Ellas Geheimnis über Jugendjahre in Südafrika

17.05.2010 - 08:50 Uhr
Eine verbotene Liebe zur Zeit der Apartheid: Die junge Ella (Amelie Kiefer) und Ben (Chumani Pan)
ZDF
Eine verbotene Liebe zur Zeit der Apartheid: Die junge Ella (Amelie Kiefer) und Ben (Chumani Pan)
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Auf Südafrika schauen in diesem Jahr alle Fußballherzen dieser Welt. Doch es ist auch das Land, welches viele Jahrzehnte durch die Apartheid geprägt wurde.

Im ZDF ist am Montag, dem 17.05.2010, das Fernsehdrama Ellas Geheimnis zu sehen, dass sich um das komplexe Thema der Aparthheit in Südafrika dreht. Drehbuchautorin Stefanie Sycholt wuchs in Südafrika auf und erlebte die Politik der Rassentrennung hautnah. Wie ihre eigenen Erlebnisse in ihr Drehbuch für den Fernsehfilm einflossen haben wir für euch in einem Interview zusammengestellt.

Frau Sycholt, Sie haben das Drehbuch zu Ellas Geheimnis geschrieben. Wie kam es zu dem Projekt? Wie sind Sie auf den Stoff gestoßen?
Wie es so manchmal mit Geschichten ist, kommt man auf Umwegen zu einer Idee. Ich bin mit Rooibostee aufgewachsen und habe mich gefreut, dass er in den letzten Jahren in Deutschland immer beliebter wurde. Dieser Tee ist etwas ganz Besonderes, er wächst nur an einem Ort auf der Welt, nämlich am Fuß der spektakulären Cedarberge in der Nähe von Kapstadt. Das ist zufällig auch die Gegend mit den meisten Höhlenzeichnungen der Buschmänner. In der Nähe gibt es eine alte deutsche Missionsstation, Wuppertal. Vor ein paar Jahren war ich wieder einmal dort und dachte plötzlich über eine Geschichte nach,
die an diesem Ort spielen könnte. Eine Geschichte, die Gegenwart und Vergangenheit verbindet, Deutsches und Südafrikanisches, und daraus wurde dann Ellas Geheimnis.

Ellas Geheimnis wurde in Südafrika gedreht. Sie sind selbst in diesem Land aufgewachsen. Spiegeln sich eigene Erlebnisse und Erfahrungen in diesem Buch wider?
Ich bin in Südafrika geboren und habe dort gelebt, bis ich mit Mitte 20 an die Filmhochschule in München kam. Wie Ella bin ich als Kind deutscher Einwanderer in einer Welt groß geworden, in der die Apartheid-Politik jegliche Freundschaften mit Leuten anderer Hautfarbe verboten hatte. Ich habe 1976 im Fernsehen gesehen, dass schwarze Kinder in Soweto erschossen wurden, nur weil sie ihren Unterricht nicht in Afrikaans, der Sprache der Unterdrücker, haben wollten, und konnte es nicht fassen, dass die weißen Kinder in meiner Klasse das einfach so hingenommen haben. Ich fand es auch selbst nicht so toll, Afrikaans lernen zu müssen. Diese Erfahrung hat mich sehr politisiert.

Später, an der Uni, wurde ich in der Anti-Apartheid-Bewegung tätig. Ich habe mich in einen afrikanischen Journalisten verliebt, genau in dem Jahr, in dem der "Immorality Act“ aufgehoben wurde und Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß nicht mehr gesetzlich verfolgt wurden. Aber die Angst steckte immer noch in meinem Freund – er wollte nicht so gerne mit mir in der Öffentlichkeit gesehen werden. Es war ja auch so, dass schwarze Männer in solchen "gemischten“ Beziehungen besonders hart bestraft wurden. Mir hat mal ein Polizist des Geheimdienstes bei einer längeren Befragung gesagt: "Was wollt ihr süßen Mädchen eigentlich mit diesen Dreckskerlen“. Na ja, diese ganzen Erlebnisse sind natürlich auch in Ellas Geheimnis geflossen.

