Daybreak: Die Netflix-Serie ist so trostlos wie die Apokalypse selbst

30.10.2019 - 10:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Auf Netflix läuft mit Daybreak seit vergangener Woche ein Mix aus Zombieland und Mad Max, der primär durch unlustige Popkultur-Gags und eine nicht präsente Geschichte besticht.

Wer Zombieland mag, der wird sicher auch an Daybreak Gefallen finden. Das lässt zumindest der erste Trailer zur neuen Netflix-Serie vermuten, der optisch starke Mad Max-Züge aufweist und dabei einen Zombieland-ähnlichen Humor an die Highschool verfrachtet, an der die Protagonisten regelmäßig die vierte Wand durchbrechen.

Am Ende der 10 Episoden macht sich jedoch große Ernüchterung breit. Was will Daybreak sein? Eine abgedrehte Teeniekomödie im postapokalyptischen Kalifornien oder vielleicht doch lieber ein gesellschaftskritisches Coming-of-Age-Drama? Schlussendlich reicht es nur für ein völlig überladenes Sammelsurium an Popkultur-Referenzen mit unlustigen Gags, die einem schon nach der 1. Folge zum Hals heraushängen.

Daybreak - Darum geht's in der Netflix-Serie

Zu Beginn von Daybreak kommt es im kalifornischen Glendale zu einer nuklearen Explosion, die alle Erwachsenen in Hirn-fressende Zombies verwandelt, die fortan nach Menschenfleisch trachten und stets den letzten Gedanken aus ihren Lebzeiten wiederholen.

Von den Ghoulies genannten Untoten fehlt die meiste Zeit allerdings jede Spur, sodass von ihnen keine wirkliche Bedrohung ausgeht. Viel gefährlicher sind hingegen die verschiedenen Gangs, zu denen sich die Schüler der örtlichen Highschool zusammengeschlossen haben.

Sophie Simnett und Matthew Broderick in Daybreak


Zu erwähnen sind da etwa die Sportskanonen, die als brutale Mad Max-Gang die Stadt beherrschen, sowie die ehemaligen Cheerleader, die nun als Cheermazonen der männlichen Unterdrückung zu entfliehen versuchen.

War es in Ferris macht blau noch Matthew Broderick, der als Schulschwänzer gerne die vierte Wand durchbrach, überlässt er dies als Rektor Burr nun seinen Schülern.

Daybreak - Ein kindisches Abarbeiten von Klischees

In der 1. Episode führt uns Protagonist Josh Wheeler (Colin Ford) langsam in die Welt nach der Nuklear-Katastrophe ein, indem er dem Zuschauer in Flashbacks die Hintergründe verschiedener Figuren an der Highschool erklärt. Wirklich spannend ist das nicht, vielmehr fragt man sich, woher die Altersfreigabe ab 16 Jahren stammt.

Denn mehr als unlustige Witze auf Kindergarten-Niveau haben diese Rückblenden nicht zu bieten. Bisweilen wirkt es, als wolle man binnen kürzester Zeit so viele Klischees wie nur möglich bedienen und dabei bloß keine Stereotypen auslassen. Währenddessen hangelt sich die Erzählung aus Sicht des einzigen Normalos von einer popkulturellen Referenz zur nächsten.

Colin Ford in Daybreak


Von Pokémon-Karten über Fidget-Spinner bis hin zum Gaming-Hit Fortnite ist alles vertreten, sogar Netflix selbst bekommt durch etablierte Binge-Gewohnheiten sein Fett weg, was aber eher einer missglückten Flucht nach vorne gleichkommt.

Daybreak bei Netflix - Wo bleibt die Geschichte?

Während Josh auf der Suche nach seiner Verflossenen Sam (Sophie Simnett) die ganze Stadt durchkämmt, entpuppt er sich als echter Survival-Experte. Warum? Weil er Kanadier ist. Spätestens, nachdem er sich mit seinen neuen Bekanntschaften Angelica (Alyvia Alyn Lind) und Wesley (Austin Crute) in einem Kaufhaus niederlässt, kommt die Geschichte völlig zum Erliegen, noch bevor sie überhaupt Fahrt aufnehmen konnte.

