Die besten Filme - Berlinale 2015
- Flieh aus meinenAugen?Dokumentarfilm von Felipe Bragança.
Dokumentarische Bilder und inszenierte Szenen verbinden sich zu drei Erzählungen über Mayga, Elias und Abidal. Die drei Flüchtlinge aus Ghana, Mali und Burkina Faso haben in Zelten im Protestcamp auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg gelebt.
(Text: Berlinale)
- DearJohn?Dokumentarfilm von Hans Scheugl.
Vor 50 Jahren hätte der Regisseur Hans Scheugl Wien verlassen und in den USA ein neues Leben beginnen können. Zu John, dem amerikanischen Freund von damals, hat er keinen Kontakt mehr. Eine Annäherung an das, was war, und das, was hätte sein können. (Text: Berlinale)
- Cyclops Observes the CelestialBodiesUS (2014)?von Ken Jacobs.
„Zyklopisches 3D ist der räumlichste Eindruck, den ein einzelnes Auge zu erzeugen in der Lage ist. Es scheint also bloß so, als gallopiere die himmlische Horde durch den Raum. Tatsächliche Tiefe bleibt verwehrt – das Gesetz will es so.“ (Ken Jacobs)
(Text: Berlinale)
- CalamityWho??Dokumentarfilm von Isabelle Prim.
Christine Boisson wird in ihrer Pariser Wohnung interviewt. Was sie erzählt und was dazu auf der Leinwand erscheint hat offensichtlich mit der legendären Calamity Jane zu tun. Doch in welcher Beziehung stehen die beiden Frauen genau zueinander?
(Text: Berlinale)
- ArchitekturaDE (2015)?1von Ulu Braun mit Joachim Stargard.
Am Anfang war der Ziegelstein, der durch das All fliegt. Er fliegt vorbei an den Skypscrapern einer Stadt in Asien und taucht immer wieder auf in diesem Film vom Bauen und Zerstören. Ein Stein auf den nächsten – was ergibt das eigentlich? Der Vater zeigt seinem Kind die Welt. All das wird eines Tages dir gehören, sagt er. Seifenblasen steigen auf. Alles eine zyklische Angelegenheit. Spielerisch, assoziativ, farbig und gewaltig montiert Ulu Braun Tableaux. In diesen Bilderwelten verschieben sich Größen, Relationen und Bezüge. Durch diese Dekonstruktion der Verhältnisse und Zusammenhänge wird bei Ulu Braun das Erzählen zur Fabel. Architektur ist das Spiel von Körpern im Licht. Die Dunkelheit braucht ihren Platz. Die Zukunft ist bereits verstellt. (Text: Berlinale)
- Bad atDancing?1Drama von Joanna Arnow mit Joanna Arnow und Eleanore Pienta.
Interior, Tag. Matt und Isabel liegen nackt im Bett. Sie haben Sex. Sie sitzt auf ihm, die beiden geben sich leidenschaftlich hin. Joanna, die Mitbewohnerin, kommt ins Zimmer und setzt sich neben die beiden auf die Bettkante. Isabel und ihr Freund lassen sich nicht von ihr stören. Matt (nach einer kurzen Weile, ohne zur Seite zu blicken): “Was macht sie hier?” Joanna: “Ich kann nicht schlafen.” Isabel (ohne aufzuhören, Sex zu haben): “Waren wir zu laut?” Joanna (ohne Anstalten zu machen, zu gehen): “Nein.” Bad at Dancing ist ein Kammerspiel und eine Komödie. Ein Sexspiel. Isabel ist mit Matt zusammen, Joanna wäre gerne mit Matt zusammen. Joanna versucht einiges, um ihr Ziel zu erreichen. Die drei bewegen sich in Umarmungen von Körper zu Körper – angezogen und nackt. Immer im Innen. Immer direkt. Eifersucht und Emotion erhalten einen surrealen Rahmen. Die Frage nach der Notwendigkeit von Grenzen stellt sich neu. Eine Rikscha fährt immer auf drei Rädern. (Text: Berlinale)
- Blood Below theSkin?3Drama von Jennifer Reeder mit Jennifer Estlin.
