Dating Queen - Das Schlampen-Reformations-Bootcamp

17.08.2015 - 10:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Drill-Sergeant John Cena bei der Arbeit mit einer zukünftigen Ex-Schlampe
Universal Pictures Germany
Drill-Sergeant John Cena bei der Arbeit mit einer zukünftigen Ex-Schlampe
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Das Kino liebt Schlampen. Sie machen Spaß, haben Sex, zeigen ihre Körper und dann, wenn man das alles köstlich ausgespielt hat, darf man mit dem Moralhammer auf sie draufhauen und sie fertig machen. Willkommen im Schlampen-Reformations-Bootcamp. Auch bekannt als "romantische Komödie".

Wenn du Sex mit mehr als einer Person hast, bist du 'ne Schlampe. Wenn du einen kurzen Rock trägst, bist du 'ne Schlampe. Wenn du Ausschnitt zeigst: Schlampe. Wenn du aktiv flirtest, jap: Schlampe. Wenn du keine Lust auf eine geschlossene Beziehung hast: Schlampe. Wenn du mehr als nur einen Sexualpartner gleichzeitig hast: Schlampe. Wenn du mehr willst, als nur ein bisschen Blümchen-Sex: Schlampe. Schlampe, Schlampe, Schlampe.

Ehrlich gesagt ist es ziemlich schwierig heutzutage *keine* Schlampe zu sein. Man muss ja nur selbstbewusst und selbstbestimmt mit seiner Sexualität umgehen, schon ist man eine. Das klingt jetzt so großspurig, bedeutet aber im Detail: Man muss nur einen Hauch mehr tun als brav und passiv in langärmliger, langweiliger Kleidung irgendwo unauffällig rumzustehen, zu warten, bis man geheiratet wird, und dann nur Sex haben, um Kinder zu zeugen. Siehste, sag ich doch. Es ist sehr einfach eine Schlampe zu sein.

Während man im echten Leben also gern und oft darauf hingewiesen wird, dass man eine Schlampe ist (Einen kurzen Rock tragen bei 38 Grad? Schlampe!), macht man im Film noch viel kürzeren Prozess. Über die letzten Jahrzehnte wurde dabei aus Slut-Shaming, also dem sozialen Stigmatisieren aller Frauen, die nicht den traditionellen Erwartung an das weibliche Sexualverhalten entsprechen...


... ein "Slut-Punishing", also eine Bestrafung für dieses Verhalten. Im Horrorfilm macht man da kurzen Prozess. Wer vögelt, stirbt.


Aber eigentlich gibt es ja ein viel besseres Genre zur Schlampenbestrafung und -umerziehung. Die romantische Komödie aka das Schlampen-Reformations-Bootcamp. Hach. Das Land der unendlichen Möglichkeiten, Frauen in die Schranken zu weisen. Und es kommt sogar mit einem eigens dafür angerührten Genre-Rezept:

Zutaten:

  • 1 Schlampe
  • 1 Frau, die den Konventionen entspricht und noch deutlicher macht, wie schlampig die Schlampe ist
  • 1 Mann (heterosexuell, weiß, Mittelstand, Alter und Aussehen zweitrangig)

Ab hier ist es ganz einfach: Schlampige Frau wird vorgeführt, dann trifft sie den richtigen Mann und bemerkt, mit viel "Hilfe" durch den Drillsergeant, die Gesellschaft und die konventionelle Frau, dass sie eben eine Schlampe ist, bereut und korrigiert ihr Verhalten. Meist weil ihr mit Penis- und Liebesentzug gedroht wird. Sprich der Mann, in den sie sich verguckt hat, will so eine Art Frau nicht, sondern eine "Ordentliche". Sie muss also einen Canossa-Gang hinlegen, sich läutern und darf dann am Ende reformiert zurückkehren. Und heiraten und Kinder kriegen.

Aber Gott sei Dank gibt es ja Amy Schumer. Ihrerseits wunderbare, amerikanische Comedienne und Feministin, die gerne Frauen darstellt, die gemeinhin als Schlampe zu deklarieren wären, sich aber auf diesen Quatsch nicht einlässt. Und die hat jetzt eine romantische Komödie mit Judd Apatow gemacht: Dating Queen ist eine romantische Komödie mit ihr als Drehbuchautorin und Hauptfigur. Das M U S S dieses dämliche Rezept doch endlich aushebeln. Oder? Oder??

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