Das Serien-Programm von Netflix war noch nie so langweilig wie 2025 – über 160 Neuheiten und dann das

20.12.2025 - 10:15 Uhr
Nur noch Thriller und Krimis bei Netflix?
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Nur noch Thriller und Krimis bei Netflix?
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Bei Netflix sind in diesem Jahr über 160 neue Serien gestartet, aber Genre-Vielfalt sieht anders aus. Fantasy und Sci-Fi werden von True Crime und Thrillern erstickt.

Auch 2025 gab es bei Netflix wieder zahlreiche richtig gute Serien zu entdecken. Bei über 160 Neuerscheinungen ist es kaum verwunderlich, dass ab und zu auch ein Highlight dabei ist. Lassen wir uns diese Zahl nochmal kurz auf der Zunge vergehen: über 160 neue Originalserien! Umso erschreckender fällt mein Fazit zum Jahresende aus: Das Netflix-Programm 2025 war so monoton und langweilig wie noch nie.

Keine Fantasy, kaum Sci-Fi: Die Netflix-Serien 2025 enttäuschen

Im direkten Vergleich mit dem Serien-Programm des Vorjahres enthüllt sich ein trauriges Gesamtbild: Netflix' Fokus auf Thriller, True Crime und Krimis nimmt ein besorgniserregendes Ausmaß an. Gab es 2024 noch Fantasy-Serien wie Avatar: Der Herr der Elemente, Kaos oder Dead Boy Detectives zu entdecken, suchte man neue Genre-Vertreter im Live-Action-Bereich 2025 vergebens. Fesselnder Horror? Bildgewaltige Science-Fiction? Kaum vorhanden.

Moment, gab es in diesem Jahr nicht auch Stranger Things, Wednesday und The Witcher zu sehen? Natürlich hat Netflix nicht komplett auf Fantasy- und Sci-Fi-Serien verzichtet. Allerdings wurden diese Genres fast ausschließlich von neuen Staffeln etablierter Formate bedient. Das nächste 3 Body Problem? Neues, spannendes Genre-Futter? Fehlanzeige!

Stattdessen setzt uns Netflix einen langweiligen Einheitsbrei aus Dutzenden von mittelmäßigen Crime-Dramen und Thrillern aus aller Welt vor. Ungelöste Mordfälle und reiche Familien mit pikanten Geheimnissen tummelten sich regelmäßig in den Netflix-Charts herum. Ich möchte niemandem die Freude an solchen Formaten absprechen. Doch wenn ich dafür auf mutige Geschichten und Genre-Experimente abseits des Mainstreams verzichten muss, dann ist meine Enttäuschung groß.

Klar gab es in diesem Jahr auch einige Ausreißer, wie das globale Phänomen Adolescence, die mitreißende Militär-Dramedy Boots und die spannende Krimi-Adaption Dept. Q. Oder auch die unterhaltsame (und leider direkt abgesetzte) Murder-Mystery The Residence und das Bierbrauer-Drama House of Guinness. Doch das Verhältnis zwischen der Masse an Neuheiten und wirklich guten Serien scheint immer mehr ins Ungleichgewicht zu geraten.

Seltene Lichtblicke innerhalb der Flut an ewig gleichen Krimis und Thriller-Serien kamen für mich in diesem Jahr hauptsächlich aus dem asiatischen Raum. Das emotionale Familienepos When Life Gives You Tangerines, Hirokazu Koreedas Asura oder die Krankenhaus-Serie The Trauma Code: Heroes on Call trösteten mich etwas über die Genre-Monotonie von Netflix in diesem Jahr hinweg.

Doch keine dieser Serien entschuldigt, wie mutlos und absolut ernüchternd das diesjährige Netflix-Programm im Gesamten war. Rechtfertigen 4 (!) Adaptionen einer spanischen Männlichkeits-Comedy und drei (!) neue Harlan Coben-Serien, dass es keine einzige richtige Fantasy-Serie zu sehen gab? Und wenn eine argentinische Alien-Invasion und der deutsche Smart-Home-Horror Cassandra die einzigen neuen Sci-Fi-Stoffe bilden, dann läuft etwas gehörig falsch.

