Französin Mélanie Laurent mag es, aus der Zeit zu fallen

28.07.2010 - 08:50 Uhr
Mélanie Laurent als virtuose Solistin
Concorde
Mélanie Laurent als virtuose Solistin
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Bevor am 29.07.2010 der neue Film Das Konzert von Radu Mihaileanu in den Kinos anläuft, gibt es hier vorab ein Interview mit Mélanie Laurent, die die berühmte Geigen-Solistin Anne-Marie Jacquet spielt.

Mélanie Laurent kennen die meisten bisher von ihrer Rolle als jüdische Kinobesitzerin in Inglourious Basterds. Dass die französische Schauspielerin auch wesentlich anspruchsvollere Rollen verkörpern kann, beweist sie im neuen Film Das Konzert. Vorab spricht sie im Interview über den Dreh und ihr Verhältnis zur klassischen Musik.

Was reizte Sie an dem Drehbuch?
Mélanie Laurent: Mich nahm die Geschichte dieser slawischen Truppe – alle ein wenig aus der Zeit gefallen, sofort gefangen. Der ständige Übergang von Komik zu intensivem Gefühl hat mich verführt. Das Skript nahm sich vieler Themen an, die mir auch alle am Herzen liegen: der Kommunismus und die Hoffnungen, die sich einst mit ihm verbanden, längst verschwundene Ideale, die mancher noch hochhält, die Macht der russischen Mafia usw. Mir gefiel die Politik hinter all dem Humor und der Leichtigkeit. Was meinen Charakter betrifft, so war die Vorstellung, ein Instrument zu spielen – wenn ich auch nur Bewegungen nachahmte – sehr reizvoll. Außerdem war es eine interessante Frauenrolle, eine Figur, die älter ist als ich selbst.

Wer ist Anne-Marie Jacquet für Sie?
Mélanie Laurent: Sie ist recht kühl, besessen von ihrer Musik, sie lebt in ihrer eigenen Welt. Im Wesentlichen behält sie ihre Gefühle für sich, bis zur letzten Szene, wo sie sich ihnen vollkommen hingibt. Für mich war es am schwersten, auf das Lächeln zu verzichten. Ich bin eher ein impulsiver Typ, aber hier musste ich Emotionen unterdrücken. Es gab einige Diskussionen mit Radu Mihaileanu, weil ich der Meinung war, er ginge zu hart mit ihr um.

Wie sieht Anne-Marie Andreï?
Mélanie Laurent: Sie bewundert ihn sehr. Womöglich hat sie nur wegen ihm diese Laufbahn eingeschlagen; sie hat vermutlich jahrelang seine Aufnahmen gehört – und davon lebt sie heute. Interessanter Weise hat sie nie Tschaikowsky gespielt, warum auch immer. An einem bedeutenden Punkt ihrer Karriere, entscheidet sie ein enormes Risiko mit diesem Konzert auf sich zu nehmen, Andreï zuliebe. Aus der gleichen Zuneigung heraus, lässt sie zu, dass ihr Schutzwall fällt, und sie auf die etwas unorthodoxen Arbeitsmethoden dieser russischen Musiker einsteigt

Wie haben Sie sich das Geige spielen angeeignet?
Mélanie Laurent: Ich habe drei Monate lang bei einer hervorragenden Musikerin gelernt, Sarah Nemtanu, die beim Orchestre National de France die erste Geige spielt und eine gute Freundin geworden ist. Dank ihr verbrachte ich Zeit mit einem Orchester und verstand dessen Arbeitsweise. Ich lernte nicht nur meine Figur besser kennen, sondern konnte mir auch einige Techniken mit der Geige und dem Bogen aneignen.

Hatten Sie irgendwelche besonderen Schwierigkeiten?
Mélanie Laurent: Ich bin Linkshänderin, und die Geige ist das einzige Instrument, das sich dem nicht anpassen lässt. Man hält den Bogen mit rechts, das war ein einziger Albtraum für mich. Die Haltung war so ungewohnt, dass ich mir fast eine Sehnenscheidenentzündung geholt hätte.

Die Konzertszene ist besonders intensiv …
Mélanie Laurent: Diese Szene hat mich sehr geprägt. Nicht einmal Radu Mihaileanu hatte mich davor gewarnt, wie viel Gefühl wir hineinlegen, wie weit wir gehen würden. Ich habe mich von der Musik tragen lassen wie in Trance. Irgendwann habe ich am ganzen Leib gezittert, ich ließ meine Geige fallen und begann zu weinen. Mir schien es, als würde mein Körper mit der Musik verschmelzen. Dies war ein so gewaltiges Gefühl, dass ich beinahe ohnmächtig geworden wäre.

War Ihnen bis dahin klassische Musik vertraut?
Mélanie Laurent: Kein bisschen. Aber ich höre klassische Musik mittlerweile sehr gerne, und da ich selber Musik mache, freue ich mich jedes Mal, wenn ich die erste Geige heraushöre. Ich liebe es, wenn ein Film sich im Kopf festsetzt: Das Konzert hat etwas in mir ausgelöst und ließ mich etwas entdecken, das ich immer mit mir tragen werde. Tschaikowskys Konzert höre ich immer noch gerne, und spiele von Anfang bis Ende „Luftgeige“ …

Bereits am Donnerstag ist der Kinostart für Das Konzert. Wer Mélanie Laurent in ihrer Rolle als Geigen-Solistin glänzen sehen will, sollte sich den Film unbedingt anschauen und in unser Kinoprogramm schauen, um zu wissen, wo der Film läuft.

Mit Material von Concorde Film.

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