Blood Below the Skin schildert eine Woche im Leben dreier Teenager, die dieselbe Klasse einer Highschool besuchen. Die Mädchen aus unterschiedlichen Verhältnissen bereiten sich auf den wichtigsten Abend in ihrem Leben vor – die Prom Night. Sie haben eine Tanzgruppe gebildet und proben eine Choreografie. Zwei fühlen sich zueinander hingezogen und verlieben sich. Die Dritte muss ihrer Mutter beistehen, die der Weggang des Vaters völlig aus der Bahn wirft. Jede für sich findet in ihrem Refugium, ihrem Zimmer und Bett, Geborgenheit und einen Ort, an dem sie den neuen Gefühlen Raum geben kann. Die Musik von den Plattentellern stellt Synchronizität zwischen den Mädchen her – das Kontinuum von Raum und Zeit wird um die Dimension der Musik erweitert. Jennifer Reeder erzählt alltägliche Geschichten mit Stilelementen eines magischen Realismus, der an das lateinamerikanische Kino denken lässt. Es braucht nur die Kraft der Gedanken, um dem anderen von seiner Liebe zu erzählen. (Text: Berlinale)
- Haus derBilderIN (2015)?von Amit Dutta.
Ein alter Palast, heute ein Museum, steht einsam am Flussufer. Von dort kann man die ganze Stadt überblicken. Das Museum beherbergt eine der erlesensten Sammlungen von Miniaturen, die je in der Gegend des Himalayas entstanden sind. Täglich kommen hunderte Bewunderer dieser Kunst hierher. Am Abend werden die Vorhänge fallen gelassen, die Türen verschlossen und die Tore verriegelt. In der Ruhe der Nacht werden die Charaktere der Zeichnungen lebendig. Sie erzählen von der ewigen Liebe zwischen König Nala und seiner Gattin Damayantin. Bei einem Glücksspiel verliert der König sein Reich, und die beiden müssen in die Verbannung ziehen. Dort trennen sie sich, erleben viele Abenteuer und kommen am Ende wieder zusammen. In visueller Ruhe und Konzentration nähert sich Amit Dutta ihrer Geschichte. Mit großem Respekt hebt er die Vorhänge, um der Liebe Leben zu schenken. Auf der Suche nach einem filmischen Äquivalent erweitert er das Kino – um die Miniatur. (Text: Berlinale)
- Wanja5.7242Drama von Carolina Hellsgård mit Anne Ratte-Polle und Nele Trebs.
Im deutschen Drama Wanja versucht eine frisch aus dem Gefängnis entlassene Anne Ratte-Polle ein Mädchen vor dem Schicksal zu bewahren, das sie selbst ereilt hat.
- Sibylle5.64.5224Thriller von Michael Krummenacher mit Anne Ratte-Polle und Thomas Loibl.
Sibylle erlebt im deutschen Psychothriller von Michael Krummenacher, wie ihr wohlgeordnetes Leben auf den Kopf gestellt wird, nachdem sie den Selbstmord einer Frau beobachtet hat.
- IRemember?2Drama von Janna Ji Wonders mit Howard Dillon und Mimi Calpestri.
Spätsommer in einem kleinen, kalifornischen Küstenort. Die 18-jährigen Freunde Josh und Ben verbringen wie jedes Jahr ihre Ferien in der abgelegenen Hütte von Bens Vater. Strandleben. Abhängen mit Freunden. Die Tage sind leicht und voll unbestimmter Erwartung. Eines Tages taucht die 30-jährige Elena im Ort auf und bezieht das Haus über den Klippen am anderen Ende des Strandes. Josh fühlt sich von Elenas geheimnisvoller Aura sofort angezogen, während Ben sie erst mal für verrückt erklärt. Als Josh jedoch später einen intimen Moment zwischen Ben und Elena beobachtet, fühlt er sich hintergangen, hatte er sie doch zuerst gesehen. Eine unausgesprochene Rivalität schleicht sich in die Freundschaft, Josh zieht sich mehr und mehr zurück. Ben dagegen stürzt sich in eine Amour Fou mit Elena und vernachlässigt seinen Freund. Beide bewegen sich auf unbekanntem Terrain und drohen einander zu verlieren. Verletzte Gefühle, Wut und Enttäuschung führen sowohl Josh als auch Ben an die eigenen Grenzen, aber auch zum Kern ihrer Freundschaft. Als Elenas Mann auftaucht, eskalieren die Ereignisse. Josh bleibt als einziger Zeuge zurück, der seine Erinnerungen mit den Fragen des Polizisten abgleichen muss. (Text: Berlinale)
- Däwit?2Animationsfilm von David Jansen.
