Akte X - Wir schauen The X-Files Staffel 10, Episode 1

26.01.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Ach, auch einer Verschwörung auf der Spur? Scully und Mulder beim ZwiegesprächFox
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Nach jahrelanger Pause melden sich Mulder und Scully zurück mit sechs neuen Folgen Akte X. My Struggle heißt die erste Episode der neuen Staffel, und hier erfahrt ihr, ob sich die Wartezeit gelohnt hat.

Um ein Fazit gleich mal vorwegzunehmen: My Struggle, die erste Folge des Akte X-Revivals, fühlt sich genauso an, wie sich eine Akte-X-Folge auch schon vor über zehn Jahren angefühlt hat. Genauer gesagt stellt sie gewissermaßen die (vielleicht zu hoch) konzentrierte Essenz der späteren Mythologie-Episoden der X-Akten dar, von der eröffnenden Rekapitulierung der bisherigen Geschehnisse durch Fox Mulder (David Duchovny) bis zur abschließenden Verkündigung durch einen alten Bekannten, dass die X-Akten ein weiteres Mal geöffnet wurden. Schöpfer/Autor/Regisseur Chris Carter gewinnt all dem zwar kaum neue Facetten ab, aber als Zuschauer der ersten Stunde fühlt man sich sofort wieder im Kosmos um Mulder und Scully (Gillian Anderson) heimisch, mit allen Vor- und Nachteilen.

Verschwörungstheorie, neueste Ausgabe

Eine neue Zutat im bewährten Mystery-Mix ist dabei der Verschwörungs-Show-Gastgeber Tad O'Malley (Joel McHale), der einen ebenso zerknitterten wie dreitagebärtigen Mulder durch eine altmodische Telefonkette über Skinner (Mitch Pileggi) und Scully aus dem Ruhestand klingelt. O'Malley ist nämlich noch fanatischer drauf als Mulder in seinen besten Zeiten und hat eine junge Frau namens Sveta (Annet Mahendru) aufgetrieben, die behauptet, mehrfach Opfer von Entführungen durch Außerirdische geworden zu sein, und dies auch mit eindrucksvollen Löchern im Bauch belegt. Außerirdische DNA habe sie noch dazu in sich. Während dies unter Mulders Neugier zumindest eine Sparflamme entzündet (zumal er Sveta schon als Kind interviewte), ist die immer noch als Krankenhausärztin arbeitende Scully da naturgemäß schon skeptischer.

Für uns Zuschauer hingegen ist es weitaus leichter, uns auf Mulders Seite zu schlagen, denn parallel mit der Handlung in der Gegenwart werden wir auch Zeuge, was im Roswell des Jahres 1947 passierte, wo noch vor dem nostalgischen Original-Vorspann ein UFO abstürzt: Dem Militär ist natürlich nicht an einem Erstkontakt mit Blasorchester und Sektempfang gelegen, sondern das sich aus dem UFO schleppende Alien wird kurzerhand erschossen. Einem jungen Armeearzt gefällt diese Vorgehensweise so gar nicht, und er ist es dann auch, der knapp 70 Jahre später als geheimnisvoller Zausel auf der National Mall Mulders Vermutungen bestätigt.

Dürfte ich Ihnen wohl mein UFO zeigen?

Schon vorher wurden allerdings Mulders Zweifel beseitigt und seinen Nachforschungen gleichzeitig ein entscheidend anderer Dreh als zuvor verpasst, als ihn O'Malley zu einem Hangar führt, in dem ein beeindruckend dreieckiges UFO versteckt wird, das allerdings nicht in einer Alien-Fabrik vom Band rollte, sondern von Menschenhand erschaffen wurde. Es beginnt nicht nur bei Berührung zu schweben, sondern kann auch ruckzuck verschwinden. Das Flugobjekt nährt sich nämlich von der "Energie des Universums", die keine Schadstoffe hinterlässt, unendlich verfügbar ist und deren Nutzung der Weltbevölkerung natürlich von finsteren Verschwörern vorenthalten wird, die sich lieber an fossilen Brennstoffen eine goldene Nase verdienen. Menschen, nicht Außerirdische, sollen nun schon immer hinter all den Entführungen, Experimenten und weiteren Missetaten gesteckt haben.

Bei einem abermaligen Treffen von Mulder, Scully, O'Malley und Sveta in deren abgelegener Behausung wird dann auch in einem der nicht wenigen Monologe der Folge von Mulder eine Verschwörungstheorie 2.0 (oder 3.0? 4.0?) präsentiert, die alles, aber auch wirklich alles aufbietet, was die Menschheit in der gegenwärtigen Welt, mit besonderer Betonung auf der Zeitenwende durch den 11. September, in seinen finsteren Klauen halten soll. Doch ebenso beeindruckend-fürchterlich-unglaublich, wie dieses Szenario daherkommt, wirkt Scullys folgender Einwurf ernüchternd: Nein, tut mir leid, alles Quatsch, denn eine Analyse von Svetas Blut hat ergeben, dass sie keinerlei außerirdische DNA mit sich herumträgt.

