In Zeiten, in denen der Videorekorder noch der beste Freund des Filmliebhabers war, streifte sich eines Nachts ein kleiner, 4-jähriger Junge die Bettdecke vom Körper, warf noch einen prüfenden Blick auf das schlafende Kindermädchen und schlich dann mit einer VHS Kassette, die er zuvor im Nachtschränkchen versteckt hatte, die Treppe hinunter und setzte sich gemütlich vor den alten Fernseher. Die späte Uhrzeit störte ihn nicht und langsam wurde es Zeit, die Videokassette einzulegen und auf Aufnahme zu drücken, denn just in diesem Moment fing im Fernsehen Chucky – Chucky – Die Mörderpuppe an.
Die Vorbereitungen wurden getroffen, die Eltern sollten noch mindestens 3 Stunden unterwegs sein und die Nanny schlief fester als Relaxo. Es konnte also losgehen:
Der Film beginnt mit einer Jagd zwischen einem Polizeibeamten und Charles Lee Ray, dem Serienkiller, der nachher zur Titelfigur des Films werden sollte. Leicht angespannt sitzt der kleine Mann vorm Fernseher… doch nun ein Donnern und Blitzen! “Ade due dambala, ihr höllischen Mächte ich rufe euch an, gebt mir die Macht, ich flehe euch an!”
Der kurze Blick nach unten: Kein Urin in der Buchse – gutes Zeichen! Weitergucken…
Zusammengekauert in der letzten Ecke des Sofas hockte der Spross und verfolgte mit ängstlichen Augen, wie Andy sein Geburtstagsgeschenk auspackte und die Aufschrift “Good Guy” erschien. Der Protagonist ahnte nichts, der Junge vorm Fernseher aber wusste trotz seiner naiven Art, dass das alles andere als ein good guy ist, der ihn da mit der roten Mähne und seinen niedlichen Sommersprossen angrinst! Ein mulmiges, unwohles Gefühl machte sich in der Magengegend breit, denn außer Andy und dem Jungen wusste keiner von Chucky’s kleinem Geheimnis. Und so begann das Morden.
Wirkte ein normaler Mord auf dem Fernseher für einen 4-Jährigen schon sehr verstörend, stieg das Ganze noch exponentiell durch die einfache Tatsache, dass der Mörder eine Puppe ist. Wenn sich ein Gegenstand, der zuvor als leblos und absolut unböse und ungefährlich galt, zum genauen Gegenteil entpuppt, kann das psychisch ziemlich an die Substanz gehen. So entwickelte sich auch Chucky – Chucky – Die Mörderpuppe zu einer Höllenfahrt ungeahnten Ausmaßes, aber Fernseher ausschalten kam für ihn nicht in Frage… an schlafen war sowieso nicht mehr zu denken, eher daran, wie man die Nacht überleben könnte, Puppen sind schließlich überall! Kurz nachdem dieser düstere Film geendet hat und Andy’s Alptraum überstanden schien, ging die Tortur für den Anderen erst richtig los. Völlig verängstigt nahm er die Kassette aus dem Rekorder und ging noch kurz in die Küche, um der Puppe, die dort auf einer kleinen Bank saß, zu sagen, dass sie es gar nicht erst versuchen brauche ihn zu töten, denn er bleibt ab nun an wach. Und das tat er. Wochenlang. Einige Zeit später erzählte seine Cousine ihm im Affekt eines Streits, dass die oben genannte Puppe tatsächlich lebe und seine Seele will… böser Rückfall!
Doch wieso guckt ein kleiner Junge überhaupt einen Horrorfilm und wo bleibt nun eigentlich die Message dieser Geschichte? Ich erklär sie euch:
Wieso er den Film geguckt hat oder es unbedingt wollte weiß er bis heute nicht. Fakt ist aber, dass genau dieser Film ihm die Augen für dieses wunderbare Medium geöffnet hat und ihn letztlich zu einem riesen Filmfan machte! Zum ersten Mal wurde er beim Gucken von Etwas, das nicht der Realität entspricht, auf so vielen Emotionsebenen angesprochen, sodass er sich immer an diesen Film erinnern wird. Und genau diese eine Videokassette, auf die Chucky damals aufgespielt wurde, steht nicht umsonst noch ganz weit oben mit in seiner Sammlung dabei!
Zwar geb ich Chucky – Chucky – Die Mörderpuppe heutzutage nicht mehr die volle Punktzahl, gehört er immer noch zu den prägendsten Filmen, die ich gesehen habe und verdient deswegen die Aussage, zu meinen Lieblingsfilmen zu gehören :)
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