Nichts bleibt für immer, alles ist vergänglich. Früher war alles besser, heutzutage herrscht zyklische Redundanz: Eine sintflutartige Masse an Remakes überschwemmt uns Tag für Nacht, ihr Erscheinungsbild verkümmert jämmerlich im strahlenden Glanze der vollendeten Originalität des jeweiligen Klassikers. Das Antlitz eines solchen Klassikers wirkt jedoch alt, gebrechlich und rückt uns bedrohlich schwankend auf die Pelle, wenn uns sein verwesender Hauch dessen ursprüngliche Einzigartigkeit entgegen wehen lässt. Ein Remake kann dagegen in einem unnachahmlich seltenen Fall dazu führen, einen vermeintlich totgeglaubten Stoff zu reanimieren, ihm ein neues, andersartiges Leben einzuflößen – erst leise und schleichend, dann ganz plötzlich und allgegenwärtig. Dieses Ereignis versinnbildlicht einen Prozess, einen mir ganz eigenen, innewohnenden, persönlichen: Die Geburt eines Lieblingsfilms – Dawn of the Dead.
Selten hat mich ein Stoff derart fasziniert, das (immerzu mögliche) Ereignis einer rasant um sich
greifenden Epidemie in außergewöhnlich eigenartiger Weise so berührt. Zack Snyders bebilderte Reflexion aus dem Jahre 2004 lässt mein Herz bluten und führt mir in gegenwärtig authentischster Form das nackte Gleichnis der Vergänglichkeit vor Augen, aus bedrückend persönlicher, unverfälschter Perspektive, eben nicht von oben herab die Ursprünge erklärend, vielmehr ganz dicht dran, etappenartige Auswege suchend und lediglich ein Ziel verfolgend: (Über-)Leben. Die Flucht in das große, reichhaltige Einkaufszentrum liegt dabei denkbar nahe, die Konfrontation mit empathisch verwirrten Egomanen allerdings auch. Dawn of the Dead verkörpert gleichermaßen Charaktertypstudie in einer (un-)vorhersehbaren Extremsituation wie packenden Horror, der seine Spannung aus dem lauernden, teils sichtbaren Grauen bezieht, das das eigene Leben nicht nur beenden, sondern in einen unheimlichen, abstoßenden Zustand transformieren kann.
Jedoch besticht dieser Film schließlich erst in der ungewohnten Ausdifferenzierung jener um sich greifenden, spürbaren Angst – indem er nämlich den Fokus auf zwei sich ähnelnde, zutiefst menschliche Abwehrreaktionen lenkt: Zynismus und einhergehender Sarkasmus. Filmintern wird mit prominentem Zombie-Scheiben-Schießen gekontert, metatechnisch das grauenvolle Leid des Waffenladenbesitzers Andy verdeutlicht (mit Perspektivwechsel im Bonusmaterial enthalten), dessen Einsamkeit und Hungergefühl sich in die eigene Magengegend gräbt. Während man gegen sich und den Alltag, gegen die nostalgische Sehnsucht früherer, nie wiederkehrender Tage kämpft, verfällt man zwangsläufig in eine ironisierende Haltung, baut so einen Schutz auf, um dem Leid und der Angst nicht ein einziges Mal Gelegenheit zu geben einen selbst völlig – zunächst von innen – später womöglich von außen – aufzufressen. Hoffnung treibt uns an und entsteht manchmal in den abscheulichsten Momenten innigster Einsamkeit, deren Augenblicke es gilt aufzugreifen, nutzbar zu machen und nach einem, wenn auch aussichtslosen Ziel Ausschau zu halten.
Eine solche Situation kann man nicht zu Ende denken, ähnlich wie man einen Lieblingsfilm nicht zu Ende schauen, vielmehr ihn immer und immer wieder sehen kann und muss. Bietet das Remake Dawn of the Dead aus dem Jahre 2004 doch tatsächlich sinngemäß ein bösartiges, in zynischster Form ausgelebtes Abspannende, das mir als involvierten Zuschauer die Wahl lässt dem ganzen Treiben ein Ende zu setzen – und zwar dann, wann ich es will.
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