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Eine Biologiestudentin schaut Filme

07.10.2015 - 15:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
So ein schönes Reittier...und so real existent...
Warner Bros./Sophia Rosenberger
So ein schönes Reittier...und so real existent...
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Hi Leute! Lang, lang ist’s her, ich weiß. Aber dieses Format braucht immer eine ganze Weile, weil mir die guten Dinge einfach so über den Weg laufen, statt dass ich eine Chance hätte, da wirklich gezielt nach was zu graben. Aber ich war ja in London und da auch im Natural History Museum, außerdem hatte ich Bodenöko-Seminarwochen...und das hat meine grauen Zellen wieder zum Laufen gebracht!

1) Die Gummibärenbande im Mikrokosmos

Lia hat sich ja vor langer Zeit schon gewünscht, dass ich mal was zu Bärtierchen schreiben soll. Also kommt jetzt die verrückte Assoziation, die ich während unseres Vortrags zur Bodenfauna hatte.
Bärtierchen oder Tardigrada sind nicht annähernd einen Millimeter groß, sehen aus wie etwas moppelige, wabbelige, mehrbeinige Teddys und laufen sogar wie ein tapsiger Teddybär. Sie leben bevorzugt in feuchter Umgebung und auch in den obersten Bodenschichten.
Und außerdem sind sie beinahe unkaputtbar, wie der Wissenschaftler sagt ;)
Soll heißen, sie haben mehrere Strategien, um extreme Trockenheit, Hitze, sogar Sauerstoffmangel und heftige Kälte zu überstehen. Manche bilden Cysten, also eine Art Schutzkokon, andere ziehen einfach die Beinchen ein und bleiben in Tönnchenform so liegen, bis die Gefahr vorbei ist. Manche haben sogar eine Art Frostschutzmittel in den Zellen – eine erhöhte Glucosekonzentration. Dadurch kann man diese Tiere sogar in den Weltraum schießen und es passiert ihnen nichts.
Und wenn ich jetzt mal so nachdenke über kleine Bären, die im Wald leben, wo es schön moosig und verwachsen ist, die man einfach nicht klein kriegt und die auch noch sehr viel mehr Zucker enthalten als andere Bewohner des Waldes...denkt ihr auch grade an Gummibären? Gut, Bärtierchen haben keinen Gummibärensaft und hüpfen nicht. Aber ansonsten konnte ich die Verbindungen einfach nicht ignorieren... Für alle, die diese Tierchen auch so spannend finden, hier ein echt gut gemachter kleiner Film:


2) Ant-Man und die Sklaverei

Na, immer noch so stolz auf deine Verbündeten?

Ich weiß nicht ganz genau, wie es bei amerikanischen Ameisen ist, aber ich schätze, auch dort gibt es Arten, die dasselbe tun wie unsere Waldameisen. Jedenfalls könnte Ant-Man in Deutschland ganz schöne Probleme bekommen. Denn hier wären die fleißigen, großen und starken Waldameisen sicher seine Verbündeten Nummer eins.
Aber was die so alles treiben, könnte ihn bei SHIELD ganz schön in Schwierigkeiten bringen. Denn Waldameisen verletzen ein grundlegendes Freiheitsrecht: Sie halten sich Sklaven. Haufenweise. Sie dringen in die Haufen anderer Staaten ein und stehlen deren Eier, um diese dann bei sich zu deponieren, schlüpfen zu lassen und die neuen Ameisen dann für sich arbeiten zu lassen. Die gekidnappten Ameisen werden nie erfahren, dass sie nur billige Arbeitskräfte sind. Ich hoffe, Ant-Man kriegt das den freiheitsliebenden Amerikanern erklärt...

3) What does the fox say?

Wer von euch schaut gerne englische Krimis? Ganz besonders Barnaby? Nur so als kleine Nebeninfo (Danke an dieser Stelle an unseren tollen Wildtiermanagement-Prof): Diese gruseligen Schreie, die man in den Nacht-Szenen im Wald und an der Landstraße oft hört, das sind Fuchsschreie. Es können Warnlaute sein oder Jungtiere, die nach der Mutter rufen. Im Übrigen können Füchse sogar relativ normal bellen.
Also Ylvis: That’s what the fox says.
Hier eine Hörprobe:

