You Are Wanted Staffel 2: Finale oder die Frage, ob Matthias Schweighöfers Sixpack hält

20.05.2018 - 16:20 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
You Are WantedAmazon Prime Instant Video
0
0
Server sterben im Finale von You Are Wanted und das Sixpack von Matthias Schweighöfer holt sich blaue Flecke. Aber nur das Internet stirbt, Lukas Franke lebt.

"Der Typ hat Burning Man gehackt, da ist nichts Gewöhnliches an ihm." Lukas Franke (Matthias Schweighöfer) hat sich in den letzten 12 Folgen You Are Wanted einen Namen gemacht, er ist jetzt jemand in der Cyber- und Geheimdienst-Szene. Ein Märtyrer, ein Symbol für den Widerstand, gegen was auch immer. Halbtot, zerschossen, der Gosse entkraxelt bietet er seinen Feinden, der CIA, das an, was ihm noch bleibt: seinen Körper. Auf den prügelt der fuchsteufelswilde Admiral Gardner (Michael Landes) ein wie Batman in The Dark Knight auf den Joker. Das Schicksal der Welt steht und fällt mit der Frage, was Matthias Schweighöfers Sixpack aushält. Ich zähle vier kräftige Schläge in den Bauch, einen in den Schritt. Mit jedem Hieb knacken die Risse in seiner porösen Porzellanhaut.

Ein Trojanisches Pferd in You Are Wanted

Warum das alles? Nun, während wir die ganze Zeit (zu Recht!) glaubten, Lukas Franke ist am Ende mit seinem Latein, hackte (he... he...) er im Hintergrund ohne unser Beisein tatsächlich einen Plan aus. Diese komische, über die Hintertür der Rückblende in die Handlung eingeschleuste Heist-Passage wirft alles über den Kopf: Lukas wird plötzlich zum kriminellen Genie mit Weitblick. Jetzt hat er als Trojanisches Pferd die CIA Zentrale Berlin gehackt, der älteste Virus-Streich. Ich bin kein Freund von solchen Twists, weil sie eher wie Korrekturen denn literarische Geniestreiche anmuten - Rauchbomben in einem wackelnden Handlungskonstrukt.

Internet-Engel Angel

Dreh- und Angelpunkt der Wendung ist das Plot-Device Angel (Hannah Hoekstra), die in You Are Wanted eher existiert als lebt. Ihre Selbstanalyse ist dagegen köstlich: "Es gibt den Gott des Internets und ich bin einer seiner Engel." Da stellt sich die Frage, ist der Gott des Internets von seiner Schöpfung derart enttäuscht, dass er sie zerstören will? Am Ende sieht es ganz danach aus, wenn Angel von ihrem Laptop mit Burning Man einen globalen Angriff auf das Internet startet und plötzlich alle Server ihr letztes Summen aushauchen und ihre blinkenden Lichter erlöschen. Ein wahrhaft trauriger, göttlicher Anblick.

Das Ende von You Are Wanted ist sogar richtig mutig. Vieles bleibt offen, es gibt einige interessante Anknüpfungspunkte, die die Serie auf die so dringend nötige neue Ebene hieven könnten. Mir fehlt allein die Vorstellungskraft, dass die bestimmt folgende 3. Staffel auch nur einen der viele Brocken aufsammelt. Wahrscheinlicher ist ein weiterer Gedächtnisschwund. Oder der Titel der Final-Folge: ein Reboot.

  • Kurze Anmerkung zum Abschluss: You Are Wanted gibt sich betont anti-amerikanisch. Sowas spielt Reichsbürgern in die Hände, wenn etwa die deutsche Polizei den BND-Mann Wankura abführt, der Franke retten will: "Damit keiner den Amerikanern in die Quere kommt, nicht wahr", poltert Wankura und gibt dem Komissar noch einen mit. Die CIA operiert in You Are Wanted zudem von einem Standort in Berlin, ihr wichtigster Mann ist ein in dem US-Militär-Stützpunkt Ramstein aufgewachsener Soldaten-Sohn. Ist Deutschland in der Welt von You Are Wanted ein souveräner Staat oder immer noch besetzt von den USA?
  • Nebenbei lieferte das Finale noch einen der besten Dialoge der Staffel: Gardner: "Sie ist Vietnamesin. Was ist mit ihrer Familie passiert?" - CIA-Mitarber: "Vietnamkrieg 1973, vertrieben gefoltert, getötet - Nur eine Vermutung, aber ich vermute das waren wir."

Alle Binge-Recaps zur 2. Staffel von You Are Wanted:


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News