Doctor Who - Warum die Serie einen weiblichen 13. Doktor braucht

19.07.2017 - 09:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Doktor Nummer 13
BBC
Doktor Nummer 13
57
10
Die 13. Inkarnation der Doctors in der Kult-Sci-Fi-Serie Doctor Who wird erstmals eine weibliche Figur. Warum die Besetzung von Jodie Whittaker die richtige Entscheidung war, könnt ihr hier lesen.

Liebe Time Lords und Time Ladies, wir müssen reden. Jahrelang haben die Fans der 50 Jahre alten BBC-Serie Doctor Who gebetet und danach geschrien und jetzt ist es endlich soweit. Der erste weibliche Doktor kommt. Am vergangenen Sonntag enthüllte die BBC die nächste Inkarnation in einem kurzen Teaser-Trailer. Doch die Freude der Whovians wird seit der Bekanntgabe von negativen Stimmen im Internet überdeckt. Ich möchte euch in diesem Artikel erzählen, warum die Besetzung von Jodie Whittaker die spannendste und aufregendste Entwicklung der Serie seit ihrem Reboot im Jahr 2005 einläutet und schon lange überfällig war.

Seit Doctor Who nach einer längeren Pause im Jahr 2005 zurück auf die TV-Bildschirme reinkarniert ist und seitdem auch international zum Kult wurde, wurde jeder Neubesetzung des zeitreisenden Timelords mit Spannung entgegengefiebert. Mit der Verwandlung von Christopher Eccleston in David Tennant zum Ende der 1. Staffel wurde das Konzept eines wechselnd Doktors erstmals in der neuen Serie eingeführt.

10. und 11. Doktor
Der Doktor hatte schon immer mit Ablehnung zu kämpfen

Nachdem sich David Tennant als 10. Doktor in die Herzen der Fans gesabbelt hat und seitdem als Favorit unter den Doktoren gilt, hatte es der bis dato unbekannte Matt Smith ziemlich schwer. Tennant galt als unersetzlich und Smith als jüngster Darsteller des Time Lords musste sich in seiner Rolle beweisen. Vier Jahre lang konnten Fans Matt Smith als 11. Doktor auf seinen Reisen mit Amy Pond und Clara Oswald begleiten, bevor sein Abschied 2013 wieder ein großes Fragezeichen hinterließ. Wer wird ihn denn ersetzen können? Die Rolle des 12. Doktors ging an den aus The Thick of it bekannten Peter Capaldi. Zum 50. Jubiläum der Serie sollte es zurück zu den Anfängen gehen und so wurde im Vergleich zu den vorangegangenen jüngeren Doktoren ein älterer Schauspieler auserwählt. Er hatte es ebenfalls nicht leicht und wurde von Fans anfangs für sein Alter kritisiert. Ohne auch nur eine ausgestrahlte Folge, befürchteten die Fans, dass die junge Wegbegleiterin Clara Oswald jetzt mit einen alten Mann eine romantische Liaison starten würde.

Natürlich war dem nicht so und ihre große Enttäuschung über das veränderte Aussehen wurde zu Beginn der 8. Staffel thematisiert. Peter Capaldis Darstellung des Doktors wurde aller Kritik zum Trotz für seine tiefgründige und düstere Version des Doktors, der von Verlusten gebrochen wird, gefeiert. Nun steht eine erneute Veränderung bevor. Für viele ist es die Größte seit Anbeginn der Serie vor über 50 Jahren. Showrunner Steven Moffat übergibt seinen Posten des Showrunners als Broadchurch-Autor Chris Chibnall und mit der Broadchurch-Darstellerin Jodie Whittaker wird der titelgebende Time Lord erstmals von einer Frau gespielt. Für einige Fans scheinen das zu viele unbekannte Variablen zu sein. Wie schon in den vorangegangen Wechseln wird auch dieser mit ablehnenden Stimmen begleitet.

Zwei Doktoren in Broadchurch
Kein Grund zur Sorge?

Schon mit dem Einzug des 11. Doktor 2010 wurde auch der Posten des Showrunners gewechselt. Nachdem Russell T Davies der Serie in über vier Staffeln zu neuem Ruhm verhalf, hatte es Steven Moffat anfangs ebenso schwer, seine Neuausrichtung den Fans zu verkaufen. Zwar hatte er mit seiner Episode Don't Blink bereit eine der bester Doctor Who-Episoden geschrieben, doch die Ungewissheit der Zukunft ihres Liebling-Aliens ließ die Fans erstmal eine ablehnende Haltung einnehmen. Damals konnte noch niemand ahnen, dass Moffat im gleichen Jahr mit Sherlock eine der beliebtesten TV-Serien kreieren würde. Im kommenden Jahr tritt nun Chris Chibnall in die riesigen Fußstapfen seiner Vorgänger. Einen Grund zur Sorge, dass er die Lieblingsserie von Millionen von Fans in den Ruin schreiben wird, sollte es nicht geben. So ist er doch kein Unbekannter im Whoniverse und schrieb diverse Folgen für Doctor Who und das Spin-off Torchwood. Serienfans sollte das Gesicht der neubesetzten Jodie Whittaker ebenfalls bekannt vorkommen. So übernahm sie eine Rolle in der 1. Staffel der Sci-Fi-Dystopie-Serie Black Mirror und spielte eine zentrale Figur in Chibnalls Serie Broadchurch. Sie ist gewiss keine unbekannte oder untalentierte Schauspielerin, die es darauf abgesehen hat, die Institution, zu der Doctor Who geworden ist, zu Fall zu bringen. Doch all die Kritik der letzten Tage galt nicht ihrer Person, sondern ihrem Geschlecht.

