Mit "Beule – Zerlegt die Welt" liefert Janek Rieke ein Werk, das gekonnt zwischen Komödie und Dramakomödie balanciert und den Zuschauer mitten in die turbulenten Höhen und Tiefen einer modernen Beziehung versetzt. Rieke, der nicht nur Regie führt, sondern auch die Hauptrolle des Olli (Spitzname: Beule) übernimmt, erzählt eine Geschichte über Liebe, Verantwortung, Eifersucht und die absurden Momente des Alltags, die man so schnell nicht vergisst. Gleich zu Beginn bekommt man einen lebendigen Einblick in das Leben von Olli und Anja (Julia Hartmann). Das Paar ist glücklich miteinander, auch wenn der Alltag in ihrer maroden Bootswerkstatt seine Herausforderungen bereithält. Ein bunter Freundeskreis, bestehend aus Kalle, Sören und Henning, sorgt immer wieder für humorvolle Impulse, während Frau Millewski, die Paartherapeutin, die Konflikte der Figuren aufgreift und mit einer Mischung aus Professionalität und skurrilem Witz neue Perspektiven eröffnet.
Als Olli auf eine Schiffsfahrt geht, um dem Stress der Werkstatt zu entkommen, wird Anja zunehmend unsicher und wünscht sich ein Kind. Nach Ollis Rückkehr kommt es zu einer intensiven Diskussion über den Kinderwunsch, und Anja wird überraschend schnell schwanger, obwohl Olli zunächst skeptisch ist. Mit der Schwangerschaft verschieben sich die Rollen: Anja wird anhänglicher, während Olli mit seinen eigenen Unsicherheiten kämpft. In dieser Phase begegnet Olli Mia, einer Tankstellenangestellten, mit der er eine kurze Affäre beginnt. Die eskalierenden Konflikte zwischen Olli, Anja, Mia und schließlich auch Richard, Ollis Bruder, entwickeln ein komplexes Netz aus Beziehungen, das den Zuschauer emotional fesselt. Immer wieder sorgt der Film mit überraschenden Wendungen dafür, dass die Geschichte sich von einer zunächst leichten Beziehungskomödie zu einer vielschichtigen, tiefgründigen Dramakomödie entwickelt, in der Liebe, Eifersucht und Verantwortung unerwartete Herausforderungen bereithält.
"Beule – Zerlegt die Welt" besticht durch seinen nordischen Humor, der subtil und teils makaber ist, ohne jemals billig zu wirken. Janek Rieke hält die Balance zwischen ernsten und humorvollen Momenten souverän, sodass selbst derberer Humor, etwa wenn Olli Zigarettenautomaten zerstört, glaubwürdig bleibt und die Figuren lebendig wirken lässt. Max Giermann gelingt es, Richard so zu verkörpern, dass tragische Szenen durch feine Komik aufgelockert werden und das Zusammenspiel zwischen Drama und Unterhaltung stimmig bleibt.
Die Kameraführung ist präzise und stilvoll. Dezente Slow-Motion Effekte unterstreichen emotionale Höhepunkte, etwa wenn Olli zwischen den Frauen hin- und hergerissen ist oder in kritischen Eskalationen. Die gelegentliche Durchbrechung der vierten Wand schafft Nähe zum Publikum und lässt den Zuschauer Teil der Geschichte werden. Auch der Soundtrack ist geschickt eingesetzt: dezent, aber stimmig, verstärkt er die jeweiligen Stimmungen, ohne aufdringlich zu wirken.
Trotz schwieriger Themen wie Untreue, Eifersucht und familiären Konflikten verliert der Film nie seine Authentizität. Die Charaktere wirken vielschichtig und glaubwürdig. Die Handlung entwickelt sich temporeich, die Mischung aus Humor und ernsten Momenten sorgt für ein rundes Kinoerlebnis, das emotional packt und gleichzeitig unterhält. Die eskalierenden Konflikte und unerwarteten Entwicklungen treiben die Geschichte zu einem emotionalen Höhepunkt, der die Reise der Figuren abrundet und die humorvolle Grundstimmung des Films bewahrt. Manchmal ist die Vielzahl an Wendungen so dicht, dass man kurz aufpassen muss, um alles nachzuvollziehen, doch gerade diese Komplexität macht den Film spannend und unvorhersehbar.
"Beule – Zerlegt die Welt" zeigt eindrucksvoll, dass selbst nach dramatischen Entwicklungen Liebe, Humor und Hoffnung bestehen bleiben können. Er verbindet Unterhaltung mit emotionaler Tiefe, subtilen Lacherfolgen und stilistisch anspruchsvoller Bildsprache. Der Film richtet sich an ein Publikum, das mehr sucht als oberflächliche Komik.
Kurzfazit: "Beule – Zerlegt die Welt" ist eine gekonnt ausbalancierte Dramakomödie, die mit nordischem Humor, präziser Kameraarbeit und überraschenden Wendungen überzeugt, temporeich bleibt und ein Kinopublikum begeistert, das sowohl lachen als auch fühlen möchte.
Kinostart ist am 11. September 2025.