Denn sie wissen, was sie tragen...

04.06.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Old sport.
moviepilot/Warner Bros.
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Blitzdingsen, Martini schlürfen, intrigieren oder einfach nur eine coole Sau sein – alles geht besser, wenn die Garderobe stimmt. Nobel geht vielleicht die Welt zugrunde, aber nicht an diesem Dienstag: Heute sieht die Speakers’ Corner einfach nur verdammt gut aus…

Die Men in Black wären ohne ihn nicht die Men in Black. James Bond wäre ohne ihn nackt. Die Blues Brothers hätten ohne ihn nicht ihr bekanntestes Markenzeichen. Barney Stinson wäre ohne ihn nicht legen… warte, es kommt gleich …där. In House of Cards könnte man die Politiker ohne ihn nicht wirklich ernst nehmen und Der große Gatsby wäre ohne ihn nicht so schön… ohne wen? Natürlich ohne den Anzug, welchen wir auch als Smoking bzw. Tuxedo, Longsuit oder Frack unterteilen können. Und was gibt es Schöneres als elegante Anzüge? Okay, eigentlich so einiges… Ich bin eigentlich keine modeinteressierte Person, aber mit Anzügen könnte ich mir den Bauch vollschlagen. Deswegen will ich die Welt (bzw. die Speakers’ Corner) ein kleines Stück in die Welt des Anzugs führen, welche auch für die Filmwelt nicht unwichtig ist!

Suit up!
Anzüge können viel bewirken. Geheimagenten, Gauner, Detektive, James Bond und Francis Underwood kommen doch gleich doppelt so cool und schlau rüber, wenn der Anzug richtig sitzt! Sie zeigen und fordern Respekt gegenüber anderen. Sie machen einen eleganter, nicht unbedingt sympathischer, wenn wir mal einen Blick auf Patrick Bateman werfen. Der American Psycho achtet zwar penibelst darauf, dass alles wie angegossen sitzt, aber wenn er erst mal seinen Plastikschutz über seinen Anzug legt und zur richtigen Musik mit der Axt auf sein nächstes Opfer losgeht, hat die Sympathie ihren Nullpunkt erreicht. Schick ist er trotzdem.

Der Anzug macht den Mann, oder war es umgekehrt? Auf jeden Fall macht nicht nur der Anzug an sich, sondern auch die Details den großen Unterschied. Ein Beispiel dafür ist unter anderem der Mann, der es genießt Menschen zu verspeisen. Hannibal Lecter aus der neuen NBC Serie. Er hat Geschmack; nicht nur was das Abendessen angeht, sondern auch modisch. Er betritt den Raum mit dem Reiz eines 70er Jahre Porno-Stars, aber er ist anspruchsvoller, gebildeter, achtet auf jedes kleinste Detail: Sein riesiger, doppelter Windsor-Krawattenknoten, der dreiteilige Anzug, die Jackenpolster an den Schultern, das rote Hemd, die Tweed-Anzüge, seine Frisur – alles schreit nach dem Ursprung der frühen siebziger Jahre. Er ist “old school” und er weiß es. Er gehört nicht in dieses Zeitalter, er ist nicht einer dieser neumodischen Menschen. Er akzeptiert sie, er akzeptiert auch manchmal die Tatsache, dass er Gefühle für diese Menschen hat, aber das war es. Nichts weiter. Die Buchvorlage spielt auch ungefähr in den 1970ern, so dass der Kostümdesigner Christopher Hargadon eine richtige Wahl getroffen hat – einen Verweis auf dessen Ursprünge!

Übrigens war das Schneiderhandwerk der 70er Jahre und dessen Herrenmode die letzte Demonstration der ‚pompösen‘ Männlichkeit in der westlichen Zivilisation, bis heute. Die Anzüge mit Polster versehen, die Krawatten größer und die Farben dunkel und dominant. Alles versucht den Mann und seine Macht hervorzuheben. Dr. Hannibal Lecters Anzüge sprechen – sarkastisch genug – von dieser Männlichkeit, ohne sie irgendwo anders zu erwähnen. Seine Sexualität wird durch seine Kleidung auferlegt, was aber im Skript nirgendswo bewiesen oder behandelt wird.

Und wo ich vorhin schon die Schultern erwähnte: der Neapolitaner Giuseppe Attolini, der Leiter der Schneiderei Cesare Attolini, welche feinste Maßanzüge herstellt, sagte einst, dass die Schultern das Wichtigste seien. Nicht nur am Mann, sondern auch am Anzug. Das bedeutet, liebe Männer: ein bisschen mehr Sport, ein bisschen weniger von allem anderen. Denn ein guter Anzug versteckt den Körper nicht, sondern betont ihn!

Ich merke gerade es gibt zu viele Filme und Persönlichkeiten über deren Anzüge man ein Buch schreiben könnte, z.B. der oscarnominierte Kostümdesigner Jeffrey Kurland, der alle (sechs) Anzüge der Traumwanderer in Inception entworfen hat. Jeder Charakter hat einen individuellen Anzug. Kurland im Interview mit dem Esquire-Magazin dazu: I chose sharp lines, considering their field is architecture; there are peaked lapels on several things. There are windowpane patterns, plaids, and glen plaids, but each character has their own color palette. Sato needed to look like a powerful businessman, and his suit was extremely fitted, with peaked lapels. It pulled him away from what Cobb looked like, which had more of a square-shouldered look to it. You take cues from everything. I went back and researched traditional Japanese dress to design Sato’s first tuxedo at the party. I wanted to show a symbiosis of a contemporary businessman with a respect and a feel for the old ways, and I wanted that to show through right away.

Was Der große Gatsby angeht: den Film habe ich leider noch nicht gesehen, deswegen kann ich nicht viel zu seinen wunderschönen 1920er-Dandyanzügen, den Fliegen in sahnigem Elfenbein, den Tweed-Anzügen und Schiebermützen schreiben.

Dieser Text wurde uns von moviepilot-Mitglied Suki93 auf den Leib geschneidert. Wenn ihr euch auch mal so richtig in Schale schmeißen und an unserer moviepilot Speakers’ Corner stehen wollt, um den ganzen Modeopfern da draußen die Meinung zu sagen, ein Fummel schon lange darauf wartet aus den Tiefen eures Kleiderschranks ans Tageslicht gezerrt zu werden, oder eine Stilikone eine ganz besondere Huldigung verdient, dann werft zuerst einen kurzen Blick auf die Regeln und dann: schreibt, schreibt, schreibt. Schickt einfach den fertigen Text an community[@]moviepilot.de und die Speakers’ Corner gehört Euch!

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