Der neue Trailer zu Kriegerin kratzt an der Realität

15.12.2011 - 15:00 Uhr
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Der deutsche Filmemacher David Wnendt hat mit Kriegerin ein eindrucksvolles Regiedebüt hingelegt. Im Mittelpunkt steht eine energisches, vernetztes Neonazi-Mädchen. Zur Zeit des Drehs ahnte wohl niemand wie aktuell und brisant das Thema wirklich ist.

David Wnendt hat mit Kriegerin einen Film über Neonazis im heutigen Deutschland gedreht. Nächstes Jahr kommt das Debüt in die Kinos. Was sich zunächst nach einer gewollt engagierten Deutsch-Version von American History X anhört, ist richtig gut geworden. Zwischen kraftvoller Filmsprache und authentischer Stimmung behandelt Wendt ein brisantes Thema, gießt es in eine wirkungsvolle Form und zeigt uns die vielen Stufen von Grau des jungen Deutschlands. Im Mittelpunkt steht die radikale und charismatische Nazibraut Marisa (Alina Levshin). Ihr Freund Sandro (Gerdy Zint als rechte Naturgewalt) steckt im Gefängnis und sie muss ohne ihr starkes Alphamännchen mit all den Zecken klarkommen. Als eine junge, bürgerliche Mitläuferin, die Schülerin Svenja (Jella Haase), auch in die braune Szene möchte, Marisa außerdem den afghanischen Rasul (Sayed Ahmad) anfährt und schließlich Sandro wieder aus dem Gefängnis kommt, überschlagen sich die Ereignisse. Der Trailer zeigt schon, wie eindrücklich das Ganze aussieht.

Während des Drehs ahnte die junge Crew vermutlich nicht, wie brisant ihr filmischer Zunderstoff letzten Endes wirklich wird. Während Alina Levshin als tickende Bombe über die Leinwand geistert, sitzt Beate Zschäpe, Mitglied der Zwickauer Zelle, im Kölner Gefängnis und steht für die haarsträubende Wirklichkeit der rechten Szene.

Zwischen 2000 und 2006 wurden 8 türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer ermordet. So viel ist zumindest bekannt. Mordserie Bosporus wird die Mordreihe vom BKA genannt. Seit November stehen Mitglieder der sogenannten Zwickauer Zelle im Mordverdacht. Die Hauptverdächtigen sind Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe. Die beiden Männer begingen gemeinsam Selbstmord in einem Wohnwagen. Beate Zschäpe sitzt im Kölner Gefängnis, ist unter Umständen bereit auszupacken.

Mordserie Bosporus, Nationalsozialistischer Untergrund, 10 bekannte Morde, über Jahre hinweg… Das Thema ist nationaler Zunder und geht über ein paar Schlagzeilen hinaus. Wie konnte das passieren? Was kann der Staat dagegen tun? Wir können uns derweil den neuen Trailer zu einem Film mit ganz ähnlichem Thema ansehen. Nazimädchen, bullige Skinheads, nationaler Widerstand, kraftvolle, semidokumentarische Bilder – David Wnendts Kinofilm reibt ganz nah am aktuellen Befinden.

In einem interessanten Interview mit dem Tagesspiegel sagt David Wnendt, dass er geschockt, aber nicht überrascht war, als er von der Entdeckung der Zwickauer Zelle las. Für seinen Film kundschaftete er soziologisch und intim die rechte Szene ab. Bald kristallisierte sich sein Interesse für die weibliche Seite heraus. Neben rechten Demos und Jugendclubs sah er sich auch auf rechten Kontaktseiten im Internet um, lernte Frauen aus der Szene kennen und lernte viel, was er in seinem Film verabeiten konnte. Sex, Liebe, Vertrauen, Familie – all das wird auch respektvoll in seinem Film verarbeitet. Zurecht hat David Wnendt bereits einen Drehbuchpreis der deutschen Filmförderung gewonnen. Ebenfalls zurecht hat Alina Levshin (Im Angesicht des Verbrechens) deren Darstellerpreis gewonnen.

Kriegerin ist ein deutscher Film, der großes mediales Bewusstsein mit thematischer Versunkenheit und einem Gefühl für die deutsche Lebenswelt zeigt. Der Trailer macht gespannt auf den 19. Januar.

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