Ein Wolfskind, eine Katze, ein Engel. Der junge Däwit leidet unter der Gewalt des Vaters. Er wird gerettet und kann dem Ort der Misshandlung entfliehen. Er findet eine Wolfsfamilie, die ihn aufnimmt: ein Ziehkind in einer modernen Welt. Verloren, denn er befindet sich auf einer Reise, die nicht enden will, einer Reise voller Rätsel und Entbehrungen. Er sucht sich, er sucht seine eigene Identität – in aller Trauer, die ihn nicht loslässt. Am Ende fliegt er zurück zum Anfang und findet Frieden in der Vergebung. Inspiration für den Film hat der Filmemacher David Jansen in der Arbeit des belgischen Grafikers und Zeichners Frans Masereel gefunden. Frans Masereel verarbeitete in seinen Holzschnittarbeiten unterschiedlichste Emotionen und entwickelte einen expressionistisch anmutenden Stil, in dem Symbolisches und Konkretes ineinander verwoben sind. David Jansen überträgt diese formale und inhaltliche Haltung in den Animationsfilm. Narration trifft auf Assoziation und vice versa.
(Text: Berlinale)
- Why BananaSnarls?Animationsfilm von Svetlana Razguliaeva.
Den ganzen Tag in einem Bananenkostüm Werbung zu machen, ist nicht lustig. Aber für den armen Kerl kommt es noch schlimmer. Eines Morgens wacht er auf und stellt fest: Er hat einen langen Tierschwanz. Erst einmal versucht er, ihn loszuwerden. Aber Ärzte, Sägen, Wunderheiler, nichts hilft. Verstecken kann er ihn auch nicht. Zu lang. Immer guckt er irgendwo heraus. Also probiert er, einfach mit seinem Schwanz zu leben. Doch bald verliert der Unglückliche seine Arbeit, seine Bekannten, einfach alles. Niemand will ihn. Dabei wäre es doch jammerschade, wenn es auf dieser Welt keinen Platz gäbe für diesen herzensguten Kerl, der einfach nur ein bisschen anders ist. Mit erfrischend skurrilen Einfällen und viel schwarzem Humor macht sich dieser Animationsfilm über Engstirnigkeit und Intoleranz lustig. (Text: Berlinale)
- Dissonance6.542Abenteuerfilm von Till Nowak mit Hannah Heine und Nina Petri.
Was ist Realität und was ist Vorstellung? Wer definiert die Grenzen? Ein Pianist spielt begnadet Klavier. Das Klavier spiegelt das Gefühl des Pianisten, es sprengt jede Dimension. Wie auch das Gefühl: Der Mann vermisst seine Tochter, er darf sie nicht mehr sehen. Ginge der Mann zum Arzt, würde dieser womöglich eine Psychose diagnostizieren. Würde, hätte, könnte. Er lebt auf der Straße. Die Mutter ist besorgt, weil der Mann, der einst ihr Mann war, immer tiefer sinkt. Was ist das für eine Welt, die ihm ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern vermag, ihr aber nichts als Angst macht? Die Tochter hat keine Angst. Es bleibt die Sehnsucht. In Dissonance gehen Realität und Phantasie ineinander über, fließen ineinander. 3D-Animation und Live Action werden eins. Eine Odyssee durch Zeit und Raum. Ein modernes Märchen. (Text: Berlinale)
- Piknik?1Drama von Jure Pavlovic mit Emir Music und Senad Alihodžić.
