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Die Bestie von...

19.10.2016 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Pakt der Wölfe
Helkon/Columbia Tristar/moviepilot
Pakt der Wölfe
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Kommt! Kommt zu mir! Folgt mir an das lauschige, flackernde Lagerfeuer, das Kälte und Dunkelheit vertreibt. Lauschet meinen Worten und höret, was ich zu berichten habe. Denn ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte voller Grausamkeit, Finsternis und Argwohn, sodass euch das Blut in den Adern gefrieren wird.

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Aktion Lieblingsmonster.

Lasst mich euch in eine Zeit vor der Unsrigen entführen. Folgt mir in das Frankreich des Jahres 1767. Es ist kalt und nass. Grau und trostlos erhebt sich der Tag und lässt keinem einzigen Sonnenstrahl die Chance hindurchzuscheinen. Nebel zieht über das Land und Wind heult durch die Bäume. Niemand wagt ein Lachen oder ein Gefühl der Freude zu riskieren. Angst ist allgemein verbreitet. Angst, die von den Bauern bis hin in die reichsten Adelshäuser vordringt und in den Köpfen der Menschen von Gévaudan umher geistert.
Aber was schürt tagtäglich die Angst dieser Menschen? Was verbreitet so viel Furcht, dass es arm und reich eint? Angst, die jeden trifft und niemanden verschont? Angst, die Wahnsinn und Verzweiflung hervorruft?

Von 1764 bis 1767 erschüttert eine brutale Mordserie das kleine, französische Dörfchen Gévaudan. Eine Bestie wütet unter ihnen. Vom Aussehen her wird ein wolfsähnliches, ungewöhnlich großes Tier beschrieben, welches sich unnatürlich verhält. Gezielt greift es Menschen an und ignoriert Vieh oder Beutetiere, die deutlich leichter zu erlegen gewesen wären und eher auf dem natürlichen Speiseplan gestanden hätten. Der Bestie von Gévaudan fallen in diesen 3 Jahre an die 100 Kinder, Jugendliche und Frauen zum Opfer. Bestialisch tötet es und zerfleischt seine Opfer regelrecht. Weder gibt es ein eingegrenztes Jagdrevier noch einen Zeitraum, in der die Bestie jagt. Sie taucht zu jeder Zeit unerwartet auf und labt sich gierig an jenen Menschen, die ihr nicht entkommen können. Seit Jahren treibt es schon sein grausames Spiel und verbreitet Schrecken und Verzweiflung.


Die Bestie greift an


Eines Tages tauchen zwei Fremde auf. König Ludwig XV will der furchtbaren Mordserie endlich ein Ende setzen und entsendet daher den Naturwissenschaftler Grégoire de Fronsac, der in Begleitung seines erfahrenen Irokesen-Freundes Mani nach Gévaudan reist, um der Sache auf den Grund zu gehen. Er ahnt nicht, welcher Niedertracht und Barbarei er dort begegnen wird. Und er wird bald gezwungen sein, sich die Frage zu stellen, wer ist Freund und wer ist Feind?


Grégoire de Fronsac und Mani erreichen Gévaudan
Bald schon lernt Fronsac die adlige Familie Morangias kennen. Schnell verliebt er sich in die leicht unterkühlte Tochter Marianne. Ihr Bruder Jean-François de Morangias, steht ihm eher ablehnend gegenüber und verhält sich arrogant und hochtrabend.

Auch der Priester der Gemeinde, Henri Sardis, scheint ihm gegenüber alles andere als wohlgesonnen zu sein. Leidenschaftlich predigt er "die Bestie sei eine Strafe Gottes für die Sünden der Menschen". Zusammen mit Mani und dem jungen Aristokraten Thomas d'Apcher folgt er nun den Spuren der Bestie und befragt Zeugen und Überlebende.


Fronsac untersucht ein Opfer der Bestie

Während dieser Zeit in der dünn besiedelten, historischen Provinz in Frankreich, erleben wir viele Angriffe der Bestie und lernen Opfer kennen. Man sieht wie die Angst vor diesem Geschöpf wächst und zu welchen verzweifelten Taten das die Menschen treibt. Ob sie nun eine riesige Treibjagd veranstalten, bei der sie an die 100 Wölfe töten oder ob sie einen großen Rüden präparieren, sodass es wie die Bestie aussieht - nichts stoppt die Angriffe.

