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Eine Szene, die sich in mein Gedächtnis gebrannt hat

14.10.2014 - 12:00 Uhr
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United International Pictures
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Meine Lieblingsszene:

Mir ist sofort eine Szene in den Kopf geschossen, als ich von der Aktion Lieblingsszene gelesen habe. Dieser Filmausschnitt ist seit vielen Jahren eine meiner liebsten Sequenzen, gesehen habe ich sie erstmals als Jugendlicher mit ca. 13 Jahren und vergessen werde ich sie niemals!

Zwei Männer sitzen sich in einem Wohnwagen gegenüber. Der eine, ein Sizilianer und rechte Hand eines gefürchteten Gangsterbosses, hat eine kleine Gruppe von finsteren Handlangern hinter sich stehen und wirkt (noch) entspannt. Der andere, ein pensionierter Ex-Polizist, versucht ebenfalls cool zu bleiben und sich seine Nervosität im Angesicht seines an Sicherheit grenzenden baldigen Ablebens nicht anmerken zu lassen. Beide wissen, dass das Gespräch für einen der Beiden kein gutes Ende nehmen wird. Es ist ein Verhör, gesucht werden ein Koffer voller Kokain, sowie der Sohn des Befragten und dessen frisch gebackene Ehefrau.

Nach einem ausschweifenden Dialog über Schwarze und Sizilianer sowie der Erkenntnis, dass Sizilianer das Ergebnis von damaligem Geschlechtsverkehr zwischen Farbigen und den italienischen Vorfahren der Sizilianer sind, brechen alle Beteiligten in dem beengten Wohnwagen plötzlich in schallendes Gelächter aus. Der ehemalige Polizist, der die abenteuerliche und irrwitzige Geschichte ins Rollen gebracht hat, nutzt die Gunst der Stunde und springt blitzschnell von seinem Stuhl auf. Er schnappt sich einen hinter ihm stehenden Fiesling und nutzt diesen als Schutzschild. Die anderen Gangster, denen das Lachen urplötzlich im Halse steckengeblieben ist, ziehen sofort ihre Waffen unter ihren Mänteln hervor, laden diese durch und beginnen ihren zum Schutzschild umfunktionierten Kumpel ohne Skrupel mit Blei vollzupumpen. Der toughe Ex-Cop hingegen springt unterdessen in einen Nebenraum und greift unter sein Bett, an dessen Innenseite er vor Jahren eine vollautomatische Maschinenpistole für genau einen solchen Notfall befestigt hatte. Er lässt sich auf den Boden fallen und ballert so lange durch die dünne Wand in den Nebenraum bis sein Magazin komplett leer ist und man keinen Mucks mehr von nebenan vernehmen kann...

Sein Puls hat die 180 deutlich überschritten, er erhebt seinen zittrigen Körper, lädt seine Waffe nochmal nach und geht vorsichtig mit vorgehaltener Knarre Richtung Nebenraum. Kaum schreitet er durch die offene Tür, steht er schon inmitten einer von mehreren großen Blutpfützen, welche sich überall auf dem Boden ausbreiten. Offenbar hat er alle Gegner erledigt bis auf einen, der noch ein wenig röchelt und versucht davon zu kriechen. Es ist der Boss der Truppe, sein Gesprächspartner und Gegenüber von der Szene vor 2 Minuten. Der ehemalige Bulle ruft ihm hinterher:

„Hey, du halber Nigger! Ihr Sizilianer seid also nicht nur die besten Lügner, ihr seid auch noch die größten Feiglinge. Los dreh dich um und sieh mich an du mieses Schwein, na mach schon. Schau mir in die Augen!“

Der sichtlich angeschlagene und von mindestens zwei Kugeln im Bauchbereich getroffene Mafiosi hebt seinen Kopf und schaut seinem Gegenüber in die Augen, reißt sich noch einmal mit letzter Kraft zusammen und stammelt:

„Glaub bloß nicht, dass das hier schon das Ende ist. Deinen Rotzbengel und seine kleine Hure werden wir kriegen und in kleine Scheiben schneiden. Und wir beide sehen uns in der Hölle wieder!“

Worauf sein Gegenüber nur cool-lässig antwortet „Ihr werdet Clarence und Alabama nie bekommen!“ und dem Gangster im gleichen Atemzug eine Kugel zwischen die Augen verpasst. Nun drücken wir die Stop-Taste und spulen im Schnelldurchlauf zurück bis zur Stelle als alle Beteiligten in schallendes Gelächter ausbrechen. Denn das bisher Erzählte ist ein meinen Hirnwindungen entsprungenes alternatives Ende dieser Szene. In Wahrheit nimmt die Szene nämlich kein gutes Ende für den von Dennis Hopper (R.I.P.) gespielten Ex-Cop. Der von Christopher Walken teuflisch gut verkörperte Mafia-Scherge nimmt sich eine Waffe und feuert dem armen Hopper mehrere Kugeln in den Schädel.

Vielleicht kann sich der ein oder andere von euch schon denken, über welche Filmszene ich hier schreibe? Es ist eine Szene aus einem meiner Lieblingsfilme, „True Romance“ vom leider mittlerweile verstorbenen Tony Scott (R.I.P. # 2). Die Szene wurde geschrieben von einem der genialsten Drehbuchautoren der Welt, nämlich vom Allroundtalent Quentin Tarantino! Und das merkt man ihr auch in jeder einzelnen Sekunde an. Was diese Filmsequenz für mich so besonders macht, ist zum Einen das brillante Spiel mit Licht und Schatten. Hopper wird in einem hellen Lichtschein abgefilmt, er wirkt mit seinen blutenden Wunden wie ein Märtyrer, ein Heiliger. Walken hingegen wirkt im bedrohlichen Schatten wie der Leibhaftige.

Des weiteren glänzen hier die famosen Darsteller inklusive genialer Dialoge (Höhepunkt ist dabei der an Sarkasmus kaum zu überbietende Monolog Hoppers über die Vorfahren der Sizilianer!) Die düster-bedrohliche Atmosphäre, eine unnachahmliche Intensität, rabenschwarzer Humor sowie der überaus gelungene Score, der sich gegen Ende der Szene mehr und mehr steigert und seinen Höhepunkt mit der Exekution des einen Protagonisten erreicht, tun ihr übriges zum überragenden Gelingen.

Die Szene und der darin enthaltende Dialog ziehen sich über 10 Minuten. Aufeinander prallen mit Christopher Walken ("Ich bin der Antichrist! Ich bin hier um Blutrache auszuüben. Sie können den Engeln im Himmel erzählen, dass Ihnen das personifizierte Böse in Gestalt ihres Mörders gegenüber gesessen hat!“) und Dennis Hopper („Ihre Ur- ur- ur- ur- Urgroßmutter fickte einen Nigger. Ja und ihr Kind war ein halber Nigger. Also wenn das die Wahrheit ist, sagen Sie mal, dann bin ich doch kein Lügner!“) zwei wahre Schauspielgiganten. Es ist eine wahre Freude, dem außergewöhnlichen Dialog zuzuhören, ihren brillanten Gestiken und ihrer facettenreichen Mimik zu folgen, ständig begleitet von einem kongenialen Soundtrack, dem klassischen Musikstück „Viens malika sous le dome“ von Howard Blake.

Abschließend bleibt zu sagen, dass sich die Szene damals unweigerlich in mein Gedächtnis gebrannt hat. Ich werde sie auch in Zukunft immer wieder gerne sehen, mein besonderer Dank gilt dabei den Herren Tarantino, Scott, Hopper und Walken!

Hier die Szene in voller Länge im O-Ton... 



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