Ismir ist nervös. Von Sarajevo aus ist er auf dem Weg zu seinem Vater, der im halboffenen Vollzug im Gefängnis sitzt. Wegen einer Verspätung bleiben Vater und Sohn nur 20 Minuten für die wichtige Begegnung. Da ist es schwer, miteinander ins Gespräch zu kommen. Unbeholfen sitzen sie beieinander und finden nicht die rechten Worte. Was gibt es Neues, wie geht es in der Schule, Kriegerlebnisse, die der Sohn zum hundertsten Mal aus dem Munde seines Vater hört – das alles bringt die beiden nicht zusammen. Doch als sie endlich aufhören zu reden, als sie aufstehen und ein bisschen boxen, nur so zum Spaß, aber auch, um zu trainieren, da keimt zwischen Vater und Sohn etwas auf. Und als der viel kleinere Ismir seinem kräftigen Vater einen gezielten Treffer verpasst, einen der richtig sitzt und bei dem der Schmerz noch eine ganze Weile anhält, da ist das Eis gebrochen. (Text: Berlinale)
- Hosanna?1Horrorfilm von Young-kil Na mit Hye-chan Ji.
Hosanna ist ein sehr alter Jubel- und Flehruf, mit dem laut Neuem Testament auch Jesus von der Menge begrüßt wurde, als er am Palmsonntag auf dem Esel in Jerusalem einzog. In einem abgelegenen Dorf in Korea lebt ein Junge, der heilen kann. Er kann die Toten zum Leben erwecken. Und das tut er auch. Er heilt die Menschen vom Tod, gibt ihnen das Leben zurück. Aber das neue Leben heilt die Menschen nicht, im Gegenteil. Die Chance, die in der Wiedergeburt liegt, wird nicht angenommen, das Streiten, Töten, Morden geht weiter. Der Junge wird von ihnen bestraft, bespuckt, angefeindet. Aber er lässt sich nicht beirren, geht seinen Weg. In streng kadrierten Bildern bewegen sich der Junge und die Dorfbewohner fast ohne Emotion. Es gibt keinen Jubelgruß. (Text: Berlinale)
- Oscar Wilde’s The Nightingale and theRose?51Animationsfilm von Del Kathryn Barton und Brendan Fletcher mit Mia Wasikowska und Geoffrey Rush.
Ein Vogel mit zarten Brüsten. Schwellende Pflanzenblüten mit traurigen Augen. The Nightingale and the Rose beruht auf dem gleichnamigen Kunstmärchen von Oscar Wilde. Der Film lässt Gemälde der Künstlerin Del Kathryn Barton zum Leben erwachen und überträgt das Märchen in eine Bilderwelt von surrealer Schönheit. Es wird zu einem Nachtlied über die Einsamkeit wahrer Liebe.
Ein junger Mann verzweifelt, denn nirgendwo findet er eine rote Rose, um seine Angebetete zum ersehnten Tanz zu bitten. Von seinen tiefen Gefühlen berührt, opfert sich die Nachtigall. In einem dornigen Liebesakt mit einer farblosen Rose gibt sie ihr Herzblut für das begehrte Rot. Aber wird das Opfer belohnt? Hat die Liebe noch einen Platz in einer Welt, in der Standesdenken und kalte Selbstsucht vorherrschen? Der für seinen Sarkasmus bekannte Autor hält eine boshafte Pointe bereit. (Text: Berlinale) - Onomastics?1Drama von Loeloe Hendra Komara mit Panca Jaka Fajar und Tua Atut.
