Das andere Gesicht Venezuelas

16.04.2009 - 08:45 Uhr
El Sistema
Novapool Pictures
El Sistema
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Bewegender Dokumentarfilm über die Macht der Musik in einer Welt von Armut und Gewalt

Caracas ist eine der gefährlichsten Städte der Welt. Mehr als fünf Millionen Menschen leben in den Barrios, den illegalen Vorstadtsiedlungen der venezolanischen Hauptstadt, die Hälfte davon sind Kinder. Ihr Alltag ist geprägt von Armut, sozialer Ausgrenzung und Chancenlosigkeit, von Bandengewalt und Korruption. Um einen Ausweg aus diesem Teufelskreis von Armut und Gewalt zu bieten, begann der Ökonom, Politiker und Musiker José Antonio Abreu vor mehr als dreißig Jahren in Venezuela das “Sistema” zu errichten – ein Netzwerk von Kinder- und Jugendorchestern und Musikzentren.

Entstanden ist ein unglaubliches Sozialprojekt, welches mittlerweile die gesamte venezolanische Gesellschaft erfasst hat. Über 300.000 Kinder und Jugendliche spielen dank des Sistema derzeit ein Instrument, und es sollen weitere hinzu kommen. Der alternative Nobelpreisträger José Antonio Abreu gründete 1975 in Caracas das erste venezolanische Kinderorchester mit 12 Kindern aus den Barrios. Seither hat er im ganzen Land ein Netzwerk von Orchestern und Musikzentren aufgebaut, in denen überall auf dieselbe einmalige Art und Weise unterrichtet wird. Für Abreu ist ein Orchester in erster Linie eine Gemeinschaft, in der die Kinder lernen, aufeinander zu hören und einander zu respektieren. Der Sinn der Arbeit ist somit die Integration der Kinder in ein soziales Gefüge, in dem jeder Einzelne Verantwortung übernimmt und zu einem gemeinsamen Ergebnis beiträgt.

In ihrem Dokumentarfilm El Sistema erzählen die Regisseure Paul Smaczny und Maria Stodtmeier die Erfolgsgeschichte des Netzwerkes aus der Sicht der Schüler, Lehrer und Eltern. Er fängt das alltägliche Leben der Kinder ein und vermittelt die Leidenschaft und Freude beim gemeinsamen Musizieren. Die Kinder selbst sprechen voller Stolz und Selbstbewusstsein von ihrem Instrument, von erlernter Disziplin, neuen Freundschaften und ihren Zukunftsplänen. Der phänomenale Erfolg von Gustavo Dudamel dient ihnen als Vorbild. Der Dirigent, selbst im “Sistema” groß geworden, feiert heute unter anderem als Chefdirigent des Simón Bolívar Jugendorchesters weltweit Erfolge. Andere Sistema-Schüler fanden ebenfalls ihren Platz im europäischen Orchestern.

Luitgard Koch von programmkino.de sieht “die emotional bewegende Regiearbeit in bester Tradition mit der preisgekrönten Dokumentation Rhythm is it! von Thomas Grube und Enrique Sánchez Lansch. Doch während das Education-Projekt der Berliner Philharmoniker mit Sir Simon Rattle für die Berliner Jugendlichen eine einmalige Ausnahmesituation darstellte, wirkt El Sistema unermüdlich weiter.”

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