4) Thranduils Reitelch

Dieses Vieh fanden wir doch alle ziemlich cool, oder? Was, wenn ich euch sage, dass es diese Art von Elch-Hirsch-Riesentier wirklich gibt? Okay, gab. Megaloceros giganteus, auch Irish Elk genannt, ist vor ca. 8000 Jahren ausgestorben, vermutlich aufgrund seiner unpraktischen Geweihgröße (man hat sie damals halt noch nicht als Schlachtrösser und Rammböcke gezüchtet), die bei dem aufkommenden Waldwachstum irgendwann sehr hinderlich wurde, und seiner zu großen Masse. Aber da gibt es mehrere Theorien.
Tatsache ist, dass das Tier ziemlich genau die Größe von Thranduils Reittier hatte, fast dasselbe Geweih und Statur, nur das Fell war nicht so hübsch elfenbeinfarben. Ich stand im British Museum direkt vor einem Megaloceros-Skelett und musste sofort an den Hobbit denken.
Die Tiere waren sogar auch in Irland verbreitet, was ich in der Hinsicht interessant finde, dass die Elben in Mittelerde ja sehr stark irisch-keltisch angehaucht sind.

Schon beeindruckend, das Geweih...

5) Von Kampfschweinen und –oliphanten

Abgesehen vom Megaloceros giganteus würde ich, was Schlachtreittiere angeht, dem Herrn der Ringe allerdings den Vorzug geben, zumindest aus biologisch korrekter Sichtweise. Denn wenn man sich mal die Reittiere der Zwerge und die der Invasoren in der Schlacht um Minas Tirith ansieht, muss man leider sagen: So würden diese Tiere im Hobbit einfach nicht funktionieren.
Ich habe euch schon erklärt, warum Kankra niemals so groß werden könnte. Jetzt muss ich euch auch noch erklären, dass Dain Eisenfuß sicher nie auf einem Riesenschwein in die Schlacht reiten würde. Aber dass Oliphanten so groß werden, das wäre sogar unter Umständen möglich.
Der Grund dafür, dass Schweine keine Schlachtgröße erreichen werden, Elephanten aber wohl für große Größen geeignet sind, liegt in ihrem Knochenbau und ihrer Gewichtsverteilung. Während bei Elefanten das gesamte Skelett robust zum Tragen des Eigengewichts ist, ist das bei Schweinen nicht der Fall.
Und ganz besonders wichtig: Das Beinskelett. Dieses ist bei Elefanten in einer Art Säulenstruktur konstruiert, um das enorme Gewicht des riesigen Tieres tragen zu können. Daher sind die Gelenke auch auf Belastung und langsame Fortbewegung ausgelegt (das ist übrigens auch der Grund, warum Elefanten nicht hüpfen können) und kommen bei dem Wachstum von kleinem Babyelefanten zu Savannenriesen nicht zu Schaden.
Bei Schweinen sieht das schon ganz anders aus.
Schweinebeine sind zum Davonrennen und durchs Unterholz bewegen da. Sie haben ausgeprägte Sprunggelenke und stehen auch nicht im Säulenwinkel unter dem Rumpf, sondern sind (grade bei den Hinterläufen) eher so schräg wie Pferdehinterbeine.
Das alles macht sie beweglicher als Elefanten, aber alles andere als geeignet für die Reittier-Schwergewichtsklasse.

Hier eine Skizze zur Knochenstruktur der beiden Tiere

Ähnlich würde ich die Mufflons ex machina (die einfach so auftauchten, ohne eingeführt worden zu sein) aus dem dritten Hobbit einschätzen: Bergziegen, Steinböcke und Ähnliches, das Felswände so hochspringt, wie die Tiere im Film, sind nicht groß und robust genug, um sie zu reiten. Schon gar nicht als Zwerg in voller Rüstung.
Entweder, man nimmt sie als Schlachtrösser in kräftiger, großer Form (was vermutlich bis zu Pferdegröße hinauf irgendwie ginge) ODER man kann mit ihnen den Berg hoch.
Denn Wildziegen, die viel klettern, werden in schwerer Form maximal 150 Kilo schwer und müssen unter einer gewissen Körpergröße bleiben, um alles ausbalancieren zu können. Schließlich können sie mit ihren schmalen Hufen in fast senkrechten Felswänden stehen. Also: Oliphanten ja, Reitschweine und –mufflons eher nicht so. Sorry, Hobbit-Macher.

Und damit schließe ich meine kleinen Berichte und Gedankenspielereien für dieses Mal. Ich hoffe, ich habe bald wieder genug Stoff für mehr. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Ideen habt, schreibt es in die Kommentare, auch jede andere Rückmeldung ist immer willkommen!

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