Wieso er keinen Namen hat, will der Junge wissen. Sein Großvater, bei dem er aufgewachsen ist, will ihn überzeugen, dass er zum Leben keinen Namen braucht. Aber inzwischen ist der Junge alt genug, Fragen zu stellen. Warum hat der Großvater selbst so viele verschiedene Namen? Kann man ohne Namen überhaupt zur Schule gehen? Wie soll sich ein Mädchen an ihn erinnern, wenn er keinen Namen hat? Und was ist mit seinen Eltern, dass sie ihm keinen Namen geben konnten? Der Großvater, ein gebildeter Mann, gibt dem Jungen viele Antworten. Aber keine kann den Jungen befriedigen. Er will endlich erfahren, wer er ist. Und er will am normalen Leben teilhaben. Aber dazu muss er sich wohl selbst einen passenden Namen suchen. Eine ungewöhnliche Geschichte, die viele Fragen aufwirft und die sich in ihrem ruhigen Erzählfluss auf philosophisches Terrain begibt. (Text: Berlinale)
- The Old Man and theBird?Animationsfilm von Dennis Stein-Schomburg.
Schneeflocken treiben durch den Wald. Zurückgezogen in einer einsamen Hütte lebt ein steinalter Mann. Seine Glieder kann er kaum noch bewegen, so kalt ist der Winter. Als ein Rotkehlchen von außen gegen sein Fenster fliegt und liegen bleibt, muss der Alte sich erst einmal besinnen. Dann drückt er die schwere Haustür auf und stapft nach draußen, um dem Vogel zu helfen. Im tiefen Schnee drohen dem Alten die Kräfte zu versagen. Aber als er das zarte Tier in seinen Händen hält, geht eine Veränderung in ihm vor. Das Leben erstrahlt in leuchtenden Farben und kehrt in die Hütte des Alten zurück. So wie früher. Oder ist es nur eine letzte Erinnerung? Eine kunstvoll animierte Miniatur über die Liebe, den Abschied und den Kreislauf des Lebens. (Text: Berlinale)
- Die Insel ist Verzaubert vonEuch?11Komödie von Alexander Carver und Daniel Schmidt mit Raul De Nieves und Alexander Carver.
1511 verführen und ermorden die Native People in Puerto Rico einen Vertreter der Kolonialmacht. 300 Jahre später, ein weiteres Kapitel kolonialer Geschichte: Im Auftrag der spanischen Krone reist der Arzt Francisco Javier de Balmis 1803 zusammen mit einer Anzahl Waisenkinder nach Puerto Rico. Sie sind Träger des Lebendimpfstoffs, mit denen Balmis eine erste Massenimpfung gegen Pocken durchführt. Ein Blick in die Gegenwart: 2014 produziert Puerto Rico mit Subventionen aus den USA eine große Anzahl von Pharmazeutika. In La Isla está Encantada con Ustedes verbinden die Filmemacher Stränge kolonialer und postkolonialer Geschichte zu einem lyrischen Film, in dem sich die Dynamiken der Macht und die Lust des Einzelnen spiegeln und ergänzen. Ein moderner Reigen, der das Gestern im Heute neu inszeniert. Der sexuell konnotierte Blick dominiert. Eine Comédie, in der die Wirklichkeit den Machtstrategien untergeordnet ist – und die zeigt, wie Gesundheit und Ökonomie gestern und heute aufs engste miteinander verflochten sind. (Text: Berlinale)
- NullaNulla?1Komödie von Dylan River mit Khan Chittenden und Wayne Blair.
Manchmal sollte man sich doch besser raushalten. Vor allem, wenn man nicht versteht, worum es geht. Ein junger, weißer Cop, frisch von der Polizeischule, ahnt nicht, was ihn bei seinem ersten Einsatz in einer Community von Aboriginals erwartet. Zwei ältere Frauen schreien sich an und liefern sich mit Stöcken eine bizarre Schlägerei. Der junge Cop versucht, die Lage in den Griff zu bekommen. Verzweifelt klammert er sich an seinen Leitfaden über den “richtigen” Umgang mit Aboriginals mit dem Ergebnis, dass er die Wut der Frauen schnell auf sich selbst zieht. Ihrer geballten Energie nicht gewachsen, kassiert der junge Mann eine schmerzhafte Lehrstunde über die Vielseitigkeit des Lebens. (Text: Berlinale)
- Nelly?Drama von Chris Raiber mit Steffen Höld und Gudrun Tielsch.
