Doch nicht Disneys Harley Quinn und Joker: Emma Stones Cruella hatte ganz andere Vorbilder

28.05.2021 - 17:10 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
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Seit heute kann Cruella bei Disney+ gestreamt werden. Maskenbildnerin Nadia Stacey verrät, was trotz aller Joker-Vergleiche wirklich hinter Disneys ikonischer Bösewichtin steckt.

Cruella de Vil dürfte viele von uns bis in unsere Albträume verfolgt haben. Die wohlhabende Londoner Erbin mit einem exzentrischen Geschmack für Mode hat es in Dodie Smiths Buch Huntertundein Dalmatiner auf unschuldige Dalmatiner-Welpen abgesehen, um ihre Pelzmantel-Sammlung zu erweitern.

In der Popkultur wurde die boshafte Fashionista vor allem durch die Verfilmungen des Stoffs bekannt. Dazu gehören Disneys Zeichentrickfilm 101 Dalmatiner und die zwei Live-Action-Adaptionen mit Glenn Close. In Cruella, dem neuen Disney-Film mit Oscar-Preisträgerin Emma Stone in der Hauptrolle, lernen wir nun eine komplett andere Seite der Figur kennen.

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Im London der 1970er Jahre will sich die junge und ehrgeizige Estella in der Modebranche behaupten und hat Glück: Die Fashion-Ikone Baroness von Hellman (Emma Thompson) nimmt sie unter ihre Fittiche. Schon bald findet Estella jedoch eine düstere Wahrheit über ihre Arbeitgeberin heraus und gerät dabei selbst auf Abwege.

Das ist die Geburtsstunde von Estellas unberechenbarem Alter Ego: Cruella. Was folgt, ist ein ausgelassener Rachefeldzug voller unerwarteter Wendungen.

Hier könnt ihr den Trailer zu Cruella schauen:

Cruella - Trailer (Deutsch) HD
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Anlässlich des Streaming-Starts von Cruella auf Disney+ haben wir uns mit Maskenbildnerin Nadia Stacey via Zoom zu einem Interview zusammengesetzt, um über die Neuerfindung einer Ikone zu reden.

Moviepilot: Cruella erzählt die Origin-Story einer ikonischen Bösewichtin. Wie spiegelt sich die Verwandlung von Estella in Cruella optisch wider?

Nadia Stacey: Wir wollten, dass die Veränderung auffällig ist. Es musste glaubhaft wirken, dass Baroness Von Hellman nicht erkennt, dass Cruella in Wahrheit Estella ist. Sie täuscht die Menschen mit ihrem Aussehen. Es musste viele Unterschiede geben.

Als wir Estellas Look kreiert haben, war mir wichtig, dass sie aussieht wie eine junge Frau, die in London lebt und auf Punk steht. Alles ist einfach, handgemacht und aufs Wesentliche reduziert. Ich hätte das gerne noch mehr ausgereizt, aber Emma [Stone] meinte, wir sollten es so einfach wie möglich halten, damit die Verwandlung umso beeindruckender ist.

Wenn sich Estella in Cruella verwandelt, wird ihr Hautton deutlich bleicher. Wichtig waren außerdem die Masken. Manchmal waren es richtige Masken, zum Beispiel beim Black and White Ball, manchmal war das Make-up die Maske. Einmal haben wir es dicker um die Augen aufgetragen und "The Future" übers Gesicht geschrieben - das war wie eine richtige Maske. Cruella nutzt Make-up als Werkzeug zur Täuschung und Tarnung.

Das Make-up war definitiv auffällig. Sobald der erste Trailer zu Cruella veröffentlicht wurde, gab es im Internet Vergleiche zu Harley Quinn und dem Joker. Waren die Figuren eine Inspiration für den Look von Cruella?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe die Vergleiche auch gesehen und war überrascht - wir alle eigentlich. Das hatte niemand kommen sehen. Ich habe versucht, mich so weit wie möglich von bekannten Figuren fernzuhalten. Ich bin an Cruella herangetreten, als hätten wir einen Film im London der 1970er Jahre und der Punk-Ära gedreht. Ich wollte nicht, dass Cruella mit etwas verschwimmt, was wir schon zuvor gesehen haben.

Emma Stone als Cruella de Vil

Wenn du London und die 1970er Jahre erwähnst: Gab es popkulturelle Referenzen aus der Zeit, die den Cruella-Look inspiriert haben?

Ja, definitiv! Also zu dieser Zeit - so um 1976, 1977 herum - explodierte die Punk-Kultur. Es war ein völlig anderer und kompromissloser Look. Wenn du damals einen schönen Anzug getragen hast, hast du ihn verunstaltet. Das hatte ich immer im Kopf. Als wir eine Perücke, wie sie im 18. Jahrhundert typisch war, für die Müllwagen-Szene angefertigt haben, sollte sie chaotisch und nicht erhaben wirken.

