Die Schöne und das Biest - Ein Musical, das Disney den A. rettete

24.04.2018 - 14:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Die Schöne und das Biest
Walt Disney
Die Schöne und das Biest
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Die Schöne und das Biest ist einer der Filme, welche die Wiederbelebung Disneys in den 90er Jahren mitbegründeten. Warum der Klassiker so besonders ist, erfahrt ihr hier.

Maßgeblich für meine heutige Disney-Euphorie verantwortlich ist das 1991 erschienene Märchen Die Schöne und das Biest. Der lose an das gleichnamige französische Volksmärchen angelehnte klassische Zeichentrickfilm erzählt eine zeitlose Geschichte, untermalt durch einen einzigartigen und herzergreifenden Soundtrack. Die Erzählung einer Außenseiterin, die lernt hinter die hässliche Oberfläche eines Wesens zu blicken, um zu erfahren, dass innere Werte wichtiger sind als die äußere Erscheinung, ist heute besonders wichtig. In unserer Instagram-verseuchten Welt der unauthentischen äußeren Perfektion ist die Botschaft, nicht perfekt sein zu dürfen, besonders kostbar. Die Schöne und das Biest verdeutlicht, dass Anderssein in Ordnung ist und Boshaftigkeit und Oberflächlichkeit bestraft werden. Die Vermittlung dieser Werte geschieht wesentlich durch seine musikalische Darstellung, die besonders in der deutschen Fassung glänzt. Der Film, der wie ein Broadway-Musical inszeniert ist, war mitverantwortlich für die Wiederbelebung und heutige Macht des Mäuse-Konzerns.

Wie sich Disney mit Die Schöne und das Biest neu ausgerichtet hat

Die Schöne und das Biest ist der zweite Film der sogenannten Disney Renaissance. Gemeint ist damit der wirtschaftliche Aufschwung während der 90er Jahre, nach dem der Konzern zuvor jahrelang nur mäßige Zeichentrickerfolge zu Tage brachte. Die Wiedergeburt Disneys wurde bereits 1989 mit Arielle, die Meerjungfrau eingeleitet. Die Schöne und das Biest konnte den Erfolg des Vorgängers mit dem doppelt so hohen Einspielergebnis übertreffen und bestätigte den Entschluss Disneys, seine Animationswerke im Stil von Broadway-Musicals zu realisieren. Eine Entscheidung, die meinen persönlichen Film- und Musikgeschmack maßgeblich mitgestaltete.

Die wundervoll kaputte VHS von Die Schöne und das Biest

Vor meinem inneren Auge lege ich als kleiner Knirps die Videokassette meines Lieblings-Disneyfilms ein und stelle fest, sie muss erst einmal zurückgespult werden, weil meine (blöden) Schwestern es vergessen hatten. Im Idealfall tat ich das so, dass alle Werbespots für Disneyland und andere Produkte übersprungen wurden und das Raunen der Trommeln und die zarte Geigenmusik den Prolog des männlichen Erzählers prompt einleiteten. Unter flimmerndem Bild der beschädigten VHS beendete der Erzähler sein Intro des Märchens und eröffnete damit jedesmal 80 grandiose Minuten voller Musik, Fantasie und theatralischem Kitsch.

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Die Schöne und das Biest und Disneys musikalischer Messias

Nach dem Erfolg von Arielle holte sich Disney die Broadway-Genies Alan Menken und Howard Ashman als Komponist und Songschreiber erneut mit an Bord und wurde nicht enttäuscht. Der oscarprämierte Soundtrack und die vielfach nominierten Lieder ließen jedes noch so kalte Herz dahinschmelzen. Zum rhythmischen Gesang des Dorf-Ensembles in Belle wippt und singt das innere Kind in mir immer noch mit, wie skurril und seltsam die bücherliebende Protagonistin den Dorfbewohnern erscheint. Der Zuschauer leidet mit, wenn Belle sich eine Flucht aus ihrem provinziellen Leben wünscht und dabei stark an Julie Andrews in The Sound of Music erinnert. Entfesselt schwingt der Körper spätestens dann vor dem Bildschirm mit, wenn die verwunschenen Schlossbewohner Sei hier Gast ertönen lassen. Auch der Oscarsong Die Schöne und das Biest lässt das romantische Herz aufleben und die schiere Skurrilität des ungleichen Paares vollends verblassen.

Die Schöne und das Biest

Hinzukommt, dass die deutsche Synchronfassung von Die Schöne und das Biest schlichtweg erstklassig ist. Neben der eindrucksvollen instrumentalen Komposition ist die glasklare Stimme von Jana Werner als Belle einfach bezaubernd. Der in den 90er-Disneyfilmen wiederkehrende vielseitige Sprecher Joachim Kemmer begeistert als im französischen Akzent sprechender Kerzenständer Lumière. Besonders im Hinblick auf die Synchronisation des Reboots Die Schöne und das Biest aus dem letzten Jahr mit der schaurig-schlechten Gesangsstimme von Belle, oder der Neuvertonung von Arielle, die Meerjungfrau 1998, zeigt sich, dass die Verantwortlichen in den 90er Jahren noch wussten, was sie taten, um Gesprochenes und Musik schön, wortgewandt und intelligent miteinander zu verbinden. Die aus heutiger Sicht altmodische Sprache in Die Schöne und das Biest ist im Vergleich zu aktuellen Animationsfilmen ausdrucksstark und präzise.

Die Schöne und das Biest ist ein Klassiker, der besonders für Musical-affine Filmfreunde ein absolutes Muss ist. Letztlich glänzt das Märchen durch seine exzellente Filmmusik und vermittelt eine generationsübergreifende, wertvolle Botschaft. Dank ihm und den anderen erfolgreichen Filmen der 90er, hat Disney den Umschwung zu Broadway-Disney-Filmen weiter fortgeführt, sodass auch heutige Werke der Erfolgs-Schmiede dem Musical-Schema folgen. Dass sich daran dank zeitgenössischer Milliarden-Erfolge wie Die Eiskönigin auch in Zukunft vermutlich nichts ändern wird, lässt mich freudig-melodramatisch à la Disney durch die Redaktion tänzeln.

Gefällt euch die Original-Version von Die Schöne und das Biest genau so gut?

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