April in your Ass - The Hoff, Arnie & Grillhähnchen

05.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
April, April - Hasselhoff, Arnie & Grillhähnchen
moviepilot
April, April - Hasselhoff, Arnie & Grillhähnchen
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Erneut entfesselten die Medien einen Sturm hirnrissiger Aprilscherze, um uns an der Nase herum zu führen. Selten witzig, noch seltener einfallsreich. Zumindest brach moviepilot mit einer alten “Tradition” und ließ Christopher Nolan dort, wo er hingehört.

Und wieder einmal brach er über die Menschheit herein. Die Geißel der modernen Gesellschaft. Die Pein der Gerechten: Der alljährliche 1. Aprilwahnsinn. Ach, was haben wir auch dieses Jahr wieder gelacht als David Hasselhoff, Lindsay Lohan, Will Ferrell, Arnold Schwarzenegger, Netflix-Grillhähnchen oder Catfurnados (fragt nicht…) als Projektile missbraucht, direkt in unseren Verstand und Nerven gejagt wurden.

Auch moviepilot gab sich wie jedes Jahr der Schadenfreude hin, aber ausnahmsweise ohne den seit 2011 zum stillen Running Gag ausgearteten Christopher Nolan Buschklopfer (2011 hieß es “Christopher Nolan schmeisst Batman hin”, 2012 “Christopher Nolan holt den Joker zurück”, 2013 schließlich “Christopher Nolan dreht neuen James Bond-Film”), sondern bewies im Gegensatz zu anderen Mitkonkurrenten mit einer gefakten Meldung über ein Harry Potter Spin-off Verstand und Feingefühl. Natürlich kein Vergleich mit der legendären Dreiarmnazis-Schlagzeile von 2010, aber immerhin.

Ein Aufreger der Woche über eine Tradition der Medien, die durch lustlose, peinliche und witzlose Gezwungenheit längst den Charme von einst verloren hat. Eine Kunstform, die es einst genoss, uns hinters Licht zu führen und wir es nur zu gerne zuließen. Heutzutage jedoch durch Masse und Dilettantismus sich zu oft über den Leser lustig macht.

Von Spaghettibäumen und Katzenbergen
Schlechte Aprilscherze sind nicht erst seit dem Internetzeitalter zu einer echten Plage der Menschheit ausgeartet. Auch früher zielten die Medien auf unsere Unwissenheit, Naivität oder manchmal auch Dummheit ab. Der erste Aprilscherz, der im großen Stil über das Fernsehen gesendet wurde und von einer beachtlich großen Menge an Zuschauern geschluckt wurde, stammt von der BBC, die am 1. April 1957 in einer renommierten TV-Sendung über den Beginn der Schweizer “Spaghetti-Ernte” berichtete. In einem Bericht wurde eine Familie bei der alljährlichen Pasta-Ernte gezeigt. Spaghetti wurden vorsichtig gepflückt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Hunderte von Zuschauern glaubten, was sie sahen und fragten telefonisch bei der BBC nach, wo sie denn solch Spaghetti-Büsche kaufen können? Zur Verteidigung: Spaghetti galten 1957 für viele noch als exotische Speise und entsprechend gering waren die Kenntnisse über die Herkunft der italienischen Nationalspeise. Als der Spaß aufgedeckt wurde, waren die Briten aber nicht besonders “amused”, die die Seriosität des Programms in Frage gestellt sahen.

Dieses Jahr war es auf Filmmagazinen ein Trauerspiel. DVD-Forum.at rief Jerry Bruckheimer als Fifty Shades of Grey Trittbrettfahrer aus, der mit Mel Gibson zwei der erotischen Buchklassiker von Marquis de Sades als Zeichentrickfilm verfilmen wollte. Ähm, ja. Unsere lieben Kollegen von Filmstarts berichteten, Elyas M’Barek sei zum Cast von Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht gestoßen. T-Online verkündete hingegen Daniela Katzenberger als die neue Tatort Kommissarin von Ludwigshafen. Eine Ermittlerin mit “Herz, Hirn und Hupen”. Anchorman 2 – Die Legende kehrt zurück wurde ein No Joke-Cut hinzugedichtet und mit Catfurnado wurde noch ein gefakter Sharknado – Genug gesagt! Spoof angekündigt.