An dieser Stelle ist meine Frage "Wer ist die Bestie wirklich"? Ist es tatsächlich das Tier, das seine Opfer zerfetzt und grausam zurichtet, oder ist es die Person dahinter?
Wahnsinn ist eine gefährliche Sache. Jean-François de Morangias ist ein erfahrener Jäger. Seinen entstellten Arm versteckt er vor Allerwelt und tut so, als hätte er nur einen. Völlig besessen von der Liebe zu seiner Schwester Marianne vergewaltigt er diese, als sie ihn zurückweist. In jenem Augenblick erkennt man keinen Funken Menschlichkeit in ihm und seine Augen sprühen nur so von Grausamkeit. Er nimmt sich was er will und hat Freude daran zu töten. Aus Afrika brachte er einst ein ungewöhnliches Tier mit, welches Junge bekam. Er tötete sie alle, bis auf eines. Das stärkste Junge ließ er am Leben und richtete es ab, sodass es auf seinen Befehl hin mordet.


Jean-François mit seiner Bestie

Je mehr man erfährt, desto mehr erkennt man, dass die Bestie eigentlich nichts weiter als ein zahmes Haustier ist, welches alles dafür tut, seinem Herren zu gefallen, um seine Anerkennung und Liebe zu verdienen. In vielen Momenten deutet es einen herzergreifenden Wunsch nach Zuneigung an. Die Augen leuchten hell und zeugen von einer tiefen Traurigkeit. Der schwere Panzer lässt sie noch furchteinflößender erscheinen und erzeugt ein Gefühl von erdrückender Beengung. Er gleicht einem Käfig, welcher der Bestie jegliche Freiheit und Persönlichkeit nimmt. Sie existiert einzig und alleine, um Angst zu verbreiten, Kontrolle auszuüben und grausame Morde zu begehen, an denen sich sein Herr aus der Ferne erfreuen kann. Eine entsetzliche Bürde, die die Bestie auf ihren Schultern zu tragen hat. Und dieser Last folgen auch Konsequenzen. Seit drei Jahren macht man mittlerweile Jagd auf die Bestie. Nirgendwo begegnet man ihr mit Verständnis oder Freundlichkeit. In ihrem Leben existieren nur zwei Menschen. Ihr Herr, dem sie gehorchen muss und ein Pfleger, der es sogar tatsächlich geschafft hat, dieses arme Geschöpf in sein Herz zu lassen. Sie darf nur zum Töten in die Freiheit, ansonsten muss sie versteckt in ihrem dunklen Käfig in einer Höhle verbringen. Zur Belustigung veranstaltet man Hundekämpfe mit ihr.
Schmerz und Einsamkeit sind jene Gefühle, die sie tagtäglich begleiten. Denn außer ihr, ist niemand ihrer Rasse mehr übrig. Ihre Mutter und ihre Geschwister wurden getötet, als sie noch ganz klein war und so wurde sie von Anfang an dazu verdammt alleine und isoliert zu bleiben. Immer anders als die anderen, immer gefürchtet, immer versteckt.
Als die Bestie in eine Falle gelockt wird, verletzt sie sich so schwer, dass sie sich zum Sterben zurück in ihren Käfig zieht und bei der ehrlich trauernden Seele des Pflegers stirbt ohne alleine zu sein. Endlich hat ihr Dasein, dass von so viel Grausamkeit geprägt war, ein Ende. Beinahe ist man erleichtert, dass es nun nicht mehr töten und um Zuneigung betteln muss.


Die Bestie

Spätestens jetzt sollte man erkennen, was eine Bestie ausmacht. Während das Tier zu diesem entsetzlichen, quälenden Dasein verdammt wurde und ein gänzlich anderes Wesen in sich verborgen hielt, steht ihm als extremer Kontrast sein Herr gegenüber, der vor den Menschen versucht seinen Wahnsinn zu verstecken und aus Freude beim Töten zusieht. Mit seiner Arroganz erfüllt er jeden Augenblick, den man mit ihm verbringen muss mit einer Kälte, die einen zurückschrecken lässt. Achtung hat er vor niemanden. Er lebt einzig und allein für sich selbst und seine Bedürfnisse. Es ist erfreulich zu sehen, dass genau das für ihn den Untergang bedeutet.

Mein Lieblingsmonster bei dieser Aktion ist eindeutig die "Bestie von Gévaudan", die vor ihrem Schicksal zwar nicht davonlaufen konnte, aber trotz ihrer Taten tatsächlich nicht das wahre Monster in dieser Geschichte ist.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Sponsoren der Aktion Lieblingsmonster:

Aktion Lieblingsmonster


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