Crowdfunding-Kampagnen beim Film - Fluch oder Segen?

13.03.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Crowdfunding-Aufruf für Veronica Mars bei Kickstarter.com
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Crowdfunding-Aufruf für Veronica Mars bei Kickstarter.com
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Dieser Tage kommt Veronica Mars in die deutschen Kinos. Diesen Film verdanken wir einer legendären Crowdfunding-Aktion auf Kickstarter, die innerhalb weniger Stunden über 2 Millionen Dollar einbrachte. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Es war ein mehrfacher Rekord: Innerhalb von nur sechs Stunden hatte die Crowdfunding-Kampagne für den Film Veronica Mars das selbst gestecktes Ziel von zwei Millionen gespendeten Dollar erreicht. Dementsprechend können wir uns jetzt darüber freuen und Veronica Mars auch ab dieser Woche im Kino bewundern. Generell ermöglichen Plattformen wie Kickstarter oder VisionBakery Projekte, die sonst aus monetären Gründen nicht möglich gewesen wären. So lautet zumindest die eigentliche, ursprüngliche Idee dahinter, womit wir auch schon bei des Pudels Kern angelangt wären. Die Vergangenheit brachte uns nämlich ebenso einige Crowdfunding-Projekte, an denen sich die Geister scheiden. Unklar bleibt, welches Projekt wirklich auf die Hilfe der Fans angewiesen ist beziehungsweise war und welches Projekt auch so mühelos hätte finanziert werden können. Werden die Crowdfunding-Plattformen also von raffgierigen Geizhälsen missbraucht, um uns die letzten hart verdienten Groschen aus den Rippen zu leiern? Wir haben uns ein paar Gedanken über die Vor- und Nachteile der Finanzierung von Kickstarter und Konsorten gemacht.

Wie funktionieren Crowdfunding-Plattformen?
Mal angenommen, es existiert die Idee für einen Film. Dummerweise existieren für diese Idee aber keine Geldgeber. Der Mensch mit der Idee ist jedoch dermaßen von seinem Projekt überzeugt, dass er glaubt, auch andere fänden diese Idee super. Also stellt er sein Projekt vor, erklärt, worum es geht und bittet um finanzielle Unterstützung dafür. Dann legt er das anvisierte Ziel und den Zeitraum fest, in dem es erreicht werden soll. Dann müssen nur noch genug Menschen Interesse zeigen und ein paar Pesos springen lassen. Als Gegenleistung bekommen alle Unterstützer ein Dankeschön, zum Beispiel eine Namensnennung auf der Website des Projekts, eine DVD mit dem fertigen Film oder ein Meet & Greet mit den Drahtziehern. Diese Gegenleistungen oder Prämien sind danach gestaffelt, wie viel Geld die Unterstützer beisteuern. An sich ist diese Schwarm-Finanzierung also ein sehr schöner Gedanke: Was wir alleine nicht schaffen, schaffen wir dann zusammen (no Xavier Naidoo)!

Die Schokoladenseite
Über Crowdfunding wurden bereits geniale Projekte verwirklicht, auch abseits des Films. Beispielsweise kann Chris Roberts dank der legendären Unterstützung seiner Fans das Computerspiel Star Citizen auf die Beine stellen. Ohne Unterstützer wäre das ambitionierte Projekt wohl nie zustande gekommen. Diese Art der Finanzierung stellt eine recht revolutionäre Herangehensweise dar. Wenn viele wenig geben, kommt am Schluss doch eine ganze Menge heraus. Das Ganze ist eben immer mehr als die Summe seiner Teile. Außerdem lässt sich so sehr schön herausfinden, wie viel Bedarf oder Interesse an einem bestimmten Projekt besteht.

Mehr: Enttäuschten Fans wird Kickstarter vorgeschlagen

So kann es nicht nur finanziert werden, sondern die Macher wissen auch, dass sie dabei mentale, quasi seelisch-moralische Rückendeckung haben. Sie wollen nicht nur, sie sollen auch. Es gibt wohl kaum eine befriedigendere Erkenntnis. Die Menschen glauben an das Projekt, an die Macher und vor allem auch an sich selbst. Dieses Gefühl, gemeinsam etwas zu bewegen, zu ermöglichen und dazu zu gehören, macht aus einer simplen Spende eine fast schon spirituelle Gruppen-Erfahrung. Unterfüttert wird diese Atmosphäre durch die exklusiven Dankeschön-Stufen. Clever gewählt, binden die Crowdfunder ihre Unterstützer so noch stärker an sich und das jeweilige Projekt.

Zusätzlich besteht durch Kickstarter und Co. die Möglichkeit, den großen Studios, Firmen sowie generell der ganzen Obrigkeit ein Schnippchen zu schlagen. Ihr wollt das nicht finanzieren? Seht her, wir brauchen euch gar nicht, wir können das alleine! Seht her, wie viele wir sind! Ärgert ihr euch, weil ihr jetzt bemerkt, wie groß das Interesse an dem von euch abgelehnten Stoff ist? Hoffentlich! Tja, hättet ihr mal auf den Ideengeber gehört. Selber schuld, jetzt ist es zu spät. So oder so ähnlich kann die Gefühlslage mancher Unterstützer sicherlich umrissen werden. Diese Do-it-yourself-Mentalität beflügelt das Crowdfunding-Geschäft und begeistert Millionen. Ob dadurch allerdings eine neue Ära der Finanzierung anbricht und herkömmliche Wege komplett obsolet werden, darf bezweifelt werden. Bislang kommt es uns jedenfalls noch nicht so vor.

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