Vikings Valhalla hat das Zeug dazu, Netflix' Game of Thrones zu werden – aber macht die Serie was daraus?

25.02.2022 - 15:12 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Vikings ValhallaNetflix
7
2
Nach dem Ende von Vikings kehren wir in der Netflix-Serie Vikings: Valhalla zurück in die martialische Welt. Wie viel der Originalserie im Sequel steckt und warum es Game of Thrones ähnelt, erfahrt ihr hier.

Als Vikings 2013 startete, entwickelte die Serie eine eigene Identität jenseits der Historien- und Fantasy-Konkurrenz um Game of Thrones. Vor dieser Aufgabe steht die Fortsetzung Vikings: Valhalla jetzt auch.

Am Freitag kommt die 1. Staffel des neuen Wikinger-Abenteuers zu Netflix und eines fällt schnell auf: Vikings: Valhalla platzt vor brutaler Action, spannenden Intrigen und macht als Light-Version von Game of Thrones viel Spaß.

Schaut euch den Trailer für Vikings Valhalla an:

Vikings: Valhalla - S01 Trailer (Deutsch) HD
Abspielen

Vikings: Valhalla zeichnet sich durch einen großen Zeitsprung aus

Vikings begann in der Frühzeit der Wikinger-Expansion. Personifiziert wurde die Ära durch den reisenden Ragnar Lodbrok (Travis Fimmel). Demgegenüber springt Vikings: Valhalla rund 100 Jahre in die Zukunft, wo der englische König ein furchtbares Massaker an den Dänen anrichtet. In der neuen Historienserie bildet diese Zäsur nicht nur den Startschuss der Story, sondern auch den Anfang vom Ende des Wikingerzeitalters.

Wegen dieser Tat versammeln sich Nordleute unterschiedlicher Herkunft in Kattegat. Darunter sind auch der aus Grönland stammende Leif Erikson (Sam Corlett aus Sabrina) und seine Schwester Freydís Eiríksdóttir (Frida Gustavsson aus The Witcher). Beide haben eigene, blutige Beweggründe für die lange Reise.

Leif und Freydís werden daraufhin in den Rache-Strudel von Knut (Bradley Freegard), Harald (Leo Suter) und dessen machthungrigen Halbbruder Olav (Jóhannes Haukur Jóhannesson) hineingezogen. Die drei wollen Vergeltung an England üben. Knut geht sogar noch weiter: Er trachtet nach einem nordeuropäischen Imperium. Derweil mehren sich für Freydís dramatische Hinweise auf eine Zeitenwende für ihr Volk.

Vikings: Valhalla hat mehr mit Game of Thrones gemeinsam als mit dem Original

Im Verlauf der acht Folgen langen 1. Staffel gibt es reichlich Action der Marke Vikings und zwei größere Schlachten mit schlauen und wendungsreichen Choreografien. Während Vikings allerdings den Fokus auf Ragnar und seine Familie legte, gibt sich Valhalla von vornherein als breit gefächertes Ensemble-Drama.

Freydís und Leif

Im Vergleich zu Ragnar erscheint Leif, der nominelle Held der Serie, erstaunlich jungenhaft und weitaus weniger faszinierend, obwohl er gegen Ende der 1. Staffel andere Saiten aufzieht. Man vermisst ihn nicht, wenn der Fokus zu Leo Suters Harald Hardrada wandert, ein Christ, der mit der heidnischen Freydís anbandelt. Oder zum englischen Littlefinger-Verschnitt Godwin von Wessex (David Oakes), der gewieften Königin-Witwe Emma von der Normandie (Laura Berlin) und ihrer Konkurrentin Ælfgifu von Northampton (The Walking Dead-Star Pollyanna McIntosh).

Die sichtbare Lust an Burg-Intrigen, Schlachtplänen und der großen Politik rückt Vikings: Valhalla in die Nähe von Game of Thrones, wobei hier leider deutlich weniger dem Rotwein und Inzest-Sex gefrönt wird.

Die neue Netflix-Serie ähnelt vor allem The Last Kingdom

Demgegenüber wirkt ein bekanntes Vikings-Element, nämlich die Andeutung übernatürlicher Mächte aus der nordgermanischen Religion, stellenweise schwerfällig. Freydís, ansonsten eine würdige Lagertha-Nachfolgerin, wird beispielsweise auf einen nicht enden wollenden spirituellen Selbstfindungstrip geschickt, der in Wirklichkeit nur dafür existiert, den brutalen Bösewicht der 2. Staffelhälfte einzuführen.

Im Kern der Serie und auch in Freydís' Volk schwelen Religionskonflikte. Christliche und heidnische Wikinger:innen gehen einander an die Gurgel. Knuts Mission eines großen nordischen Reiches ist deshalb ein Versuch, diese wachsenden Gräben durch ein gemeinsames Ziel wieder zu vereinen. In dieser Grundkonstellation steckt großes Potenzial für mehrere Staffeln. Ob die Serie sich dieser Vielschichtigkeit hingeben will, steht auf einem anderen Blatt. Valhalla kann sich zu epischer Serien-Unterhaltung entwickeln, backt in Staffel 1 aber erstmal kleine Plot-Brötchen.

Harald

Wer deshalb nicht nur Erinnerungen an frühe Game of Thrones-Staffeln, sondern auch die Qualität der einflussreichen Fantasy-Serie erwartet, sollte seine Erwartungen herunterschrauben. Valhalla operiert mit Figuren, bei denen ein Trauma oder ein (schlechter) Papa den Charakter für immer bestimmen, und das ausgerechnet in einer hochkomplexen Welt wandelnder Machtverhältnisse und kultureller Verschiebungen.

Vikings: Valhalla hat das Zeug zu einer eigenen Identität, trotz diverser Erwähnungen von Ragnar und Ivar. Von Vergleichen zu Genre-Kollegen kann sich Staffel 1 aber nicht lösen. Auch weil Valhalla primär als hochwertiges Upgrade einer anderen Netflix-Serie überzeugt, nämlich The Last Kingdom. Da geht aber noch mehr.

Für diesen Serien-Check wurden alle acht Folgen der 1. Staffel von Vikings: Valhalla gesichtet.

Wollt ihr euch Vikings: Valhalla bei Netflix anschauen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News