Die Powerfrauen des Kinojahres 2012

20.12.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Anna Karenina, Cate Shortland und Kristen Stewart sind die Powerfrauen 2012
Universal/rohfilm
Anna Karenina, Cate Shortland und Kristen Stewart sind die Powerfrauen 2012
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Auch ich blicke zurück auf das Jahr 2012 und besinne mich auf die stärksten Frauen vor und hinter den Filmkameras.

Keine zwei Wochen mehr, dann ist das Jahr 2012 Geschichte. Es ist Zeit, sich gute Vorsätze für das neue Jahr zu überlegen: Mit dem Rauchen aufhören, weniger Alkohol trinken, nicht mehr so viel auf die Feministen schimpfen… Neben dem Blick voraus auf die Pläne für die kommenden zwölf Monate lohnt sich natürlich auch immer der Blick zurück. Damit meine ich in diesem Fall natürlich keine Bestandsaufnahme des Privatlebens (zu viel geraucht, zu viel Alkohol getrunken, zu viel auf die Feministen geschimpft), sondern ein Resümee des Filmjahres 2012. Und in meiner Kolumne – das ist ja klar – richtet sich dieser Blick selbstverständlich auf die Filmfrauen des Jahres. Was nun folgt, ist mein ganz persönlicher Rückblick: Welche Frauen haben mich auf und jenseits der Leinwand in den vergangenen zwölf Monaten am meisten beeindruckt und vor allem warum?

Meine Frau des Jahres auf der Leinwand: Anna Karenina
Leo Tolstois Anna Karenina ist natürlich nicht erst seit diesem Jahr eine Identifikationsfigur für gesellschaftlich unterdrückte Frauen. Außerdem leben wir ja nicht mehr im 19. Jahrhundert und die Regeln für das zwischengeschlechtliche Miteinander haben sich seitdem glücklicher Weise ein wenig verändert. Und trotzdem empfand ich diese Geschichte als immens aktuell. Rein filmisch gesehen begeisterte mich auch der Stil von Regisseur Joe Wright, aber da das hier nichts zur Sache tut, verweise ich für eine ausführlichere Kritik des Films auf meinen Blog.

Anna Karenina (Keira Knightley), verheiratet mit einem geradezu unmenschlich liebenswürdigen Mann (Jude Law), beginnt eine Affäre mit einem jungen Offizier (Aaron Taylor-Johnson) und wird infolgedessen von der Gesellschaft so geächtet, dass sie den Freitod als einzigen Ausweg empfindet. Dass diese Geschichte so ausgehen würde, ist nicht nur den Zuschauern mit literarischer Allgemeinbildung klar, sondern im Grunde auch Anna Karenina selbst. Sie weiß, welche Rolle ihr in ihrer Gesellschaft zuerkannt wird und welche Konsequenzen sich aus ihrem Handeln ergeben. Mit einer Mischung aus Egoismus und Selbstbestimmung stürzt sie sich trotzdem in das vorprogrammierte Elend. Wer nun meint, das hätte nichts mit der heutigen Zeit zu tun, der irrt. Oft wird auch heute noch den Frauen eher als den Männern die Schuld für das Scheitern einer Ehe in die Schuhe geschoben. Der Seitensprung einer Frau jedenfalls gilt als unverzeihlich, während es als notwendiges Übel gesellschaftlich akzeptiert ist, dass Mann sich ab einem gewissen Alter gerne mit jüngeren Frauen vergnügt (woran ebenfalls oft die angeblich frigide Ehefrau schuld ist). Ein Beispiel in der Filmwelt war der Seitensprung von Kristen Stewart und Rupert Sanders. Aber dazu später mehr. Auch jenseits der Ehe wird die sexuelle Selbstbestimmung der Frau nicht so gerne gesehen. Frauen mit wechselnden Sexualpartnern sind Schlampen, umtriebige Männer sind Helden. Deshalb ist Anna Karenina, die sich von diesen gesellschaftlichen Strukturen nicht einschüchtern lässt, meine Leinwand-Powerfrau des Jahres 2012.

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