Ich wollte damit den Geist des Punks einfangen. Selbst wenn Estella Cruella kreiert, erschafft sie sich keine Person, die aussieht wie die eleganten Damen auf dem Ball [von Baroness von Hellman]. Stattdessen schafft sie sich ihre eigene Version von sich selbst.

Es existieren bereits zwei prägende Leinwandversionen von Cruella. Auf der einen Seite die Cruella aus dem Animationsfilm von 1961, auf der anderen Seite Glenn Close in den Realfilmen von 1996 und 2000. Gibt es da Details, die du übernommen hast oder ist Emma Stones Cruella eine völlig neue Schöpfung?

Sie ist komplett neu. Das Einzige, das ich gerne übernommen hätte, waren die künstlichen Fingernägel auf den Handschuhen von Glenn Close. Ich habe überlegt, das auch für unsere Cruella zu machen, am Ende ist es aber nicht so weit gekommen. In manchen Szenen hat Cruella dafür lange Fingernägel, die daran erinnern.

Glenn Close als Cruella de Vil

Wir haben den Film wie eine Origin-Story behandelt. Wenn wir Glenn Close als Cruella sehen, dann existiert bereits eine perfekte Version der Figur. Sie hat Jahre damit verbracht, ihren Look zu perfektionieren. [Mit Estella] beginnen wir aber als kleinem Mädchen, deswegen hatten wir einige Freiheiten.

Und der Animationsfilm war für das Aussehen der Figuren gar nicht wichtig?

Ich hatte ein paar Bildern aus dem Animationsfilm an mein Moodboard geklebt. Das Einzige, an das ich immer wieder denken musste, war eines von Horace. Paul [Walter Hauser] hat mich sehr an den animierten Horace erinnert. Ich habe mir die [animierten] Vorbilder alle angeschaut, aber es gab nichts, an das wir uns zwingend gehalten haben.

Du hast mit Emma Stone bereits bei The Favourite zusammengearbeitet. Gibt es typische Emma Stone-Elemente, die unbedingt in ihre Film-Looks einfließen müssen, oder Dinge, die du auf keinen Fallen machen kannst?

Emma ist sehr offen, wenn es darum geht, sich in einer Rolle einzufinden. Ich glaube, diese neue Version von Cruella zu verkörpern, hat sie sehr unter Druck gesetzt. Das hat aber auch dazu geführt, dass sie für neue Ideen sehr offen war.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie jemals das Gefühl hatte, wir hätten es übertrieben. Je mehr Make-up, desto besser. Lediglich bei den großen Perücken mussten wir ein paar Anpassungen vornehmen, da Emma eher klein ist. Aber abseits davon gab es keine Einschränkungen.

Du hast eben schon kurz die Szene angesprochen, für die ihr Cruella "The Future" über das Gesicht geschrieben habt. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Im Drehbuch stand, dass wir [nach der Cruella-Enthüllung] eine Zeitung mit der Schlagzeile "Ist Cruella die Zukunft?" sehen. Daraufhin habe ich überlegt, wie wir verdeutlichen können, dass sie die Zukunft ist. Es wird sicherlich nicht einfach auf einem der Kostüme stehen. Aber wäre es nicht cool, wenn "The Future" quer über ihr Gesicht geschrieben steht?

Emma Stone als Cruella de Vil

Ich hatte das Cover des Sex Pistols-Albums Never Mind the Bollocks von 1977 an meiner Wand hängen und habe die Schriftart übernommen. Zuerst hatte ich Angst, alle würden mich für verrückt halten. Ich habe es mit [Regisseur] Craig [Gillespie] und Emma besprochen - und sie waren begeistert. Wir haben es ausprobiert und es sah großartig aus. Sie trägt außerdem Leder in der Szene, alles wirkt sehr dramatisch.

Ich finde, es trifft ihren rebellischen Charakter in dieser Szene sehr gut. Glaubst du, Cruella ist ein Vorbild, obwohl sie sich am Ende in eine der fiesesten Disney-Figuren überhaupt verwandelt?

[lacht] Die Sache mit unserer Cruella ist: Sie bringt ein Ermächtigungsgefühl mit. Sei du selbst. Fühl dich absolut wohl so, wie du bist. Sei mutig und stark. Und wenn wir uns das Hair & Make-up anschauen, gibt es da keine Grenzen.

Ich befürchte, das ist in den letzten Jahren etwas verlorengegangen. Make-up sieht immer einheitlicher aus. Ich hoffe, Cruella inspiriert uns, mutiger mit dem eigenen Aussehen umzugehen und sich selbst keine Regeln aufzuerlegen. Vielmehr sollte es darum gehen, die Regeln zu brechen und Spaß zu haben.

Cruella befindet sich seit heute, dem 28. Mai 2021, im Streaming-Angebot von Disney+.

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Werdet ihr euch Cruella mit Emma Stone auf Disney+ anschauen?

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