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8½ - Federico Fellini & Ich

29.08.2015 - 09:00 Uhr
Achteinhalb
Columbia Pictures
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Mit einem Lieblingsfilm verknüpft man Gefühle, Bilder und Erinnerungen. Es ist nicht immer leicht die Liebe zu einem Film in Worte zu fassen, was folgt ist lediglich der Versuch diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen. 8½ Gedanken zu 8½:

Warum 8½? Was macht einen Lieblingsfilm aus? Eine Frage, die wohl jeder für sich selbst beantworten muss. Fest steht jedoch, dass er etwas ganz Besonderes sein soll. Ein Film, den man immer wieder sehen will und der dabei jedes mal etwas Neues für seinen Zuschauer bereithält. Ein Film, der bis in mein Innerstes vordringt. Ein Film, der mehr als „nur“ ein Film ist...bei dem man das Gefühl hat er wurde nur für einen selbst gemacht. 8½ ist alles und noch mehr.

Wie alles begann: Zweieinhalb Jahre ist es her, dass ich 8½ zum ersten Mal gesehen habe. Das italienische Kino und im speziellen Fellini waren für mich damals noch Neuland und im Vorfeld herrschte eher Skepsis. Doch schon ab der ersten Minute waren alle Zweifel wie weggeblasen, selten hatte mich ein Film so heftig in seinen Bann gezogen. Wirklich fassen konnte ich ihn damals noch nicht, was nach der ersten Sichtung blieb war vor allem die Faszination der Bilder und eine Sogwirkung, wie ich sie bis dato nur selten erlebt hatte.

Was dann geschah: Nach der ersten Sichtung brannte sich 8½ in mein Gedächtnis ein. Immer wieder kehrten meine Gedanken zu diesem Film zurück und mehr als einmal suchten Fellinis Bilder meine Träume heim. Die logische Folge war natürliche eine zweite Sichtung, bei der mich der Film (obwohl ich dieses mal darauf vorbereitet war) genau so erwischt hat wie schon einige Monate zuvor. Die Faszination war endgültig geboren und zahlreiche weitere Sichtungen folgten.

8½ als selbstreflexive Problemlösung: In 8½ behandelt Regisseur Fellini seine eigene Schaffenskrise. Sein filmisches Alter Ego Guido Anselmi steckt sowohl beruflich als auch privat in einer Krise. Er flieht in einen Kurort, wird aber bald von Schauspielern, Produzenten, Frauen und seiner eigenen Vergangenheit eingeholt. Fellinis Grundkonzept ist großartig, es ist eine ebenso simple wie geniale Idee die eigene Schaffenskrise als Grundlage für einen Film zu nehmen. In gewisser Weise die totale filmische Aufarbeitung seiner Probleme.

8½ als bester Film über das Filmemachen: Ist es die rahmenlose Struktur des Films? Die Mischung aus Surrealismus und Autobiographie? Die Leichtigkeit von Fellinis Regie? Die schauspielerische Wucht eines Marcello Mastroianni? Das Drehbuch? Die Musik? Die Bilder? Es ist die Kombination all dieser Elemente, die es Fellini ermöglicht den Schaffensprozess eines Filmes offen zu legen, auf Zelluloid zu bannen und für den Zuschauer greifbar zu machen. Ein Film im Film, großes Kino.

8½ als emotionale Erfahrung: Ein Film, den man fühlen kann, will und muss. Ein Film, der mich auf so unterschiedliche Art und Weise berührt. Durch seine Geschichte, durch seine Bilder, durch seine Schauspieler und durch seine Musik. Weil einfach alles stimmt, perfekt harmoniert und in seinem Zusammenspiel eine emotionale Wucht erzeugt, die mich immer wieder zu Tränen rührt.

8½ als filmische Erholungsreise: Als Rückzugsort an Tagen an denen es mir schlechter geht. Wenn ich, ebenso wie der Protagonist, von meiner Umwelt überfordert bin. Die Flucht in einen Film, der mich die Wirklichkeit vergessen lässt und der er schafft alle Wolken zu vertreiben. Obwohl Guido es nicht schafft seine Krise zu überwinden, so löst doch die Erkenntnis, dass alles völlig egal ist seine (und damit auch meine) Probleme.

8½ als surreale Kunst: Wenn Traum und Realität verschmelzen. Wenn Erinnerung und Gegenwart eins werden. Wenn Lüge und Wahrheit nahtlos ineinander übergehen. Genau dann wird der Film zu einem nicht greifbaren Mysterium, einer rauschhaften Erfahrung und einem traumähnlichen Erlebnis. In gewisser Weise die Essenz des Surrealismus, verpackt in eine autobiographische Geschichte und genau deswegen unmöglich mit purer Logik zu verstehen.

8½ ist mehr. 8½ ist...

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Dieser Community-Blog ist im Rahmen der Aktion Lieblingsfilm 2015 entstanden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Medienpartnern und Sponsoren für diese Preise:


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