Schon wieder nix in der Hand

Kurz darauf fällt X-Akten-typisch das ganze schöne Verschwörungs-Beweis-Gebäude in sich zusammen, denn Sveta beichtet der Öffentlichkeit, von O'Malley zu ihren Behauptungen gezwungen worden zu sein, dessen Webseite verschwindet aus dem Netz und wir werden Zeuge davon, wie das Nachbau-UFO von Militärangehörigen in die Luft gesprengt wird, Forscher inklusive. Doch auch, wenn das Mulders und O'Malleys Plänen, ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit mitzuteilen, den Todesstoß versetzt, ist da natürlich noch lange nicht Schluss: Hartnäckigerweise hat Scully nämlich eine erneute Analyse von Svetas gesamtem Genom in Auftrag gegeben, wohl nicht zuletzt, weil diese ihr gegenüber eindrucksvoll ihre Gedankenlesefähigkeit demonstriert hat (oder sollte sie einfach nur mal ein Praktikum bei Astro TV gemacht haben?). Und nicht nur das, auch sich selbst hat Scully untersuchen lassen, und das Ergebnis, das sie Mulder stilecht in einer Tiefgarage mitteilt: beides randvoll mit Alien-DNA!

Das gibt Mulder wiederum Gelegenheit, Scully zu verraten, was denn nun wirklich hinter allem steckt (woher er das nun weiß, bleibt allerdings ein Geheimnis): Um der Zerstörung der Erde durch die herannahende Klimakatastrophe zu entkommen, planen die mächtigen Eliten nämlich, dem Blauen Planten mittels außerirdischer Technologie schlicht den Rücken zu kehren und den übrigen Pöbel seinem Schicksal zu überlassen. Da trifft es sich gut, dass Skinner dafür sorgt, dass die X-Akten-Abteilung wie eingangs erwähnt erneut geöffnet wird, was in der letzten Einstellung der Folge niemand anderes als der Cigarette Smoking Man (überraschenderweise am Leben, nicht überraschenderweise immer noch rauchend, wenn auch nun durch ein Loch im Hals) seinen Schergen in gewohnt bedrohlich-missmutiger Weise mitteilt. Also alles wie früher.

Ganz schön viel zu sagen

My Struggle funktioniert dann auch mehr als Wegbereiter für die nächsten fünf Folgen der neuen Abenteuer von Mulder und Scully denn als Folge, die einen kraft ihrer selbst in ihren Bann zieht. Das Erklären der vergangenen und gegenwärtigen Hintergrundgeschichte in ausgedehnten, durch Fotos und Videos illustrierte Monologe dürfte dabei so manchen frisch hinzugekommenen Zuschauer überfordern, der selbiges nicht schon wie alte X-Files-Hasen durch die alten Folgen gewohnt ist. Aber ob all diese Hintergründe in lediglich fünf weiteren neuen Folgen, von denen auch nur die letzte eine Mythologie-Episode ist, überhaupt zum Tragen kommen können? Wesentlich eleganter hätte man mit ihnen mindestens eine halbe normale Staffel füllen können. Tiefsinnige, kontemplative Momente haben in dieser Folge jedenfalls kaum Platz.

Was bisher zudem vor allem fehlt, sind gemeinsame Ermittlungen von Mulder und Scully in freier Wildbahn, bei denen ihre legendäre Chemie zum Tragen kommt. Aber dass sich die beiden nach so langer Trennung erst einmal zaghaft beschnuppern müssen, ist ja auch nicht ganz abwegig. Das von My Struggle vermittelte Gefühl hätte jedenfalls, im guten wie im schlechten Sinne, auch von einem Wiedersehen einer der alten X-Akten-Folgen hervorgerufen werden können, denn großartige neue Ideen finden sich hier nicht. Ob Mulders und Scullys Qualitäten besser in einer Episode zum Tragen kommen, die sich einem gewöhnlichen Fall der Woche widmet, erfahren wir schon morgen, denn Folge zwei, Founder's Mutation, wird von Fox nur einen Tag nach My Struggle ausgestrahlt.

Aktennotizen:

- "Mein Leben ist eine Punchline geworden", bemerkt Mulder anlässlich eines Clips, in dem Jimmy Kimmel mit Präsident Obama über die UFO-Geheimnisse der Regierung scherzt.

- "Nein, ich will nur glauben", entgegnet er O'Malley, nachdem dieser sich und Mulder als wahre Gläubige bezeichnet.

- Später zerreißt Mulder dann schwungvoll das berühmte "I want to believe"-Poster im alten X-Akten-Büro mit einem beherzten Fußtritt.

- "Diese Dinge könnt ihr nicht sagen", tadelt Scully Mulder und O'Malley, als die ihre wüsten Verschwörungstheorien ausbreiten. Ob sich da Autor Chris Carter selbst kritisiert?

Wie hat euch die erste Folge der neuen Akte-X-Staffel gefallen?

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