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Das große Finale von Lucky Number Slevin

14.10.2014 - 12:00 Uhr
,,All that was left to do was make the phone ring"
Ascendant Pictures, Capitol Films, FilmEngine
,,All that was left to do was make the phone ring"
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Nie fesselte ein Twist mehr: Das erste mal Lucky Number Slevin. Eine Stunde lang totale Verwirrung: Wer zur Hölle ist Nick Fisher? Welche Ziele verfolgt er? Was spielen der Boss und der Rabbi in diesem Kontext für eine Rolle? Das unglaubliche Finale bringt Klarheit.

Langsam aber bestimmt schreite ich die Mahagoni-Wendeltreppe im Penthouse des Bosses herunter, wie lange habe ich auf diesen Moment der Rache gewartet? Wie lange habe ich darauf hingearbeitet? Ich habe mittlerweile aufgehört, die Jahre zu zählen. Ich habe aufgehört die Toten auf meinem Weg zu diesem Punkt zu zählen. Ich sehe die beiden Gründe für meine Ausdauer, meine Wut und meine Raffinesse, der Boss und der Rabbi sind gemeinsam Rücken an Rücken an Stühle gefesselt und bemerken langsam mein Eintreten.

Ich genieße noch für den Moment die dunkle Stille und frage dann Letzteren, wie ich vor Tagen noch selbst gefragt wurde, ob der Schmu ihm ein Begriff sei, doch bevor er überhaupt antworten kann, spricht der perplexe Boss mich abermals mit jenem Namen an, unter dem die beiden, vor Tagen noch so mächtigen, aber nun hilflosen Mafiabosse mich jüngst kennengelernt haben.
Er redet wieder von dem guten alten Nick Fisher, ich falle ihm ins Wort, sage ihm, ich habe von Anfang an gesagt ich sei nicht Nick Fisher - er versteht nicht.

Wenigstens fängt er nun an, die richtigen Fragen zu stellen, er bittet mich, ihm zu sagen, wer zum Teufel denn dann dieser Nick Fisher sei?  
Ich beginne beiden zu erläutern, dass Nick Fisher die einfache Antwort auf eine schwierige Frage war: Wie komme ich an zwei Menschen heran, an die normalerweise kein Herankommen ist?
Ich erkläre ihnen im Detail meinen lang konstruierten, komplexen Plan, ich sehe tief in die Augen des Bosses, als ich ihm erkläre, dass die gezielte Tötung seines Sohnes Teil und Anfang des ganzen Unterfangens war, ich sehe in ihm etwas zerbrechen, als ihm klar wird, dass der eigens angeheuerte Killer Goodkat zum einen mit mir zusammengearbeitet hat und zum anderen, mich erst durch die Namenstäuschung überhaupt in sein Haus brachte. Ihm wird klar, dass er sich sein eigenes Grab geschaufelt hat.
Auch der sonst so philosophisch gesprächige, bis jetzt aber recht stille Rabbi beginnt nun zu begreifen, dass der Killer auch ihn getäuscht hat - ich konnte dank Goodkat bei beiden ein- und ausgehen, sie täuschen und benutzen ohne dass sie es auch nur im Ansatz merken. Ich legte beide mir nach und nach zurecht bis ich sie da hatte wo ich sie haben wollte.

Der Rabbi will nun doch etwas sagen, bietet mir nun sein Geld, als könnte irgendeine Summe dieser Welt mir geben, was dieser Moment mir gibt - sie verstehen immer noch nicht, wer ich bin, ich lächel ihm ins Gesicht.
Endlich stellt sein Pendant hinter ihm mit einem riesigen Fragezeichen in seinem Gesicht die entscheidende Frage ,,Wer verdammt sind Sie?" - er sieht es immer noch nicht, den Zusammenhang, die List..dummer, alter Mann.
Ich erzähle ihnen von jenem verhängnisvollen Pferderennen in Aqueduct, was meinen Eltern das Leben kosten sollte.
Ich erinnere mich an meinen ermordeten Vater, der damals im großen Stile mitwetten wollte, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen und diesbezüglich einen ach so todsicheren Tipp erhielt und natürlich verlor, an meine unschuldige Mutter, die ich an jenem Tag des Rennens das letzte Mal gesehen haben sollte - ermordet von zwei Gangstern, die sich gerade in der Stadt niedergelassen hatten und ein Exempel an möglichen Mitverdienern statuieren wollten, dem Boss und dem Rabbi.

Als beide sich daran erinnern, dass sie damals Goodkat anriefen, um mich zu töten, da niemand sonst ein Kind hätte töten wollen, verstehen sie endlich - Goodkat hatte mich damals nicht getötet, sondern verschont und der Tag meiner Rache war nun schließlich nach Jahren der Geduld gekommen - die Vergangenheit holt jeden irgendwann ein.
Beide starren mich nun an, der Boss brüllt mir entgegen, dass ich tot sei, dass es unmöglich sei und ich verliere kurz die Fassung, ich kann die Wut zügeln, gehe langsam die beiden Plastiktüten und das Klebeband holen und erkenne in ihren Gesichtern die Furcht, die Gewissheit, dass es keinen Ausweg aus dieser Situation mehr geben wird.
Ich frage sie, ob ihnen das Ganze bekannt vorkommt, da sie auf dieselbe Art und Weise meinen Vater damals töteten - beiden fehlen die Worte im Angesicht meiner perfekten Täuschung und dem eigenen nahen Ende.

Ich gehe mir nochmal durch die Haare, knie mich seitlich vor beide, damit sie mich besser sehen können und sage ihnen die letzten Worte, die sie je hören werden.
Dass sie alles ermordeten was ich je geliebt habe...dass ich auf sie scheiße!
Ich klebe beiden die Luftzufuhr ab und während der Rabbi sein Schicksal angenommen zu haben scheint, in seinen Augen fast das Verstehen abzulesen ist, dass er im Grunde den Tod verdient habe, kämpft der Boss noch einmal verzweifelt nach Luft ringend gegen sein Ableben an - erfolglos.

Ich betrachte gedankenverloren noch eine Weile die leblosen Körper vor mir.
Endlich sind sie für immer verstummt, endlich haben sie für ihre Verbrechen gezahlt, auch wenn mein Handeln meine Eltern nicht zurückbringt, fühle ich mich wie befreit, ich empfinde Gerechtigkeit.
Meine Gedanken schweifen ab zu der wartenden Lindsey am Flughafen, mir wird klar, dass mich ein Neuanfang erwartet, ein besseres Leben ohne das Leid und den Tod, die mich bis zu diesem Moment begleitet haben - ich schaue nach vorn.


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