Fly, you april fools!
Wo Schatten fallen, existiert aber auch Licht, zumindest ein leichtes Aufflackern. Die Scherzbolde von Netflix machten Werbung für eine neue Eigenproduktion. Rotisserie Chicken, ein Film, der ein Grillhähnchen dabei zeigt, wie es 70 Minuten lang im Ofen rotiert. Der VOD-Dienstleister beschreibt sein Meisterwerk als Film “in der Tradition von Der seltsame Fall des Benjamin Button” und erzielte in kürzester Zeit hunderte von Views und immerhin eine Bewertung von drei Sternen. Google präsentierte für G+ das Tool “Auto Awesome”, eine automatisierte Photobomb-Funktion, die in hochgeladene Fotos automatisch Fratzen von Stars wie David Hasselhoff hinzufügt. Awesome! Und auf Google Maps winkte dem Finder von 150 versteckten Pokémons einen Job bei dem Suchmaschinenkonzern. Hulu verriet dagegen, an In the Kitchen with Hannibal, einer Kochsendung mit Hannibal Lecter alias Mads Mikkelsen zu arbeiten. Motto: Speisen, für die man sterben könnte.

Und dann gibt es noch die Meldungen, die trotz aller Hoffnung sich leider nicht als Aprilscherze zu erkennen geben wollten. David S. Goyer, der Antichrist jeglichen halbwegs vernünftigen Storytellings, möchte einen neuen Green Lantern Film schreiben (wobei Minus mal Minus bekanntlich Plus ergibt, vielleicht sollten wir dem Herrn Goyer doch die Chance geben?). Der neue Plattnasen-Look der Turtles ist leider auch mehr als ernst gemeint von den Machern und dass ein Filmchen wie Die Eiskönigin – Völlig unverfroren Filme wie Der König der Löwen und Toy Story 3 überflügelt und damit der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten wird, sollte auch lieber im Witze-, als im Guinness Buch stehen. Aber wer bin ich schon.

Zwei Seiten einer moviepilot-Medaille
Eines muss ich dem diesjährigen moviepilot-Aprilscherz lassen. Die Ankündigung um eine Tom Riddle-Serie von Warner und HBO schaffte es, Lüge und Wahrheit zu verbinden, unaffektiert und glaubwürdig. Selbst ich fiel der Täuschung zum Opfer. Was aber bei einem halbautistischen Naivchen wie mir keine ausserordentliche Leistung darstellt. Der eigentliche Ritterschlag kam von einer ganz anderen Seite, nämlich der lieben Konkurrenz. Die Kollegen der Cinefacts nahmen die Scheinnews ebenfalls für bare Münze und setzten sie auf die eigene Seite, wo sie unkommentiert noch heute steht.

Apropos Moviepilot, über den “James Cameron holt Arnold Schwarzenegger als Na’vi König nach Pandora”-Ulk der Kollegen von moviepilot.com konnte der Leser auch geteilter Meinung sein. Es ist die Sorte von Trash-News, die einem so offensichtlich und ungeniert einen (blauen) Bären aufbindet, dass es zum Trotz wieder sympathisch wirkt. Der Text lässt sich gut überfliegen, denn das Bild schreit es dem Leser regelrecht entgegen: Wir wissen, dass du es weißt, aber hey, spiele einfach mit. Selbst ein blaustichiger, halbnackter und verstörend behaarter Arnie ist noch 1000. Mal besser als auch nur ein einziges Wort von einem weiteren Aprilscherz mit Chris “Fu*king” Nolan.

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