Angelica ist eine 10-jährige Pyromanin, die in erster Linie für dämliche Sprüche unter der Gürtellinie zuständig ist und mit jedem Kommentar die Nerven des Zuschauers strapaziert. Wesley hingegen verkörpert einen zum Pazifismus konvertierten Samurai und früheren Football-Star, der in einer gar nicht so mysteriösen Verbindung zu Sportskanonen-Oberhaupt Turbo steht.

Wer ist Baron Triumph in Daybreak?


Überhaupt ist jeder Twist, der nicht ohne Vierte-Wand-Kommentar auskommt, meilenweit vorhersehbar. Cliffhanger am Ende einer Folge werden daher natürlich auch mit einem direkten Kommentar an den Zuschauer gerechtfertigt.

Daybreak - Ein ungenutzter Abenteuerspielplatz

Dabei hätte Daybreak so viel mehr aus seinem Setting herausholen können. Immerhin weiß der Mad Max-Look mit seinen satten Farben und aufgemotzten Fahrzeugen zu gefallen. Dass dies einer der wenigen Pluspunkte der Serie sein würde, war wohl auch den Machern bewusst, die nicht mit Anspielungen auf die Kult-Reihe geizen.

Statt rasanter, Teenie-gerechter Action verliert sich die Serie über 10 lange Episoden jedoch immer wieder in unnötig langen, belanglosen Dialogen, bei denen man sich nur an den Kopf fassen und fragen kann, ob das gerade irgendeine Art von Humor treffen soll oder tatsächlich ernst gemeint ist.

Cody Kearsley und Jeanté Godlock in Daybreak


Natürlich muss hier auch mal ein Körperteil dran glauben, denn das gehört schließlich bei einer postapokalyptischen Serie mit Untoten dazu und rechtfertigt die ansonsten viel zu hohe Altersfreigabe.

Daybreak - "Diese Coming-of-Age-Geschichte ist scheiße"

In der zweiten Hälfte der 1. Staffel schlägt Daybreak dann plötzlich eine neue Richtung ein. Statt einer Aneinanderreihung von Vierte-Wand-Kindergarten-Witzen und pseudocoolen Sprüchen wird versucht, den Figuren mit weiteren Rückblenden mehr Tiefe zu verleihen und so etwas wie ein Drama zu kreieren.

Zudem sehen sich die pubertierenden Teenager nach dem Verschwinden ihrer Eltern und damit ohne Wegweiser plötzlich mit den Problemen des Erwachsenwerdens konfrontiert. Machen sie wirklich das Beste aus ihrem Leben? Die Anklage, Erwachsene zerstören die Erde und damit die Zukunft künftiger Generationen, wird in den Raum geworfen, will aber in diesem völlig überzeichneten Setting nicht so richtig zünden.

Alyvia Alyn Lind in Daybreak


Der Zug, der dem Ganzen jetzt noch eine dramatische Note verpassen sollte, ist zu diesem Zeitpunkt längst abgefahren. So ziehen sich gerade die letzten Episoden wie alter Kaugummi, falls man es überhaupt über die Hälfte der 1. Staffel hinaus geschafft haben sollte.

Angelica zieht daher in gewohnter vierte-Wand-Manier ein treffendes Fazit:

"Diese Coming-of-Age-Geschichte ist scheiße."

Neu im Moviepilot-Podcast: Gibt es gute Netflix-Horrorfilme?


Andrea, Jenny & Max knöpfen sich in der 2. Folge unseres Moviepilot-Podcasts Streamgestöber die Horrorware auf Netflix vor. Von Das Spiel über Bird Box bis Eli haben wir uns alles angeguckt und fragen: Gibt es gute Netflix-Horrorfilme?

Die 1. Staffel von Daybreak umfasst 10Episoden, die am 24. Oktober 2019 bei Netflix veröffentlicht wurden. Als Grundlage für diesen Seriencheck diente die komplette 1. Staffel.

Was haltet ihr von Daybreak?

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