Die Strände von Agnes - die vielgelobter Auto-Dokumentation der Filmemacherin Agnès Varda

10.09.2009 - 08:54 Uhr
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Einen Cesar als Bester Dokumentarfilm und hervorragende Kritiken aus Frankreich: In Die Strände von Agnes zeigt uns eine der berühmtesten Filmemacherinnen aus Frankreich ihr Leben.

“Könnte man in die Menschen hineinblicken, fände man Landschaften. Würde man in mich hineinsehen, wären es Strände.”

Agnès Varda mag bei uns unbekannt sein; in Frankreich ist die belgisch-französische Filmemacherin ein bunter Hund. Als „Großmutter der Nouvelle Vague“ wird die Dame mit dem Topfhaarschnitt gerne bezeichnet, obgleich sie sich vorwiegend mit ihren experimentellen Dokumentarfilmen einen Namen machte. Sie arbeitete mit Jean-Luc Godard, Chris Marker, Andy Warhol und vor allem auch mit ihrem Mann, dem Regisseur Jacques Demy zusammen. In Die Strände von Agnès erzählt die heute 80jährige Regisseurin nun selbst ihr Leben nach – mit äußerst selbstironischem Blick. Dies dürfte nicht nur denen gefallen, die sich für die Nouvelle Vague und französisches Kino interessieren, sondern auch den Musikfans unter euch. Agnès Varda gilt als eine der vertrautesten Freundinnen von The Doors-Sänger Jim Morrison und war im Jahr 1970 auch in seinen Tod verwickelt.

Indem Varda zu den „Stränden ihres Lebens“ zurückkehrt, entwickelt sie eine Art Auto-Porträt und setzt sich und ihr Leben inmitten ihrer eigenen Fotos, Reportagen und Filme in Szene. Dabei kommt eine Frau zum Vorschein, die als Fotografin begann und in den 1950ern zum Film kam. Die öffentliche Person vermischt sich mit der privaten Agnès Varda, welche mit Jacques Demy bis zu dessen Tod ihr Leben teilte, sich im Feminismus stark machte, nach China, Kuba und in die USA reiste, Liebhaber hatte und vor allem: eine leibhaftige Anteilnahme am Leben.

Der mit dem César für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnete Film erhielt in Frankreich exzellente Kritiken. „Der Biopic hat seine Meisterin gefunden“, schreibt Télérama, hier liege eine „bunte Mischung aus Landschaften, Porträts, Nachdenken, Evozierungen, Realiäten und fantastischen Improvisationen vor, zusammengesetzt mit der glücklichen Intelligenz des Zufalls“, lobt der Figaro. Eine “Orpheus-Saga aus den Augen der Eurydike, die wie kein anderer mit Bildern und Tönen zu jonglieren weiß”, urteilt der Ciné Obs.

Auch die wenigen deutschen Kritiker, die den Film bereits sahen, zeigen sich angetan. Varda sei „auf der Höhe ihrer Kunst“, meint Ralf Schenk in der Berliner Zeitung. Und beschreibt: „Schon der poetische Grundeinfall, mit dem die Varda ihren Film beginnt, ist bestechend: Sie lässt kleine und größere Spiegel am Strand aufbauen, in denen die Wellen des Meeres nun ebenso zu sehen sind wie ihre Mitarbeiter und sie selbst. Schuberts ‘Unvollendete’ setzt ein, und eine Reise in die Vergangenheit beginnt, die immer mit der Gegenwart verbunden bleibt: so wenn Agnès Varda die Darsteller ihres ersten kurzen Dokumentarfilms, die damals Kinder waren und heute ältere Männer sind, noch einmal direkt in die Bilder von einst eintauchen lässt. Eine spielerische Zeitreise, so ernst wie nötig und so heiter wie möglich. Hoffentlich noch lange kein Testament."

Doch wer ist eigentlich diese Agnès Varda, deren Name hierzulanden nur eingeschweißten Cineasten geläufig ist? Als Tochter eines Franzosen und einer Griechin in Brüssel geboren, wuchs sie in der Provenz aus, arbeitete als Theaterfotografin und kam in den 1950ern zum Film. Als einzige Frau unter Männern begründete sie mit ihrem Kurzfilm La Pointe Courte und dem Film Mittwoch zwischen 5 und 7 die Nouvelle Vague mit. In den folgenden Jahren entwickelt Varda ihren persönlichen Filmstil, die cinécriture: eine Art Brain Storming des Filmens, bei der Bewegungen und Ideen mit fiktionalen Ideen verbunden werden sollen. Dadurch entsteht eine Mischung aus fiktionalem Dokumentarfilm und poetischem Realismus. Feministische Themen stehen in Vardas Werk im Vordergrund, wovon beispielsweise Die Eine singt, die Andere nicht (1977) oder Der Sammler und die Sammlerin zeugen.

Hier der französische Trailer zu Die Strände von Agnès

In diesem Blog findet ihr eine umfangreiche Linksammlung rund um Agnes Varda. Ihr Film Die Strände der Agnes läuft ab dem 10. September 2009 in ausgewählten Kinos.

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