Am Ende möchte die 13-jährige Nelly nur noch ausruhen. Am Anfang sitzt sie am Steuer eines Autos und fährt durch eine winterliche Landschaft. Auf dem Rücksitz liegt ihre Mutter, der es nicht gut geht. Plötzlich steht Nelly im Flur in einer Klinik. Die Situation ist irreal. Eine strenge Frau gibt Anweisungen. Über eine steile Wendeltreppe kommt Nelly in ein düsteres Amtszimmer, wo ein Mann mit monotoner Stimme in ein Aufnahmegerät spricht: Seit zwei Tagen Vollwaise, lebende Verwandte negativ, kann in neuem Familienverband untergebracht werden.
Der Mann stellt Nelly Fragen, etwa, wie sie sich die erste Begegnung mit ihrer neuen Familie vorstellt. Doch Nellys Gedanken schweifen ab: Ein Junge mit einer russischen Pelzmütze, ein Sprungturm im Schwimmbad. Eine kleine Spielzeugfigur, die auf einer Trommel den Rhythmus schlägt. Etwas ist aus dem Takt geraten und der Schein trügt. Eine präzise, stilisierte, kafkaeske Krankengeschichte. (Text: Berlinale) - MetaMorfoss?1Animationsfilm von Monika Anderson.
Ein rätselhafter bunter Vogel, das muntere Teufelchen, ein Fröschlein und der pausbäckige Herr Winter – mit diesen und vielen anderen Figuren wurde das DEFA-Studio für Trickfilme in Dresden international bekannt. Gegründet vor sechzig Jahren entstanden hier mehr als 750 Zeichen-, Puppen oder Silhouettenfilme. Die Dresdner Animationskünstler liebten ihre Zuschauer und nahmen sie mit auf die Reise ins Zauberreich der Phantasie. Der schönste Dank für ihre Arbeit, die noch ganz ohne Computer auskommen musste, war ein begeistertes Publikum. Generation widmet dieses Sonderprogramm der Kunst des DEFA-Trickfilms. (Text: Berlinale)
- Luftpost?Animationsfilm von Isabelle Favez.
Vögel aus Papier bauen sich ein Nest in einem Baum. Im Haus daneben wohnt eine Frau mit einer schwarzen Katze. Ihr Nachbar, ein kräftiger Boxer, füttert seinen Goldfisch, der in einem großen Glas auf der Fensterbank schwimmt. Die Katze kann es naturgemäß nicht lassen, immer wieder dem Goldfisch und den Vögeln nachzustellen. Einer der Vögel ist aus einem Brief gefaltet. Als die Frau ihn liest, muss sie an den Boxer denken und errötet. Eine reizende Animation mit heiterer Musik, inspiriert von den Farben eines altmodischen Luftpostbriefes. (Text: Berlinale)
- Maja?Drama von Jakub Michnikowski.
In einem ärmlichen Bauernhaus sitzen die Alten am Tisch und trauern. Nebenan ist der Tote in seinem guten Anzug aufgebahrt. Maja geht nach draußen in die dunkle Kälte. In dem windigen Hof bellt ein Hund und das Mädchen hat eine geheimnisvolle Vision. Drinnen sitzen sie immer noch und schweigen. Jemand sitzt in stillem Gebet, jemand wischt sich die Tränen weg und einer greift zum Schnaps. Als Maja wieder den Raum betritt, geht sie entschlossen zum Player und legt eine Kassette ein. Ein wunderschöner alter Blues erklingt, „Last Kind Words“ von Geeshie Wiley. Aber außer Maja hört nur noch einer die Musik. Erst bewegt er einen Finger, dann öffnet er seine Augen. Und plötzlich ist er da, unter all den anderen, in seinem schönen Anzug, lachend und tanzend zu der Musik, die er so sehr mochte.
Maja wurde gemeinsam von Jakub Michnikowski und Sebastian Weber entwickelt und realisiert. Der Film entstand im Rahmen von Sebastian Webers Zweitjahres-Übung am Institut für Kamera der Filmschule Łódź. (Text: Berlinale)
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