Doch warum gibt es diesen Netflix-Trend hin zu immer gleichen Crime-Serien oder weniger experimentellen Serienstoffen eigentlich?

Fehlender Mut zum Genre: Warum setzt Netflix auf Serien-Einheitsbrei?

Wie Variety  vor einigen Monaten berichtete, wurde Netflix für 2025 ein Budget von um die 18 Milliarden (!) Dollar für die Produktion von eigenem Content prognostiziert. Die stolzen Ausgaben von 16,2 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2024 wurden damit sogar noch übertroffen. Auf den ersten Blick lässt sich ein Rückgang teurer Blockbuster-Serien erstmal nicht auf Sparmaßnahmen zurückführen.

Dass der Streaming-Boom zu Ende ist und so gut wie alle Dienste von dieser Krise betroffen sind, sollte kein Geheimnis sein. Finanzielle Risiken, wie die Produktion kostspieliger Genre-Ware, geht kaum noch jemand ein. Kosteneinsparungen und starke Reduzierungen des Serien-Outputs sind überall zu beobachten. Dass Netflix im Gegensatz zu den meisten Kontrahenten weiterhin eine enorme Masse an Serien abliefern kann, hat aber auch seine Schattenseiten.

Der Trend ist schon seit einigen Jahren zu beobachten. Um sich sündhafte teure Flops zu ersparen, investiert Netflix immer seltener in neue Blockbuster-Serien mit Budgets in schwindelerregenden Höhen von Hunderten von Millionen von Dollar. Solche Summen werden fast nur noch in etablierte Erfolgsgaranten wie Stranger Things hineingepumpt.

Laut CFO Spencer Neumann sei Netflix' Devise, zukünftig "immer mehr Unterhaltungswert pro Dollar" zu bieten. Konkret lässt sich seine Aussage auch dahingehend deuten, dass der Streamer lieber mehr und günstig produzieren will. Dramen und Thriller sind dahingehend einfach kosteneffizienter zu produzieren, als aufwändige Genre-Ware. Ein weiterer Faktor für die wachsende Monotonie des Netflix-Programms: Der Streamer lässt verstärkt Serien drehen, die einem möglichst breitem Publikum gefallen und weltweit erfolgreich sein müssen. Für Nischenserien bleibt da kaum noch Platz.

Wird das Serien-Programm von Netflix 2026 wieder besser?

Eine wirkliche Besserung ist leider auch im nächsten Jahr nicht in Sicht. Genre-Fans können sich zwar auf eine neue Sci-Fi-Serie der Stranger Things-Produzenten (mit Rentnern statt Kindern) oder eine Monster-Serie mit Josh Hartnett freuen, doch ansonsten verzichtet Netflix 2026 erneut auf teure Fantasy- oder Science-Fiction-Spektakel.

Hört den Podcast: Diese Sci-Fi-Serien erwarten euch außerhalb von Netflix

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Dramen, Thriller, Krimis und True Crime bestimmen auch 2026 den Großteil des neuen Serien-Programms, das statt gewaltiger Budgets mit bekannten Stars wie Florence Pugh, Omar Sy oder Anya Taylor-Joy für Aufmerksamkeit sorgen soll. Vor allem den Bereich der Romanverfilmungen wird Netflix im nächsten Jahr forcieren und mit Adaptionen von Stolz und Vorurteil, Unsere kleine Farm sowie Zeit der Unschuld an den Start gehen.

Sicherlich wird es 2026 wieder ein paar überzeugende Netflix-Neuheiten oder Sleeper-Hits wie Rentierbaby und Adolescence zu sehen geben. Das ändert aber wenig daran, dass der Streamer gerade für Fans von Genres wie Fantasy, Sci-Fi und Horror auch in Zukunft immer unattraktiver wird. Und für noch mehr durchschnittliche Thriller ist mir meine Freizeit einfach zu kostbar.

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