Brutale Gewaltexzesse bei Takeshi Kitano stossen auf Kritik

18.05.2010 - 09:20 Uhr
Takeshi Kitano
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Der Japaner Takeshi Kitano ist ein gern gesehener Gast auf den Filmfestivals. Besonders seine Yakuza-Filme haben eine weltweite Fangemeinde. Outrage feierte jetzt Premiere in Cannes und wurde für manchen Kritiker zum ersten Ärgernis im Wettbewerb.

Takeshi Kitano ist berühmt berüchtigt für seine japanische Gangsterdramen. Hier wird nichts beschönigt und geht zur Sache, so auch in seinem neuen Film Outrage, der im Internationalen Wettbewerb beim Festival Cannes aufgeführt wurde. Der Inhalt von Outrage ist schnell erzählt: Mr. Chairman, einer der obersten Yakuza-Boss, verlangt von einem seiner Untergebenen einen Treuebeweis. Das ist eine Provokation, die eine Kette von Gewaltexzessen auslöst. Besonders die Inszenierung von in dem Film fand nicht überall positive Aufnahme. Regelrechte Warnungen wurden ausgesprochen: Wer Angst vor dem Zahnarzt habe, sollte sich Outrage lieber sparen.

Für Anke Westphal von der Berliner Zeitung ist Outrage das erste wirkliche und große Ärgernis im Wettbewerb von Cannes. Regisseur Takeshi Kitano dehnt die Grenzen der Gewaltdarstellung bis ins Untolerierbare. “Abgesehen von zwei in Großaufnahme abgeschnittenen Fingern werden wir keine weiteren Beispiele bringen für die extreme Gewalt, die in diesem Film mit unbestreitbar großer Kunst inszeniert wird. Jede Folter, jeder sadistische Mord ist in die Geschichte des Machtkampfs unter den Gangstern integriert und folgt der Logik der jeweiligen Situation. Und dennoch ist es falsch, das alles rein affirmativ zu zeigen.”

Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel sah das unbarmherzigste Porträt einer kriminellen Gesellschaft, die sich in nicht endenden Clan-Kämpfen selbst vernichtet. “Outrage ist schrecklich, und schrecklich konsequent. Takeshi Kitano verzichtet nahezu auf eine Geschichte und hält sich nur an Riten und Struktur. Doch anders als bei Johnnie To, der seine seriellen Patronen-Ballette in Zeitlupe feiert, macht hier nichts Spaß. … Zwischen all den Faustschlägen, Fußtritten und Schießereien funkelt in diesem – kinematografisch brillanten – Exerzitium nur ein Sinn auf: die Fundamental-Anklage gegen Takeshi Kitanos Heimat Japan.”

Laut Dominik Kamalzadeh vom Standard scheint es dem japanischen Regisseur mehr denn je “um die Funktionalität des Genres zu gehen, um ein schon fast musikalisches Spiel des Tötens in blau-metallenen Interieurs, das mit großer Eleganz zelebriert wird … Die eruptive Qualität dieses Terrors ist allerdings kein Selbstzweck, sondern die direkte Folge eines außer Rand und Band laufenden Systems, in dem selbst der Ehrbegriff nichts mehr gilt. Der Nihilismus, der aus diesen zu Comic-Figuren mutierten Gangstern spricht, hätte vielleicht eine Dosis weniger Humor vertragen können.”

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