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"Die guten und die besseren Tage" - Zwischen Sucht und Sehnsucht

30.07.2025 - 11:00 Uhr
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Ein feinfühliges Drama über Rückschläge, Zusammenhalt und den langen Weg zurück ins Leben – mit großartigen Darstellerinnen und stiller Wucht.

"Die guten und die besseren Tage“ erzählt eine feinfühlige Geschichte rund um Suzanne (Valérie Bonneton), eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die nach einem alkoholbedingten Unfall das Sorgerecht verliert. Der Weg zurück führt sie in eine stationäre Therapiegruppe für Frauen, wo jede mit ihren eigenen Dämonen ringt – eine Gemeinschaft, die gleichermaßen zerbrechlich und stark ist.

Was diesen Film besonders macht, ist sein ruhiger, authentischer Ton. Statt großer Dramen oder klischeehafter Rückfallmechaniken erzählt der Film in langen, einfühlsamen Einstellungen vom Alltag der Frauen. Die Kamera bleibt nah an den Gesichtern, fängt jede Nuance ein und schafft so eine emotionale Nähe, die oft berührender wirkt als laute Worte. Obwohl Suzanne die Hauptfigur ist, hat gerade Alice (Sabrina Ouazani), mit ihrer rebellischen, verletzlichen Art mich persönlich am meisten berührt.

Auch die Nebenfiguren – von Diane (Michèle Laroque) über Chantale (Sophie Leboutte) bis zum Therapeuten Denis (Clovis Cornillac) – sind glaubwürdig gezeichnet, sodass der Film mehr als nur ein Sucht-Drama wird. Er zeigt überforderte Leben, familiäre Traumata und den Wunsch, im eigenen Leben wieder einen Platz zu finden.

Musikalisch setzt der zurückhaltende Klavier-Score eine melancholische, aber auch hoffnungsvolle Stimmung, die sich spürbar verändert, sobald die Protagonistinnen das Therapiezentrum verlassen. Besonders in den Szenen, welche in der marokkanischen Wüste spielen öffnet sich das Bild, das Licht und die Farbpalette – ein Symbol für Neuanfang und den inneren Aufbruch der Frauen, die sich auf eine herausfordernde Rallye begeben.

Das Drehbuch nimmt sich Zeit, die einzelnen Figuren in Gruppen- und Einzelszenen zu porträtieren, was manchmal etwas dialoglastig wirkt, aber gleichzeitig viel Raum für Reflexion und Entwicklung bietet. Die emotionale Achterbahn aus kleinen Fortschritten und Rückschlägen wirkt realistisch, wenn auch stellenweise etwas ermüdend. Gerade der Filmabschluss mit der Rallye verliert ein wenig an Tiefe, bleibt aber ein starkes Zeichen für Mut und Gemeinschaft. Die vielen Stimmungswechsel in der letzten halben Stunde des Films haben mich jedoch etwas gestört, da sie die ruhige Erzählweise zuvor ein Stück weit aufbrechen.

Unterm Strich ist „Die guten und die besseren Tage“ ist ein intensives, ruhiges Drama über Verlust, Heilung und Zusammenhalt. Der Film setzt nicht auf übertriebene Dramatik, sondern überzeugt durch echte Nähe zu seinen Figuren und einen eindrucksvollen Blick auf die kleinen Schritte, die nötig sind, um wieder Hoffnung zu schöpfen. Ein Film, der Geduld verlangt, aber auch reich belohnt. Authentisch wird gezeigt, dass Heilung kein Sprint ist, sondern ein zäher Weg, der in kleinen Schritten gegangen wird.

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