Die neue Anime-Saison ist in vollem Gange, die meisten Shows haben ihre Premiere hinter sich gebracht und als Zuschauer lässt sich schon ungefähr einschätzen, welche Serien sich in den nächsten drei Monaten lohnen. Die Zeit zwischen neuen Folgen bietet uns Gelegenheit, noch ein paar Shows der letzten Saison nachzuholen, weshalb ich in zwei Artikeln insgesamt zehn Serien daraus kurz vorstelle. Beginnen wir also gleich mit der ersten Hälfte, die zweite folgt nächste Woche.
The Ancient Magus' Bride
The Ancient Magus' Bride war mein persönliches Highlight der letzten Saison und einer meiner Favoriten des vergangenen Jahres. Ein phänomenaler Soundtrack, eine wunderschön gestaltete Welt und eine ansprechende Verarbeitung keltischer Mythologie, in der Magie nicht einfach existiert, sondern ausführlich auf die Gebräuche und Hintergründe eingegangen wird, die damit zusammenhängen. Inmitten all dessen entspinnt sich eine Romanze mit einem fragwürdigen Startpunkt, die sich aber dennoch gefühlvoll im Laufe der Serie weiter entwickelt. Da stimmt es froh, dass The Ancient Magus' Bride diese Saison noch weiter laufen wird.
The Ancient Magus' Bride auf Crunchyroll
Juni Taisen: Zodiac War
Death-Game-Animes tendieren meist dazu, eher leichte Kost zu sein, und Juni Taisen: Zodiac War bildet da keine Ausnahme. Der Anime bietet einfach grundsolide Unterhaltung, mit einem sympathischen Cast, sehr guten Charakter-Designs und einer kreativen Anwendung der verschiedenen Fähigkeiten. Der Mittelteil hat einige heftige Probleme mit dem Pacing und das CGI in den späteren Folgen ist sehr gewöhnungsbedürftig. Doch davon abgesehen ist Juni Taisen ein spaßiger Action-Anime, der selbst mit einem Cast aus Mördern und anderen Verbrechern auf moralischer Ebene anständiger wirkte als der nächste Titel.
Juni Taisen: Zodiac War auf Crunchyroll
A Sister's All You Need.
Ich weiß nicht, wo dieser immer wieder auftretende Schwesternkomplex im Anime herkommt oder wie er sich so verbreitet hat, und meinem eigenen geistigen Wohle zugunsten habe ich mich dafür entschieden, das niemals herauszufinden. A Sister's All You Need. scheint eine mögliche Ursache dafür mit seinem Hauptcharakter zu erläutern, einem Light-Novel-Autor ohne kleine Schwester, aber dafür mit einer lebhaften Fantasie dafür, was er mit einer anstellen würde.
A Sister's All You Need. ist absoluter Schund. Das klingt vielleicht beleidigend, aber dessen ist sich die Serie seit ihrer grotesken Eröffnungsszene bewusst, und ich respektiere das. Dazu kommt oft sehr flacher und unangenehmer Humor, ein Love Interest, das nur zum Zwecke des Merchandise-Verkaufs gestaltet zu sein scheint, sowie ein Hauptcharakter, der aus genau einem Gag besteht.
Dennoch zündet die Situationskomik häufiger, als sie dies nicht tut, und ausgerechnet die ernsteren Momente haben gut funktioniert. Das Leben eines Künstlers wirkt gut getroffen, mit einigen interessanten, wenn auch ohne Fragen überzogenen, Einblicken in die Profession.
A Sister's All Your Need. auf Crunchyroll
Anime-Gataris
Anime-Gataris dreht sich ebenfalls um die Industrie aus Manga, Anime und Light Novels, diesmal aber aus Sicht der Fans und auf eine sehr einzigartige Weise. Zu beschreiben, wie sich sein Plot weiterentwickelt, würde zuviel vorwegnehmen, aber selbst mit einem vage gehaltenen Urteil ist Anime-Gataris ein unterhaltsamer und witziger Liebesbrief an das Fan-Sein, Kunst, die uns zusammenbringt, und die vielen berührenden und manchmal auch wahnsinnig dummen Momente, die Anime ausmachen. Und selbst mit etwas oberflächlich gestalteten Charakteren bietet Anime-Gataris über die Art, wie es seine Figuren verbaut, eine Menge mehr Charme und Originalität als der letzte Titel für heute.
Anime-Gataris auf Crunchyroll (wegen regionaler Einschränkungen leider nur über Proxy verfügbar)
Black Clover
Ich habe in meinem Leben zugegebenermaßen eher wenige wirklich miese Animes gesehen. Dafür ist mir die Zeit, die sie in Anspruch nehmen würden, einfach zu schade. Zwischendurch gab es jedoch den einen oder anderen Titel, der auf eine bemerkenswerte Weise scheitert, und eine Kluft zwischen Ambition und Ergebnis lässt, die ihn zu einer Art spirituellem Erlebnis machen. Leider fehlt diese Ambition Black Clover, einem der schlimmsten Animes, die ich bisher zu Gesicht bekam.
Fast alles in Black Clover wirkt wie mit einer Schablone geschrieben. Nimm die Standard- Shōnen-Struktur, setze an einige Stellen das Wort "Magier" ein und du hättest eine völlig belanglose Serie, die sich mit dem Ende der Ausstrahlung selbst aus dem allgemeinen Gedächtnis verbannt. Wäre da nicht der vielleicht schlimmste Hauptcharakter der Welt.
Es ist nicht im geringsten übertrieben, dass jeder langgezogene Schrei aus dem Mund der Hauptfigur mich zusammenzucken ließ. Eine furchtbare Charaktereigenschaft, die genau die richtige Frequenz trifft, um physische Schmerzen zu verursachen. Asta ist die logische und bedauernswerte Schlussfolgerung des typischen übereifrigen Shōnen-Protagonisten, eine Extremform jedes Negativ-Klischees ohne eine Bemühung, etwas Neues mit den Tropen anzustellen. Black Clover erreicht in seinen besten Momenten das Mittelmaß, und meine morbide Neugier reicht bei weitem nicht dazu, die Serie noch über ihre nächsten drei Saisons mitzuverfolgen.
Damit sind wir wieder einmal am Ende des ersten Teils angekommen. Teil 2 folgt in der nächsten Woche um die gleiche Zeit.
Welche waren eure liebsten Animes der letzten Saison?