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09.02.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Berlinale Auftakt: Informatives und Amüsantes von der Pressekonferenz
Berlinale/moviepilot
Berlinale Auftakt: Informatives und Amüsantes von der Pressekonferenz
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Heute ist der erste Tag der 62. Berlinale. Und während ich mich ins Festivalgeschehen einarbeite, liefere ich euch hier nicht nur einen Bericht von der Pressekonferenz der vergangenen Woche, sondern auch einen Einblick in die Gästeliste des Festivals.

Während ihr das lest, stehe ich wahrscheinlich gerade orientierungslos am Postdamer Platz, verzehre eine Brezel in Rekordzeit und suche nach dem nächsten Kino, das ich erobern möchte. Ähnlich planlos war ich schon letzte Woche, als ich auf dem Weg zur Pressekonferenz war.

Folge der roten Berlinale-Tasche
Damit nichts schief gehen konnte, heftete ich mich schon am Bahnhof an die Fersen eines Mittdreißigers mit roter Berlinale-Umhängetasche, da ich mir sicher war, dieser würde dasselbe Ziel ansteuern. Zuverlässig lotste mich der Kollege in der Tat zum Ort der Pressekonferenz. Es gibt also doch etwas, wozu diese schrecklich unpraktischen Berlinale-Taschen gut sind!

Im Vorraum wartete schon eine breite Auswahl an Informationsmaterial, das mich ein wenig überforderte. Ich ließ mir das natürlich nicht anmerken und blätterte ganz interessiert mal in dem einen Heft und dann in einem anderen, um mich nach reiflicher Überlegung für zwei verschiedene Broschüren zu entscheiden, die mir die Wartezeit verkürzen sollten. Als die Pressekonferenz begann, musste ich zu meinem Schrecken feststellen, dass mein Sitzplatz denkbar ungünstig gewählt war. Ich war halbseitig umzingelt von selbsternannten Dolmetschern, die ihrer englischsprachigen Begleitperson die gesamte deutsche Pressekonferenz “flüsternd” synchron übersetzten.

Dieter Kosslick amüsiert mit Witz und Ahnungslosigkeit
Neben den inhaltlichen Informationen war ich besonders beeindruckt von Festivalleiter Dieter Kosslick selbst, dessen Humor die erhabene Aura des Festivals in etwas Unterhaltsames zu verwandeln vermochte. So argumentierte er beispielsweise, der chinesische Wettbewerbsbeitrag Bai lu yuan sei mit seinen 188 Minuten Laufzeit quasi ein Kurzfilm, da seine Handlung Jahrtausende umfasse. Durch die Reihen ging ein verhaltenes Stöhnen – scheinbar freut sich keiner der Journalisten so richtig auf einen derartig langen Film. Ich persönlich bin da übrigens auch sehr skeptisch. Hoffentlich gibt’s wenigstens eine Pinkelpause!

Endgültig gewann Dieter Kosslick mein Herz, als eine Journalistin ihn auf seine Fremdsprachenkenntnisse ansprach. „Mein Englisch ist so gut, dass man es auch auf Deutsch versteht“, soll er nämlich mal gesagt haben, so die Kollegin. Kosslick blieb cool, sein Englisch sei großartig, was wir daran merken könnten, dass jeder ihn verstünde. Nun, das sei jetzt mal dahingestellt. Wenn er englische Filmtitel aus dem Wettbewerbsprogramm vorstellte, musste ich nämlich immer im Katalog blättern, um herauszufinden, um was es gerade ging. Obwohl er noch nicht ganz in der Moderne angekommen ist („Wie heißt das noch mal, wo man redet und sich sieht? Ach ja, Skype…“), fürchtet sich Kosslick übrigens nicht vor der 3D-Technik. So lange „die alte Welt“ erhalten bliebe, hätten wir nichts zu befürchten. Im Übrigen ist dieses Jahr auch nur ein einziger 3D Film, The Flying Swords of Dragon Gate, im Wettbewerb vertreten. Das deutet nicht auf eine dreidimensionale Invasion des Festivals hin.

Rote Fäden: Aufbrüche, Fukushima und ein Abgesang an die Story
Fast 400 Filme werden bei der Berlinale 2012 zu sehen sein. Ich bin erstaunt, dass sich bei einer derartigen Anzahl von vollkommen unterschiedlichen Werken doch ein roter Faden beschreiben lässt. Es ginge um Aufbrüche und Umbrüche, so Dieter Kosslick. Im Panorama dreht sich dieses Jahr vieles um den arabischen Frühling in Afrika, berichtete uns Wieland Speck, der Sektionsleiter. Auch Migration sei ein Thema, insbesondere das Verhindern von Migration in Bezug auf spezielle Völkergruppen. Als Beispiel nennt er den Film Wilaya, der sich mit Sahraui-Nomaden in Algerien beschäftigt. Einer der Themenkomplexe der Sektion Forum ist laut Christoph Terhechte der Atomunfall in Fukushima, der durch mehrere Filme auf vielfältige Art und Weise dargestellt werde. Auch der experimentellere Zweig Forum Expanded widmet sich unter anderem dem Thema Atomkraft.

Die Abteilung Generation beschäftigt sich dieses Jahr insbesondere mit dem Thema indigene Wurzeln und ihrer Einflüsse auf das Leben von Kindern und Teenagern in Lateinamerika und Neuseeland. Die Kurzfilme der verschiedenen Sektionen stehen unter dem Motto „Goodbye to the story“, obwohl das laut Kuratorin Maike Mia Höhne hauptsächlich auf die asiatischen Beiträge zutrifft. Der Talent-Campus wirbt mit einem besonderen Gast: Niemand anderes als Keanu Reeves wird dem filmischen Nachwuchs mit einer Veranstaltung zum Thema Look Who’s Talking: Interviewing on Screen unter die Arme greifen. Seine Dokumentation Side by Side läuft in der Sektion Berlinale Special.

Die Gästeliste oder „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“
Nicht nur Keanu Reeves lässt dieses Jahr in Berlin die Herzen weiblicher Filmfans höher schlagen. Auch Michael Fassbender, Shah Rukh Khan, Jean Reno, Christian Bale und niemand Geringeres als Teenie-Schwarm Robert Pattinson werden in Deutschlands Hauptstadt reisen, um bei der Berlinale über den roten Teppich zu flanieren. Bei so viel Mannespracht kann ich mich gar nicht entscheiden, wessen Namen ich mir vor Festivalbeginn noch schnell auf die Stirn tätowieren lassen soll. Vor Shahrukh Khans Auftritt graut mir allerdings etwas. Ich bin vor einigen Jahren schon mal versehentlich in einen Menschenauflauf geraten, der sich auf Grund seiner Person vor einem Theater gebildet hatte. Frauen aller (!) Altersklassen schrien sich in Ekstase, hielten lebensgroße Pappaufsteller hoch und flennten aus mir unbegreiflichen Gründen. Es war furchteinflößend!

Aber auch für die Herren der Schöpfung gibt es etwas zu sehen: Angelina Jolie präsentiert höchstpersönlich ihr Regiedebüt In the Land of Blood and Honey und Christina Ricci wird im Rahmen der Weltpremiere ihres Films Bel Ami im Rampenlicht stehen. Außerdem gibt es einen ganz besonderen weiblichen Gast: Erin Brockovich – und zwar die echte – wird anlässlich des Dokumentarfilms TEA TIME: The Real Erin Brockovich auftreten.

Und welchem Star würdet ihr gerne mal die Hand schütteln?

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