Welche Botschaft wollen Sie mit Ihrem Drehbuch übermitteln?
Apartheid war ein kompliziertes und weitreichendes System, das bis heute viele Schäden hinterlassen hat, sowohl im Leben von Schwarzen als auch von manchen Weißen. Es gab während dieser Zeit immer wieder Weiße, wenn auch nur wenige, die in diesem System nicht mitgemacht und unter ihm gelitten haben. In meinem Drehbuch geht es ja auf mehreren Ebenen um die Vergangenheit. Ella meint, dass man nicht dorthin zurückkehren kann: Vorbei ist vorbei. Jack ist da anderer Meinung; an Gutes aus der Vergangenheit kann man auch wieder anknüpfen und damit weitermachen. Und damit meint er nicht nur das ursprüngliche Leben der Buschleute im Einklang mit der Natur. Eine Lebensart, die ja heute in Südafrika so gut wie ausgelöscht ist, sondern auch das eigene Leben, die eigene Vergangenheit. Man soll nicht verdrängen, es ist nie zu spät, auch an der eigenen Geschichte anzuknüpfen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der UFA Fernsehproduktion und dem ZDF?
Ich hatte vor einigen Jahren in meiner Heimat einen Kinofilm gedreht – Malunde. Eine ehemalige Kommilitonin der HFF, München, Selma Brenner, die inzwischen Produzentin bei der UFA Fernsehproduktion war, sprach mich daraufhin an, ob wir nicht zusammen eine Geschichte entwickeln wollten. Und das haben wir dann auch gemacht. Sie, ich und Pit Rampelt, der Redakteur, mit dem Selma schon einige tolle "Bella Blocks“ auf die Beine gestellt hatte. Es war eine sehr fruchtbare und inspirierte Zusammenarbeit.

Hatten Sie bereits beim Drehbuchschreiben eine Vision, wer Ella spielen sollte? Was machte Hannelore Hoger und Rolf Lassgård zur perfekten Besetzung für ihr Buch?
Es stellte sich sehr bald heraus, dass Hannelore Hoger die perfekte Ella sein würde. Sie kann so wunderbar echte Frauen spielen, mit allen Ecken und Kanten, Frauen, die nicht ganz einfach sind, aber trotzdem ungeheuer charmant und attraktiv. Also habe ich mit einem Bild von Frau Hoger über meinem Schreibtisch an der Geschichte geschrieben und gefeilt, bis das Buch soweit war. Jeden Morgen hieß es: “Hello Ella, how are you doing?” Ich schreibe die erste Fassung meiner Geschichten ja immer auf Englisch. Rolf Lassgård war ein Vorschlag von Rainer Kaufmann. Er hatte einen starken, tollen Jack gesucht, der gut zu Frau Hogers Ella passen würde. Einen besseren hätte ich mir gar nicht ausdenken können.

Neben dem Drehbuchschreiben haben Sie auch bereits als Regisseurin fungiert. Wo liegt ihr Herzblut?
Mein Herzblut liegt wirklich in den Geschichten, die mich bewegen, die ich erzählenswert finde. Und da ist es völlig egal, ob ich sie schreibe oder selber inszeniere. Manche Stoffe sind sowieso besser, wenn jemand anders noch seine Ideen und seine Vision dazu bringt. Wie es jetzt Rainer Kaufmann mit Ellas Geheimnis getan hat. Und manche sind so stark mit mir verbunden, dass ich mir nur vorstellen kann, selbst die Regie zu machen. Dabei muss ich sagen, dass ich auch schon Regie bei einem fremden Buch gemacht habe, und auch das ging. Für mich geht es immer darum, den eigenen persönlichen Bezug zu der Geschichte zu finden.

Ellas Geheimnis ist heute Abend um 20:15 Uhr im ZDF zu sehen. Unser Fernsehprogramm bietet euch selbstredend weitere TV-Tipps – nicht nur für heute Abend.

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