Auch der Doktor hat Angst vor Veränderung
Der Doktor steht für Veränderung

Die Vorstellung einer weiblicher Version des Charakters, der seit über 50 Jahren von über einem Dutzend weißer Männer gespielt wurde, stößt vielen Zuschauern sauer auf. Als Fans würde ich diese Kritiker nicht bezeichnen, denn dieser Sexismus steht in keinem Verhältnis zur Grundidee der Serie und des Charakters. Veränderung ist ein großes Thema der Serie. Während der Doctor mit der fortlaufenden Veränderung seiner Wegbegleiter konfrontiert ist, steht auch sein eigener ständiger und durch seine Regenerationen verursachter Wechsel im Zentrum der Serie. Meist hat der Doktor kurz vor seiner Regeneration Angst vor der Veränderung und Angst, seine Persönlichkeit zu verlieren. Im Finale der 10. Staffel verweigert sich der Doktor der Veränderung und will unter keinen Umständen eine erneute Verwandlung, denn er ist es leid, stets jemand Neues sein zu müssen. Vielleicht repräsentiert diese Haltung auch die einiger Fans, die sich gerade einer neuen Veränderung verschließen. So wird auch im kommenden Weihnachts-Special das Thema der Veränderung im Mittelpunkt stehen, wenn der 12. Doktor auf den 1. Doktor treffen wird, der ebenfalls damit zu kämpfen hat, seine Regeneration zu akzeptieren.

Veränderung ist in Doctor Who jedoch bitter nötig sowie die einzige Konsequenz, die die Zukunft des Doctor Who-Franchises sichern kann. In den vergangenen Staffeln hat sich das Thema des ewig vom Krieg gezeichneten Mannes ständig wiederholt und es braucht eine frische Neuausrichtung des Charakters, um die Serie nicht in Monotonie verfallen zu lassen.

Missy die Time Lady
Doctor Who steht für Akzeptanz und Vielseitigkeit

Seit der Queer as Folk-Schöpfer Russell T Davies Doktor Who neugestartet hat, wurden Akzeptanz und Inklusion zu einem großen Thema der Serie. Vom omnisexuellen Captain Jack Harkness bis zuletzt zur lesbischen, schwarzen Bill Potts: Die Begleiter des Doktors sind durch Vielfalt gekennzeichnet. Herkunft, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung spielten bei den Mitstreitern des Time Lords nie eine Rolle. Lediglich der titelgebende Doktor war in den über 50 Jahren der Serie noch nicht davon betroffen, bis jetzt.

Dabei hat sich die Ankunft des weiblichen Doktors schon in der vergangenen 10. Staffel angebahnt. Bereits in der 8. Staffel wurde die weibliche Inkarnation des Masters, ebenfalls ein Time Lord von Gallifrey, eingeführt. Als Missy im Finale der 10. Staffel auf ihre vorangegangene männliche Version traf, schien die Möglichkeit, den Titelhelden bald ebenfalls als Frau zu reinkarnieren, mehr im Bereich des Möglichen denn je. Als Missy von ihrem männlichen Pendant auf ihr verändertes Geschlecht angesprochen wird, scheint sie dies bis zu dem Moment nie wirklich wahrgenommen zu haben. Denn für einen Time Lord ist die Veränderung nur äußerlicher Natur und sie verschwenden ihre Zeit nicht mit Kleinigkeiten wie dem Geschlecht. Wie sich das neue Geschlecht des 13. Doktors wirklich auf die Serie auswirken wird, lässt sich frühestens am Ende des kommenden Weihnachts-Specials sagen, wenn Peter Capaldis 12. Doktor höchstwahrscheinlich zu Jodie Whittakers 13. Doktor reinkarniert. Bis zur 11. Staffel bleibt alles Spekulation und wir werden erst dann erfahren, in welche thematische Richtung es Doctor Who verschlagen wird.

Auf zu neuen Abenteuern

Mit Freude auf ins Ungewisse!

Ich freue mich riesige auf den 13. Doktor und die vielen neuen Konflikte, die sich aus dem Geschlechterwandel der Figur ziehen lassen. Die Ankündigung des 13. Doktors war für mich mit Gänsehaut und Tränen verbunden. Bei jeder neuen Regeneration wurde in den vergangenen Jahren immer wieder eine Änderung des Geschlechts spekuliert und es verkam langsam zum Running Gag, der jetzt endlich seine Auflösung findet. Wie ein mittlerweile über 2000 Jahre altes Wesen mit dieser Veränderung zurecht kommt und wie die neue Wahrnehmung seiner/ihrer Außenwelt neue Ansätze für Geschichten bietet, wird eine aufregende Richtung sein. Wer wird der/die neue Companion? Wie wird sich die Dynamik mit den Begleitern durch einen weiblichen Doktor verändern? Wie wird die Art von Jodie Whittakers Doktor? Es gibt so viel neues Terrain, welches die Serie durch einen weiblichen Doktor nun betreten kann. Wie bei jedem Doktor müssen sich die Zuschauer und der Charakter erst einmal an das Aussehen gewöhnen. Bis jetzt hat es jede einzelne der, bis zur Ankunft des 13. Doktors, 14 Versionen geschafft, den Charakter um spannende Aspekte zu erweitern und mich in sein und bald ihr Herz zu schließen. Jetzt fehlt noch ein Doctor mit roten Haaren, die sich die Figur bei jeder Regeneration so sehnlichst wünscht.

Freut ihr euch schon auf neue Abenteuer mit Jodie Whittaker als 13. Doktor?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News