Der Aufschlag befördert den kleinen Zelluloid-Ball in Zeitlupe förmlich bis zu Hallendecke. Die schweißüberströmten Gegenspielerinnen blicken gebannt auf die weiße Kugel, die die Welt bedeutet. Gefühlte 10 Minuten später trifft der Ball endlich auf den Schläger, das finale Duell eines der wichtigsten Tischtennisspiele in der koreanischen Geschichte nimmt seinen Lauf. Davon erzählt As One aus dem Jahr 2012 und wer geglaubt hatte, dass die flinke Sportart sich dem Film nicht andient, hat sich geschnitten. Das reichhaltige Angebot asiatischer Sportfilme, ob aus Indien, Thailand, China, Südkorea, Japan oder Bhutan, schöpft mit andauernder Begeisterung aus den unterschiedlichsten Disziplinen. Da lernen Fantastic Water Babes Schwimmen und meistern Gorillas die Kunst des Baseballs. Dem Ideenreichtum sind keine Grenzen gesetzt.
Bleiben wir gleich bei den talentierten Menschenaffen: Vier Jahre arbeitete das Animationsteam der chinesisch-koreanischen Koproduktion Mr. Go an dem Titelhelden Ling Ling, einem unschlagbaren Batter, der in einem Zirkus sein Handwerk gelernt hat. Mit einer angenehmen innerfilmischen Selbstverständlichkeit werden die Fähigkeiten des Gorillas beim Baseball hingenommen, sodass wir in den 132 Minuten keine Szenen zu sehen bekommen, in denen sich Teamkollegen über ihren neuen Mitspieler wundern. Mr. Go ist ein Gorilla, der Baseball spielt und dafür sollte ihn niemand diskriminieren. Natürlich verläuft die Reise des chinesischen Gorillas und seiner kleinen Trainerin Wei Wei in Südkorea nicht problemlos, Kapitalisten höhlen den Sportsgeist des tierischen Marketing-Wunders aus. Aber mit seiner dicken Haut ist Mr. Go nicht unterzukriegen und schon bald schlagen die Zuschauer wieder mit ihren aufblasbaren Bananen aufeinander. Baseball könnte so schön sein…
Die kulturelle Verständigung funktioniert im Sportfilm aber eher selten so harmonisch wie bei der Produktion von King Kongs Baseball liebendem Urgroßenkel aus Südkorea. Im erwähnten As One wird die wahre Geschichte des ersten gemeinsam bestrittenen Wettkampfs der beiden koreanischen Nationen seit dem Koreakrieg erzählt. Bei der Tischtennisweltmeisterschaft 1991 treten Sportler aus dem Süden und Norden in einem Team unter dem Titel “Korea” an, was zu allerlei Überwindung von Vorurteilen, Verbrüderung und heimlich geleerten Schnapsflaschen führt. Zumindest im Film. Bae Doona (Cloud Atlas) und Ha Ji-won (Sector 7) geben die nord- bzw. südkoreanischen Topspielerinnen, die als Konkurrenten anfangen und als Freundinnen Abschied nehmen. Wenn schon nicht die nördlichen Nachbarn als reine Bösewichte taugen, müssen wohl oder übel die Chinesen ran, was bei dem um Sportsgeist und Differenziertheit bemühten Streifen im Finale sauer aufstößt. Da warten nämlich die dominanten Athleten aus der Volksrepublik. Mit seinem gewieften Einsatz von Soundeffekten und einer Tischtennis eher suggerierenden, als zeigenden Montage, ist As One in seinen besten Momenten ein mitreißender Genre-Beitrag, der Tempo und Anstrengung seiner Sportart gekonnt auf die Leinwand bannt.
Einen anderen Ansatz verfolgt der nicht weniger rasante Ping Pong (2002) aus Japan, der den Konflikt zweier sehr unterschiedlicher Jugendfreunde in der Sporthalle löst. Es müssen nicht immer Nationen sein, die aufeinander treffen, um der olympischen Idee eines Pierre de Coubertin filmisch nachzueifern. Außenseiter wachsen auch in Sumo Do, Sumo Don’t (1992) und Chanko – Sumo Hot Pot (2006) im Ringkampf zusammen und über sich hinaus. Die Heldin von Give It All (1998) lebt die Ideale der Olympischen Spiele an einer japanischen Schule aus. Schlechte Noten und eine viel beliebtere Schwester können sie nicht von ihrem einen Traum abhalten: als erstes Mädchen in die Rudermannschaft ihrer Schule zu kommen.
Handballfans sei dagegen Forever the Moment (2008) empfohlen, in dem die südkoreanische Frauenmannschaft trotz wechselnder Trainer und diverser anderer Rückschläge ins Finale der Olympischen Spiele in Athen kommt. Aber es geht nischiger: Eddie Peng, Star aus dem fantastischen Mixed Martial Arts-Film Unbeatable, spielt im taiwanesischen Drama Jump Ashin! (2011) einen ambitionierten Turner, der durch die Verwicklung in Gang-Aktivitäten vom rechten Weg abkommt und wieder zurück auf die Matte finden muss.
Im gefeierten thailändischen Film Beautiful Boxer (2003) nutzt die Heldin ebenfalls den Sport, um zu sich selbst zu finden, aber auf andere Weise: Mit Muay Thai-Kämpfen versucht die als Mann geborene Nong Toom bzw. Parinya Charoenphol, nicht nur ihre armen Eltern zu unterstützen, sondern sich auch eine Geschlechtsumwandlung zu finanzieren. Das Biopic von Ekachai Uekrongtham wurde beim Festival in San Sebastián ausgezeichnet und machte die Geschichte der erfolgreichen Sportlerin weltberühmt.
Boxende Manga-Helden (Shamo – The Ultimate Fighter), rebellische Cricket-Spieler (Lagaan: Es war einmal in Indien), fußballverrückte Mönche (Spiel der Götter – Als Buddha den Fußball entdeckte), die erste Skisprung-Nationalmannschaft auf Korea (Take Off), die erste Baseball-Mannschaft aus Korea (YMCA Baseball Team), korrumpierte Radsportler (Crazy Racer) oder eine Gewichtheberin, die sich zwischen Liebe und Träumen entscheiden muss (Love Lifting): In China, Südkorea und Co. warten jede Menge Genrebeiträge auf Entdeckung. Die gehen nicht immer so spielerisch und kreativ mit ihrem Sport um wie Stephen Chows Vorzeige-Meisterwerk Shaolin Kickers (2001). Tatsächlich folgen einige einem aus Hollywood bekannten Erzählmuster, nur eben in einem erfrischendem Kontext. Wer Underdog-Geschichten in sein Herz geschlossen hat, darin auch mal Platz für einen riesigen Primaten hat oder schon immer mal einen Film über seine Lieblingsrandsportart sehen wollte, der erlebt hier sein schweißtreibendes Wunder.
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