Es heißt, die Sizilianer lieben das Drama. In jeder Unterhaltung, jedem Streit auf der Straße, im Supermarkt, in der Trattoria oder der Bar würde auch immer etwas künstlich Exaltiertes und Übertriebenes stecken. Vielleicht interpretieren Sizilianer die Elemente des Alltags aber auch einfach etwas dramatischer, leidenschaftlicher und aufregender. Das Familien-Epos Baarìa betreibt Kulturforschung, geht dem impulsiven süditalienischen Lebensstil auf den Grund und bildet dafür drei Generationen einer italienischen Sippe ab. Aus den 1920ern reisen wir mit einer Familie bis in die 1980er.
Regisseur und Drehbuchautor Giuseppe Tornatore wuchs selbst in Sizilien auf und lehnte die Geschichte in Baarìa an sein eigenes Leben an. Gedreht wurde deshalb größtenteils in der Stadt Bagheria in der Provinz Palermo. Der Titel Baarìa entstammt dem sizilianischen Dialekt, den auch die Protagonisten sprechen. Der Zuschauer sieht die Stadt durch die Augen von Peppino (Francesco Scianna), den Sohn des Schafhirten Cicco, der in Baarìa lebt, wo er stets mit sozialer Ungerechtigkeit konfrontiert wird. Der ehrgeizige Peppino widmet sich infolgedessen der kommunistischen Weltanschauung, eckt damit allerdings regelmäßig an. In Mannina (Margareth Madè) findet er seine große Liebe und jemanden, der bereit ist, mit ihm für seine Träume zu kämpfen. Die Erzählung setzt bei Peppinos Vater Cicco ein, folgt zwischenzeitlich Peppino und schlägt schließlich einen Bogen bis zu dessen Sohn Pietro.
Die Jugend der drei Männer ist dabei jeweils geprägt von verschiedenen politischen Umständen: Faschismus, Zweiter Weltkrieg, Kommunismus sowie den politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen und Spannungen im Italien der Nachkriegszeit. Die sizilianische Mafia darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Baarìa wurde für den Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig 2010 nominiert und war im selben Jahr im Rennen um den Golden Globe in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film.
Was? Baarìa
Wann? 22:45 Uhr
Wo? rbb