichkeit ähnlich zu bewegen wie der Film über die männlichen Sportler. Aber nicht nur Dokumentationen über Fußball haben es geschafft, die populärsten Kicker aus unserem Land auf die Leinwand zu bringen. Es gab in früheren Zeiten sogar einige Versuche von Fußballern, schauspielerisch aktiv zu werden. “Kaiser” Franz Beckenbauer beispielsweise stellte im semi-fiktionalen Film Libero passenderweise einen Fußballer dar, der Franz Beckenbauer hieß, aber nicht Franz Beckenbauer war. Das schien selbst die Lichtgestalt schwer zu verwirren, worunter auch seine darstellerischen Leistungen leideten.

Besser machten es da die Fußballer um Fritz Walter in Das Große Spiel. Allerdings mussten sie auch nicht schauspielern, sondern wirklich nur kicken – und das konnten sie sehr gut. Darsteller Wolfgang Staudte allerdings nicht, denn der traf einfach nicht ins Tor. Als er es dann doch schaffte, jubelten alle und somit waren die Aufnahmen nicht zu gebrauchen.

Der Paul, der Sepp, der Berti und Uns Uwe
Nicht zu gebrauchen waren auch die Auftritte von Paul Breitner, Sepp Maier, Berti Vogts und Uwe Seeler. Während Breitner sich in Potato Fritz a.k.a. Potato Fritz vergeblich mühte, der Rolle des Sergeant Stark Seele zu verleihen, alberte Sepp Maier in Wenn Ludwig ins Manöver zieht rum. Berti Vogts schaffte es hingegen in seiner legendären Szene im Tatort: Habgier nicht, sich mimisch vom Karnickel auf seinem Arm abzuheben. Und Uns Uwe hatte in Willi wird das Kind schon schaukeln mit Heinz Erhardt ernste Schwierigkeiten, sich selber zu spielen. Nicht sehr viel besser schnitten die Fußball-Frauen im Tatort: Im Abseits ab, obwohl ihnen da der geringste Vowurf gemacht gehört. Ausgerechnet der Titanen-Verdränger Jens Lehmann schaffte es mit Themba – Das Spiel seines Lebens, eine halbwegs ansprechende Leistung abzuliefern.

Andere Länder, andere Kicker
Aber auch international wurde die Kombination Fußballer – Film zur Genüge genutzt. Oft mit ähnlich bescheidenem Erfolg wie die deutschen Produktionen, manchmal aber auch durchaus wertvoll. Flucht oder Sieg mit Sylvester Stallone und Michael Caine z.B. wird zwar nicht von schauspielernden Fußballern getragen, aber durch das Mitwirken von unter anderem Pelé, Bobby Moore und Osvaldo Ardiles konnte zumindest die sportliche Qualität gesichert werden. Großartig war auch das Das Wunder von Wien, eine Mockumentary über den Sieg von Österreich bei der Europameisterschaft 2008, in der viele Fußballpersönlichekiten auftreten, u.a. Ex-Werder-Spieler Andreas Herzog und Günter Netzer.

Axt, Kung Fu und ordentlich Prügel
Qualität verkörpert mittlerweile auch ein Kicker, der von vielen wohl gar nicht mehr als ehemaliger Kapitän der walisischen Nationalmannschaft und ultrabrutaler Spielfeldmetzger wahrgenommen wird, sondern als Teil der Filmwelt. Die Rede ist natürlich von Vinnie Jones, der seinen Spitznamen “Die Axt” nicht umsonst trägt. Vom Hodenquetscher bei Paul Gascoigne bis hin zur schnellsten gelben Karte (nach 3 Sekunden) hat sich Vinnie Jones auf dem grünen Rasen einiges erlaubt und wurde zum gefürchteten Mythos. Kein Wunder, dass er mit Mean Machine – Die Kampfmaschine einen Film ins seiner Vita hat, der Fußball, Schauspiel und Knast verbindet. Irgendwie passt das zu einem Raubein wie Vinnie Jones.

Auch das französische Enfant terrible Eric Cantona, berühmt geworden für seinen Kung-Fu-Tritt gegen einen Fan während eines Spiels, ist im künstlerischen Gewerbe angelangt – allerdings war Cantona schon immer daran interessiert, abseits des Fußballs zu wirken, zuerst durch Malerei, jetzt eben in Filmen wie Looking for Eric. In Keiner haut wie Don Camillo mit Terence Hill durften sich auch einige damals populäre Spieler wie Roberto Boninsegna und Carlo Ancelotti austoben, der künstlerische Wert der Prügelorgie sei aber mal dahingestellt.

Ob Stan Collymore in Basic Instinct 2: Neues Spiel für Catherine Tramell, Stars wie Ronaldo oder Zinédine Zidane in Goal! – Lebe deinen Traum und den Nachfolgerfilmen oder die Schalke-Legende Yves Eigenrauch in Fußball ist unser Leben: All diese Fußballer haben in Filmen mitgewirkt. Und es wird bestimmt noch einige Werke geben, die Kickern eine Plattform geben, sich schauspielerisch auszudrücken. Es wird sicherlich noch etliche kuriose Auftritte geben und vielleicht auch die ein oder andere Überraschung. Überraschend ist auf jeden Fall schonmal, dass in Kick It Like Beckham der Titelstar David Beckham keinen richtigen Auftritt hat, sondern nur Archivaufnahmen oder ein Double von ihm zu sehen ist. Der Grund ist schnell gefunden: Beckham erfuhr erst nach Fertigstellung von dem Film. schade, denn er hätte anscheinend gerne mitgewirkt. Aber ob das gut gewesen wäre?

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