Walter White (Bryan Cranston) ist eine einzigartige Serienfigur. Seine Entwicklung vom spießigen Chemielehrer zum skrupellosen Drogenboss in Breaking Bad ist so komplex und brillant erzählt, so kunstvoll schlendernd zwischen Familienvater in Unterhose und eiskaltem Killer, dass Fans die immense Tiefe der Figur noch immer zu ergründen suchen.
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Wer genau hinsieht, entdeckt dabei, dass die Hauptfigur der vielleicht besten Serie der Welt im Grund noch viel abgründiger ist als zunächst angenommen. Die Hinweise finden sich in der Art, wie Walt mit seinen Opfern umgeht – was ihn als Figur gleichzeitig trauriger und verstörender macht.
3 Breaking Bad-Szenen machen Walter Whites Perversion besonders deutlich
White aka Heisenberg hat im Verlauf der Thriller-Serie eine stattliche Liste von etwa 200 Menschen auf dem Gewissen, wenn man auch die von ihm verschuldeten Unfälle mitzählt. Doch auch mit voller Absicht hat der ehemals zurückhaltende Pädagoge viele Menschen erdrosselt, erschossen, überfahren oder in die Luft gesprengt. Bei manchen seiner Opfer zeigt er danach einen ganz besonderen Manierismus, der einigen Fans womöglich bisher entgangen ist, wie Screen Rant aufschlüsselt. Wir erklären euch die Szenen, die Walt noch mehr Charaktertiefe verleihen.
1. Breaking Bad-Beweis: Walter erwürgt Krazy-8 mit einem Fahrradschloss
Das erste Beispiel dafür zeigt sich gleich in Breaking Bad Staffel 1. Dort haben Walter und Partner Jesse (Aaron Paul) den Dealer Krazy-8 (Max Arciniega) zu ihrem Schutz in einem Keller eingesperrt. Als er sich mithilfe einer Scherbe befreien will, erwürgt ihn Walter kurzerhand mit einem Schloss.
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Interessant ist allerdings, was danach geschieht: Krazy-8 hatte von seinen Kidnappern verlangt, bei den für ihn vorbereiteten Sandwiches die Ränder abzuschneiden. Lange nach dessen Tod wird in Staffel 3 beiläufig gezeigt, wie Walter diese Eigenart für sich selbst übernommen zu haben scheint, als er sich selbst Brote schmiert.
2. Breaking Bad-Beweis: Gus Fring wird von Walter in die Luft gesprengt
Dass das Ganze nicht einfach nur ein dramaturgischer Zufall ist, stellt sich in einer deutlich dramatischeren Eskalation in Staffel 4 heraus. Wenn Walter White der beste Charakter der Serie ist, tummelt sich Gustavo Fring (Giancarlo Esposito) zumindest unter den ersten fünf. Der eiskalte Drogenhändler mit der lupenreinen Fassade arbeitet zunächst mit Walter und Jesse zusammen, bedroht dann jedoch immer mehr ihr Geschäft und Leben.
Zumindest, bis Walter ihn mithilfe einer Bombe in die Luft sprengt, die an den Rollstuhl des stummen Hector Salamanca (Mark Margolis) angebracht ist. Auch hier zeigt sich schnell, dass Walter bestimmte Teile seiner Opfer in sich aufzusaugen scheint.
In Staffel 5 zeigt sich etwa, dass er einen alten Volvo fährt – ein ähnliches Auto wie das des brutal hingerichteten Fring. Zuvor wurde Walter bereits durch seinen Schwager und Vollblutpolizisten Hank (Dean Norris) aufgeklärt, dass solche Autos ideal seien, um in der Öffentlichkeit möglichst unauffällig zu wirken. Generell versucht Walt im Anschluss in Konfrontationen auf den ersten Blick ähnlich harmlos zu wirken wie Gus. Er eignet sich hier also die Tarnstrategie seines Ex-Konkurrenten an.
3. Breaking Bad-Beweis: Walter erschießt seinen Partner Mike
Ähnlich beliebt wie Hähnchenliebhaber Gus Fring ist unter Fans auch dessen rechte Hand Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks), ein korrupter Ex-Cop und besonders harter Hund. Nachdem er zunächst mit Walter zusammengearbeitet hat, stellt er sich schließlich gegen ihn und verlässt das Drogengeschäft. In einer besonders aufreibenden Szene in Breaking Bad Staffel 5 wird Mike schließlich von Walter erschossen – und zwar nur aufgrund von dessen eigener Unsicherheit.
Von Mike übernimmt er nicht etwa eine Strategie, sondern viel Trivialeres: die Art, wie er seinen Whiskey trinkt. Mike trinkt sie am liebsten mit Eis, was Walt nach dessen Tod kopiert. Zuvor hatte er das Getränk pur getrunken. Außerdem orientiert sich der ehemalige Chemielehrer an ikonischen Aussprüchen von Mike und übernimmt sie in seinen eigenen Wortschatz.
Die Breaking Bad-Szenen offenbaren, was in Walter Whites Psyche wirklich passiert
Das besondere an Walter White als eine der besten Serienfiguren aller Zeiten ist seine Ambivalenz: Bemitleidet ihn der Zuschauer im einen Moment zutiefst, will man ihn in anderen Momenten einen schlimmen Tod sterben sehen. Wut und Trauer, Arroganz und Schuldbewusstsein stehen in Cranstons Charakter gleichwertig nebeneinander. Die Szenen mit den kopierten Manierismen seiner Opfer setzen genau dort an.
Sie zeigen in ganz neuem Licht, welchen perversen und gleichzeitig erbärmlichen Vampirismus Walter mit seiner Umwelt betreibt. Einerseits saugt er seine ehemaligen Geschäftspartner auf der Suche nach erfolgreichen Strategien aus, andererseits findet sich in seiner Mimikry auch ein Ausdruck großer Reue.
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Ein Andenken an eine Figur nämlich, deren Tod er eigentlich gerne vermieden hätte, aber dennoch verschuldet hat. Und damit ein Denkmal an den Verlust seiner Unschuld, die ihm – wie bei Mike – manchmal auf völlig idiotische Weise abhanden gekommen ist.
Walters gestohlene Eigenheiten liegen irgendwo zwischen der Pathologie eines Serienkillers, der Teile seiner Opfer als Andenken behält, und dem unschuldigen Chemielehrer, der über seine eigenen Taten erschrickt. Es gibt kaum eine Serie, die derart extreme Pole in einer Figur zu vereinen vermag. Vor allem nicht schon in derart kleinen Details.
Wie findet ihr Walter Whites Verhalten?