Vor ihrer Reise zu den Filmfestspielen in Cannes stand bei US-Schauspielerin Angelina Jolie noch etwas wirklich Wichtiges im Terminkalender. In Den Haag hat sie am Dienstag an einer Anhörung im Kriegsverbrecherprozess gegen den ehemaligen kongolesischen Milizenchef Thomas Lubanga teilgenommen. Dem wird vor dem internationalen Strafgerichtshof (IStGH) vorgeworfen, er habe in den Jahren 2002 und 2003 Kinder als Soldaten für sich kämpfen lassen. Außerdem soll er sie zum Töten, Plündern und Vergewaltigen gezwungen haben. Im zweiten Kongokrieg tötete während der Belagerung der Stadt Bunia die Lubanga Miliz Union des Patriotes Congolais (UPC) eine große Zahl Zivilisten. Danach wurde der UPC immer wieder vorgeworfen, sie habe sich an umfangreichen Mordaktionen, Folterungen und Vergewaltigungen beteiligt. Nach der Ermordung von neun Blauhelmsoldaten 2005 wurde Lubanga inhaftiert und 2006 an den internationalen Strafgerichtshof überstellt. Damit ist er der erste Verdächtige, der nach einem Haftbefehl an das Gericht übergeben wurde, und auch der erste Angeklagte in der Geschichte des Gerichts. Im Januar diesen Jahres begann dann der Prozess gegen den Milizenführer. Der 48-jährige Angeklagte hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Als Botschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) nutzt Jolie seit Jahren ihre weltweite Bekanntheit, und macht auf die Not von Vertriebenen nach bewaffneten Konflikten aufmerksam. Der Prozess sei ein Meilenstein für die Kinder, erklärte die sechsfache Mutter. Sie könne sich vorstellen, wie schwer es für diese als Zeugen sei, Lubanga erneut gegenüberzustehen und sprach ihnen ihren tiefen Respekt aus. Kinder in bewaffneten Konflikten als Kämpfer zu benutzen „ist ein abscheuliches Verbrechen und zerstört die Struktur unserer Gesellschaft“, sagte Jolie. 93 ehemalige Kindersoldaten werden von Anwälten vertreten.
Ihre humanitäre Arbeit begann Angelina Jolie 2001 noch während der Dreharbeiten zu dem Blockbuster Tomb Raider. Diese fanden im damals stark verminten Kambodscha statt. Die Schauspielerin wandte sich daraufhin an das UNHCR und besuchte anschließend weitere Flüchtlingslager auf der ganzen Welt. Die Kosten ihrer Reisen übernimmt sie dabei stets selbst, ebenso teilt sie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Helfer vor Ort. Jolie erntete breite Anerkennung für ihre humanitäre Arbeit. Im Jahr 2003 war sie die erste Preisträgerin des neu geschaffenen Citizen of the World Awards des Verbandes der UNO-Korrespondenten, und 2005 erhielt Jolie den Global Humanitarian Award von der UNA-USA, einer amerikanischen Einrichtung zur Unterstützung der UNO.